meine ersten WIG-Versuche

Hallo Forum,

ich bin "engagierter Bastler" und habe jetzt seit etwa 2 Monaten ein AC/DC 200 TIG Puls with Plasma S von Stahlwerk und versuche wieder mal zu Schweißen. Laaange ist es her, dass ich das in der Schule mal gerlernt habe (nur Elektrode, MIG und Gas).
Nach unzähligen Seiten lesen aller möglichen Infos im Internet und Stunden Videos schauen auf Youtube endlich die ersten Versuche.
Argon ist von Zgonc Österreich, meine Übungsteile sind warmgewalzte Baustahl Bleche und Profile verschiedener Qualität und Dicke vom Schrott.
Die Teile habe ich mit neuer Fächerscheibe bzw. so einem Schleifgeflecht auf dem Winkelschleifer blank gemacht aber nicht mit Lösemittel entfettet, weil auch nicht augenscheinlich fett nach dem Schleifen. Ein Blech sieht noch etwas porig an der Oberfläche aus, ansonsten ist es blank.
Elektrode 1,6 mm grau auf der Diamantscheibe (mit Längsrillen auf ca. 2-3 mm Länge) geschliffen und die Spitze leicht plangeschliffen, 6er Düse, ca. 6-7 l/min,
DC anfänglich 70 A, dann herumprobiert, 2 Takt, Elektrodenabstand ca. 2 mm, ca. 75-85° Elekrodenneigung, ohne und zT. mit Zusatzwerkstoff WIG Schweißstäbe SG2 (Stärke 1,6 + Stärke 2,4), 0,5 s Gasvorlauf, 10 s Gasnachlauf, alles in PA

Das sieht dann bei 4 mm Baustahlblech, so aus
Mit etwa 70/25 A, 30 Hz Puls, 30% Pulsweite ohne Zusatz die 3 schmalen Raupen 8-10 cm lang unten links gezogen
rechts oben mit Zusatz 70 A ohne Puls

Mit 80 A ohne Puls
unten eine Raupe mit Zusatz zum Üben
oben eine Stumpfnaht mit und ohne Zusatz

rechts mitte ohne Zusatz 60 A ohne Puls, langsam geschweißt
unten etwa 10 cm Raupe mit wenig Zusatz, schnell geschweißt

Gut, nach den ersten Versuchen bin ich jetzt nicht begeister, aber auch nicht demotiviert. Übung macht den Meister
Was mir aber aufgefallen ist:
Schweißbad bildet sich gut aus und "Elektrode spiegelt sich darin".
Es entstehen fast immer leichte Funken ohne dass ich ins Schweißbad eintauche oder den Zusatz zu weit zurückziehe. In den Youtube-Videos brennt der Lichtbogen immer ganz ruhig ohne Spritzer.
Bei niedriger Geschwindigkeit oder beim Heften sieht man im abgekühlten Zustand Poren, als ob das Schweißbad gekocht hätte (Verunreinigung oder zu hoher C-Gehalt?).
Ein bräunlicher Hof um die Schweißnaht entsteht (oxidische Ablagerung?).
Mit der 2,4 mm Elektrode und etwa 90-100 A wird das Schweißbad etwas größer, die Schweißraupe sieht aber ähnlich aus.

Mein Überlegungen dazu:
Zu wenig Übung? ja
Falsches Gas? Gas schmeckt nicht sauer, schließe also aus, dass es falsch gefüllt ist (z.B. Corgon)
Oberfläche verunreinigt? kann sein, werde es mal vorher entfetten
Falsche Gasmenge? werde ich mal auslitern

Tipps und Kritik sind gerne willkommen.

Danke
Klemens

Hallo TimH und Morten,

danke für die Tipps. 2,5 und 3 mm Blechabfall hab ich schon geholt. Sieht auch blank aus, nur leichter Flugrost, dürfte aber trotzdem kein besonders hoch legierter Stahl sein. Für richtig schönes Edelstahblech hab ich noch keine günstige Quelle gefunden. Hab nur ein kleines Stück Edelstahlblech 0,8 mm aus einem alten Küchengerät ausgebaut und ein Stückchen Rohr aus einem Weinkühler. Das werd ich wahrscheinlich gleich mal durchbraten :lol:

Elektroden habe ich nur die grauen in 1,6 und 2,4 mm. Ich werd mir mal das Schliffbild mit der Lupe anschauen. Winkel glaube ich passt so einigermaßen, dafür hab ich einen Anschlag auf dem Schleifbock gebastelt.
5 mm Düse und etwas mehr Argon kommt heute mal dran. Zugluft hab ich nicht in meiner Werkstatt.
Gestern ist auch ein Fußpedal gekommen, vielleicht tu ich mir dann leichter ...

Hallo Gernot,

sobald ich mehr Erfahrung mit dem Gerät habe, werde ich hier etwas posten. Vor allem habe ich den Plasmaschneider noch nicht probiert. Muss erst Schläuche konfektionieren, damit das Wechseln von Ar auf Luft schneller geht. Eins kann ich schon sagen, zünden tut es immer ohne Probleme, die Schweißstromeinstellung ist etwas grob, das mitgelieferte Massekabel könnte etwas länger sein, bei der AC Stromlage hab ich noch nicht herausgefunden wie diese gemeint ist wenn man nach rechts dreht (mehr plus oder mehr minus), das Handbuch ist etwas schmal ausgefallen. Schweißstromeinstellung ist jetzt mit dem neuen Fußpedal nicht mehr sooo das Thema.

Zum Argon: Auf der Flasche steht Argon. Zgonc verleiht die Flaschen und hat im Onlineshop jedoch grüne Flaschen für Ar und graue für Corgon, meine ist grau mit grünem Aufkleber an der Schulter... Gut sagt noch nix. Mir ist nur dieses leichte Spritzen des Schweißbades aufgefallen, was von einem aktiven Gas kommen könnte und wollte ausschließen, dass ich versehentlich Corgon bekommen habe.
Wenn man reines Ar einatmet, schmeckt es nach nichts, wenn man einen Mund voll aus der Flasche nimmt. Bei größerem Anteil CO2 schmeckt es leicht säuerlich, eben wie Mineralwasser. Aber Vorsicht! Nicht inhalieren, Ar wirkt erstickend. Wenn's blöd hergeht ... Aber als Chemiker muss man ja alles mal kosten :mrgreen:

Vielleicht hab ich mich unklar ausgedrückt. Kein tiefer Lungenzug, sondern nur ein Maul voll für die Geschmacksprobe nehmen.
Daher auch der Hinweis: NICHT INHALIEREN!
Organoleptische Prüfung gehört nun mal auch zum Berufsbild des Chemikers. Er sollte nur wissen wann er so etwas tun kann.

Ein Zug aus der Flasche bringt dich nicht unbedingt um, da noch etwas Restsauerstoff in der Lunge ist. Ausprobieren muss man es trotzdem nicht ... Obwohl, dieser Blödsinn mit Helium wird sogar im Fernsehen immer wieder gezeigt. Was aber tödlich enden kann!
Alle tatsächlich inerten Gase wirken erstickend, nicht durch sich selbst (zumindest bei Normaldruck), sondern aufgrund zu geringer Sauerstoffkonzentration. Bei CO2 ist der Wirkmechanismus etwas anders (ist auch nicht inert und wirkt auf das Atemzentrum, zuerst erregend dann dämpfend bis zum Aus), das Ergebnis aber gleich.
Und nein, Chemiker haben überall Aufkleber oder Beschriftung drauf ... das wird einem gleich am Anfang der Ausbildung eingehämmert.

... womit es jetzt schon ziemlich OT wird ...

So, jetzt hab ich mal eure Tipps beherzigt, mir blaue 1,6er Nadeln und 2,5 mm Blech besorgt. Blech durch Schleifen und Entfetten ordentlich sauber gemacht und siehe da der Lichtbogen brennt jetzt sehr stabil und spritzt nicht. Nach etwa 2 m Schweißlänge kommt jetzt auch schon mehr Gefühl für den Elektrodenabstand und die Stromstärkeneinstellung. Was mir noch aufgefallen ist: ich brauche eine Lesebrille, sonst sehe ich die Elektrodenspitze nicht scharf genug und die Verdunklung am Helm muss ich etwas stärker einstellen, dann seh ich die Schweißstelle besser.
Die Außenecknaht sieht schon fast aus wie geschweißt
Eine "Konstruktion" aus rechteckigem Rohr hab ich schon zusammengebraten. Nicht ganz sooo schön, aber es hält und es ist mal was Brauchbares. Nach dem Nacharbeiten mit der Flex sieht es mMn nicht schlecht aus für meine neue Werkzeugaufhängung im Gartenschuppen.