Reparaturschweißen an Aluboot

  • Hallo Schweißer,
    ich hab da mal ne Frage. Ich bin Eigner eines Segelbootes aus Aluminium. Das Boot ist komplett aus 5mm starkem EN AW-AlMg4,5Mn0,7 geschweißt. Einige Spanten und Bodenwrangen mögen auch 8-10 mm dick sein. Die Legierung ist ansich Korrosionsbeständig und Seewasserfest. Dennoch finden sich stellenweise kleine Korrosionsstellen im Innenbereich in der Bilge. Das sind kleine Krater, ca. 3-4mm im Durchmesser und bis zu 3mm tief. Dieses Phänomen kommt bei Alubooten häufig vor, auch wenn es die Eigner oft nicht zugeben wollen. Ich möchte diese Stellen schweißen und brauche dafür eine passende Maschine. Ausserdem muss vielleicht mal eine Schweißnaht nachgezogen werden und Opferannoden müssen aussen angeheftet werden alles eigentlich kleine Frickelarbeiten. Unter Umständen jedoch auch mal über Kopf. Das Ganze in einer engen Bootshalle mit ausschließlich Lichtstrom und Verlängerungskabel. Da das Boot ja fertig ist, müssen keine langen Stöße geschweißt werden. Im schlimmsten Fall muss vielleicht mal ein DIN A 4 großes Blech ausgetrennt und ersetzt werden. Kann mal sein, muss aber nicht. Was würde man in so einem Anwendungsbereich für eine Maschine nehmen? Ich habe keine Schweißerfahrung aber bin eigentlich ganz geschickt. Lassen wir mal die Kosten aussen vor. Ich will zwar kein Geld zum Fenster rauswerfen und das Gerät würde auch nicht oft laufen, aber wenn ich es denn mal brauche muss es auch zuverlässig schweißen und gerade weil ich kein Profi bin und auch nie einer sein werde muss es gut schweißen. Was soll ich nehmen? Über alle Antworten würde ich mich freuen und verbleibe, mit freundlichen Grüßen, Stephan.

  • Ich habe keine Schweißerfahrung aber bin eigentlich ganz geschickt.

    Damit wirst Du auch nicht glücklich. Lass es bleiben und suche Dir jemanden der ALU-Schweißen kann und das auch noch über Kopf. Höhere Anforderungen für einen Einsteiger gibt es kaum. Da müsstest Du erst laaange üben und selbst danach würde ich nicht empfehlen gleich an einem Bootsrumpf Hand anzulegen.
    Spare Dir Kosten, Mühe und langes 'learning by doing' und lass besser einen gelernten Profi dran, der für seine Arbeit auch gewährleistet.
    Wenn Du Dich an einem Stahlrumpf versuchen wolltest, wäre das m.E. für einen Schweißlaien und -beginner schon schwierig genug. Du bräuchtest dafür jemanden der Dir von Anbeginn alles beibringt und viel viel Übung, bis sich die gewünschten Erfolge einstellen.

    Mal schauen wie andere das hier sehen - ist nicht bös gemeint.

    BG - Reinhard

  • Hallo Reinhard, danke für die schnelle Antwort. Ich fasse die auch nicht als böse gemeint auf. Du hast ja Recht, wenn es ausschließlich um das Gewerk schweißen ginge, würde ich es genau so machen. Das Komplizierte sind die Umstände drumherum und das Timing. Das Boot liegt jetzt im Wasser und es ist ja auch nicht leck oder droht akut leck zu werden. Aber irgendwann steht mal was an. Die Kranzeit für Boote ist normalerweise der Herbst. Ich bleibe jedoch im Winter im Wasser und gehe stattdessen ab und an mal im Sommer für kurze Zeit raus ( Arbeiten am Unterwasserschiff, Antfouling... ). Das Kranen kostet ein paar hundert Euro, auch die Liegezeit auf dem jeweiligen Werftgelände ist nicht ohne. Die Werften ( die haben die Kräne ) untersagen in der Regel Arbeiten von Fremdfirmen auf ihrem Gelände, weil sie jeglichen Service selber anbieten. In aller Regel wird dieser “Service“ von möglichst günstigen Subunternehmen durchgeführt und diese “Werften“ ( eigentlich sind es ja gar keine Werften mit eigenem FACHpersonal sondern Winterlagerbetriebe ) kassieren nur ab. Diese Subunternehmen sind alles aber keine Fachbetriebe für Schweißarbeiten. Ausserdem dauert es, bis sie denn mal Zeit hätten ( was im Sinne der “Werft“ ist wegen der Platzmiete ). Die Sache müsste also privat laufen denn Eigenleistung kann die Werft nicht verbieten ( obwohl, manche drehen sogar den Strom ab ). Da ich nicht an der Küste wohne, kenne ich dort niemanden der das mal eben machen könnte. Aber auch in meinem Umfeld gibt's keinen Schweißer. Der müsste denn ja auch mal ein Wochenende Zeit haben weil eine Fahrt schon vier Stunden dauert. Das ist mir alles zu umständlich und ich bin nicht gerne auf andere angewiesen. Meine persönliche Erfahrung ist auch, dass ein engagierter Laie oft bessere Ergebnisse zustande bringt, als der vermeintliche Profi der aber eigentlich gar keinen Bock hat. Es sind also eigentlich die Umstände, die mich lenken. Ausserdem lerne ich gerne. Der Plan ist, im Wasser alles vorbereiten und freilegen, kranen, schweißen, den verbrannten Unterwasseranstrich erneuern und wieder rein. Üben kann ich Zuhause, Blech habe ich noch reichlich. Es wird wohl ein AC DC Wig - Inverter werden, max. um die 200 A, möglichst tolerant auf nicht optimale Stromversorgung mit langen Kabeln. An die Methode muss ich mich Zuhause rantasten, die Krater mit nem Dremel nachbilden und versuchen zu füllen. Wenn das nichts wird, vielleicht aufbohren, ein Gewinde reinschneiden und eine Made gleichen Materials einschweißen. Falls ich irgendwo von unten arbeiten muss wäre das vielleicht eine Methode. Aber das kann ich alles Zuhause simulieren und üben. Die Frage ist, reicht für diese eigentlich geringe “Schweißmenge“ ein günstiges Gerät oder muss es gerade deshalb und weil die Umstände so blöd sind ein teures Markengerät sein, das gut zündet und mit einer spitzen Elektrode präzises Füllen ermöglicht, ohne die Umgebung zu sehr zu erhitzen und aufzuschmelzen.

    Ich freue mich über jede Antwort und verbleibe,
    mit freundlichen Grüßen,
    Stephan

  • Hallo Stephan,
    ich kann deine Beweggründe durchaus nachvollziehen- habe ich alles ähnlich gemacht wie du.
    Das wird schon, du hast ja auch wirklcih einen Antrieb das zu lernen.
    Ich würde dir bei diesen ungünstigen Randbedingungen (alles kurzfristig, alles muß da auch zeitlich passen, etc...) aber definitiv ein Profi Gerät nehmen. Nx ist ärgerlicher, als mit dem neuen Billig Gerät zu straucheln, der geldliche Aufwand fürs drumherum steht doch in keinem Verhältnis zur Geräteeinsparung...
    Ich würde dir ein EWM Picotig 230A empfehlen, das kann an Lichtstrom betrieben werden und ist wirklich prima, auch und gerade für Anfänger geeignet.
    (Habe das Gerät selber und schon 2 Freunden das Wig-gen beigebracht)
    Gruß, Tom

  • Hallo Stephan!
    Wir sind quasi Nachbarn - allerdings, mit einem WIG-Gerät oder Übung damit kann ich leider auch nicht dienen. Nur habe ich so das Bauchgefühl, dass du mit einem Gerät über 230A bei deinem Vorhaben besser fährst. 8mm Alu dürfte schon ordentlich was an Wärme ableiten. Das kann insofern zum Problem werden, weil du mit einem kleinen Schweißgerät zwar irgendwann auch die nötige Temperatur an deinem Bauteil erreichst, der Bereich mit dieser Temperatur aber viel größer ist, als wenn du schnell und punktuell erhitzt. Du musst dir dabei klarmachen, dass Alu nicht wie Stahl erstmal weich wird, bevor es anfängt wegzufließen.

    Wenn du also übst, übe auf jeden Fall auch unter vergleichbaren Bedingungen: Das Übungsstück sollte die Wärme vergleichbar schnell ableiten wie dein Bootsrumpf, also groß genug sein.
    Grüße, Jan

    Kippt der Bauer Milch in den Tank, wird der Trecker sterbenskrank.

  • Guten Morgen,
    ja so werde ich es machen. Bin 52 und so Gott will kann ich noch 20 Jahre segeln. Ein anderes Boot möchte ich nicht mehr. 20 Jahre auf fachmännische Hilfe angewiesen zu sein ( falls mal etwas ist ) ist kein schöner Gedanke. Ausserdem habe ich die ganze Nacht vom Schweißen geträumt, von neuen Geländer, über einen neuen Grill bis hin zu einer festen Reeling aus Alu. Ich befinde mich also grad in der Phase, mir das Gerät schön zu lügen. Wie konnte es die letzten 50 Jahre ohne gehen? Wenn ich soweit erst bin, gibt es sowieso kein Zurück mehr. Es wird ein deutsches Produkt. PicoTig hört bei 200A auf ( wobei das reichen sollte ), die 230er Maschine von EWM wäre ne Tetrix aber das ist über das Ziel hinausgeschossen. Da wären aber auch noch Lorch Handytig, Merkle Mobitig und Rehm Tiger. Und wer ist Gazello28 in der Bucht?

  • Oder was wäre zum Beispiel hiermit? Fimer TT 205 EVO AC/DC Schweißinverter WIG/MMA 200A.
    Ich arbeite selber für einen italienischen CNC -Hersteller und die Jungs sind sehr innovativ und sorgfältig.

  • Um etwas zügiger und zielführender mit dem Schweißen loszulegen, mal nach „Schweißkurse WIG“, oder ähnlich formuliert, ggf. noch mit dem Zusatz des Ortes mit dem Sitz der örtlichen Handwerkskammer(HWK) und oder IHK in der bevorzugten Suchmaschine eingeben.
    Da geht immer was.
    Vielleicht können die auch helfen das ausgewählte Gerät richtig zu nutzen…
    Einfach mal bei denen direkt nachfragen, bzw. beim Übungsleiter…

  • Darum dreht es sich übrigens. Das Boot schwimmt ja schon seit 95 und alles ist dicht. Aber da sind eben diese Stellen....
    Was auch immer gemacht werden müsste, fände auf Knien und in Zwangslagen statt. Selbstverständlich würde vorher gereinigt und die Oxidschicht mechanisch entfernt. Am besten auch großflächig vorgewärmt und natürlich im Sommer gearbeitet.

  • …in Bielefeld?
    Da laufen Metaller rum?
    Geht das überhaupt?
    moin.gifd010.gif

    Ne war‘n Schpass…
    JP - Anhänger der „Bielefeldverschwörung“ und gebürtig aus MS.

  • Mal zurück zu den eigentlichen Fragen.

    Da soll hauptsächlich etwas an einem Boot aus Alu geschweißt werden.
    Die Bilder zeigen eindeutig, dass am Rumpf im MIG-Schweißverfahren geschweißt wurde.

    Das ist also eindeutig „ausreichend“!
    Das Verfahren ist auch leichter zu erlernen und „leichter“ in der Anwendung!
    Überleg doch mal, ob Du auf ein solches Gerät „umschwenkst“?
    Das würde Dir vieles erleichtern!
    Inklusive Überkopfschweißen…

  • Hast du einen 400V Anschluss zur Verfügung? Das solltest du bei der Wahl des Geräts auch berücksichtigen.
    Mein erster Gedanke war auch MIG schweißen. Aber auch da brauchst du ein gutes Gerät mit Dampf und 4-Rollen Antrieb.

    Gruß Jürgen

  • Denk auch mig. Für wig Minimum 5 mm und größer eher 300ampere wig .hab erst Lüfter Gehäuse Reparatur geschweißt 5mm auf 10mm flansch ohne zuwärmen bei 210ampere ging da nix

    Tipischer UR-BAYER seit 1974

  • Hallo Schweißer,
    vielen Dank für das Feedback. Ich glaube, ich habe mich
    falsch ausgedrückt. Das Boot wurde 95 auf einer Werft geschweißt. Die Werft liegt im heutigen Tschechien und dort werden auch noch immer Aluboote gebaut. Sicherlich mit professionellen MIG -Maschinen denn die bauen auch Behördenboote in Alu. Ich muss das Boot ja nicht neu bauen. Alles ist gut und fest. Es gibt lediglich ein paar korrodierende Stellen in der Bilge ( quasi der Keller ). Warum es dort korrodiert hat ist eine andere Geschichte. Auf jeden Fall sind dort kleine Krater entstanden ( Siehe Bild ). Diese Krater haben maximal drei -vier mm Durchmesser und sind max. 3 mm tief ( bei 5er Material ). Nicht bedrohlich aber irgendwann muss man handeln. Früher oder später bekommt jedes Aluboot diese “ Pittings“. Nur die wenigsten Eigner geben das zu. Manche kleben mit Epoxid, Sika oder Pantera Flicken drauf. Das hält auch. Ich möchte es aber schweißen. Als Laie stelle ich mir vor, dass ich mit dem MIG - Verfahren nicht präzise genug wäre. Ich glaube, damit würde man nur einen “Klecks“ auf's Loch legen ohne den Krater zu füllen. Deshalb ist mein Gedanke WIG. An Spannung stünden mit Sicherheit nur 230V zur Verfügung und das u.U. auch noch an langer Leitung. Über Kopf bedeutet, dass ich die gleichen Krater eventuell auch noch aussen finde, was bis jetzt aber noch nicht der Fall war. Trotzdem mal ein Video von einer jungen Frau aus Lüneburg, die mit einem fast baugleichen Boot in Panama segelt. Da sieht man gut was passiert, wenn man dem Phänomen nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt wird und wie in Panama damit umgegangen wird.

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  • …der „Sonnenbrand“ ist wahrscheinlich das kleinste Problem, der Alustaub vom Schleifen ist noch kritischer…

  • Der „Spezialist“ in dem Filmchen arbeitet anscheinend mit Stabelektrode, oder wie wird das hier gesehen?
    Das hat meinereiner vorher noch nicht gesehen, aber was heißt das schon…

    Wenn dem so ist, wird das Schweißgerät deutlich billiger.
    Überkopfschweißen aber immer noch nicht einfacher…

  • Der schweißt mit Alu Elektroden mit einem Schweissgleichrichter. Die Elektrode an Plus.
    Ich habe das gegoogelt, weil ich selber keine Ahnung davon habe.
    Elektrode ist 3. Wahl beim Alu schweißen, wird aber für Reparaturen noch eingesetzt. Daher vielleicht eine gute Lösung für das Boot.
    WIG fällt aus, weil du keine Stromversorgung für ein 250-300A Gerät hast.
    MIG wäre noch denkbar, wenn du ein gutes Gerät mit gutem Drahtvorschub für 230V bekommst. Da solltest du auf jeden Fall in den Fachhandel und nicht billig im Netz kaufen. Das Gerät muss auf Alu umgerüstet werden. Vorschubrollen und Schlauchpaket müssen Alu tauglich sein. Klar kann es auch mit der Standard Ausstattung eines günstigen Geräts gehen, aber wenn das Schlauchpaket ungünstig liegt, klemmt der Draht und die Naht ist im Eimer. Das Risiko wäre mir bei einem Boot zu groß.
    Die Variante mit Elektrode ist interessant. Die Investition für einen Elektroden Inverter (DC WIG Gerät) sind überschaubar. Die Geräte funktionieren mit 230V auch an langen Kabeln. Schutzgas geht draußen nur bei absoluter Windstille. Elektrode geht immer. Wenn du ein ca 200A WIG Gerät kaufst, kannst du deine anderen Projekte mit WIG schweißen und dein Boot mit dem gleichen Gerät mit der Alu Elektrode.
    Wie hoch ist dein Budget für ein Schweißgerät?

    Gruß Jürgen

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