• hat jemand mit dem material erfahrung? habe gehört, darf keine anlauffarben haben. geht das überhaupt? habe bis jetzt nur "normal" va geschweißt. da gab es immer anlauffarben. bitte um schnelle antwort.

  • Schweißen vom X2CrNiMo22-5-3 – Werkstoffnummer: 1.4462


    Gegenüber den austenitischen Stählen bestehen erhebliche Abweichungen!


    Im Schweißgut und in der Wärmeeinflußzone (WEZ) sollte der Idealzustand Phasengefüge:
    50% Austenit zu 50% Ferrit erreicht werden (Bestellspezifikationen beachten) bzw. angestrebt werden.

    Das ist gar nicht so einfach. Im Prinzip ist das Schweißen ein „Gießen“ besonderer Art
    und daher schon metallurgisch anders als das Walzgefüge.


    Ein Ungleichgewicht in den genannten Bereichen bewirkt u.a.:

    Zu hoher Ferritanteil (~> 75%) macht das Gefüge spröde, hart und damit rissempfindlicher
    Zu geringer Austenitanteil (~< 25%) vermindert die Festigkeit und
    die allgemeine Korrosionsbeständigkeit

    Geschweißt wird artgleich 1.4462 mit einem erhöhten Nickelgehalt und eingeschränktem Stickstoffgehalt
    im Schweißgut.
    Gilt auch für Schwarz- Weißverbindungen und Austenit mit Duplex Stahl.


    Dazu ein wichtiger Hinweis:

    Aus negativen Erfahrungen geben die Anwender (z.B. BASF) vielfach hier Analysengrenzen für Grundwerkstoff und Zusatzwerkstoff vor.

    Siehe Tabelle 1 (letzte Seite)

    Auch gilt:


    Schweißen ohne Zusatzwerkstoff ist im Regelfall nicht erlaubt (Versprödungsgefahr).


    Ab Wanddicken von ~ 10 bis 15mm muss ein Vorwärmen auf mindesten 100°C erfolgen.
    Hiermit wird die Abkühlzeit gesteuert.
    Man spricht von der Abkühlzeit aus der Schweißwärme: = t 12/8 Zeit.
    Sie sollte größer sein als 10 sec. (Anhaltswert). Das ist allerdings ein Messwert,
    der in der Werkstattpraxis nicht so ohne weiteres nachvollzogen werden kann.
    Gesteuert wird das auch über die:
    Wärmeeinbringung = Schweißstrom * Schweißspannung/Schweißgeschwindigkeit.
    Die Angaben in der SEW 088:
    können hier auch für den 1.4462 als Info herangezogen werden.
    t 12/8 Zeit nicht mit t 8/5 Zeit verwechseln. Die t 8/5 Zeit gilt z.B. für legierte und unlegierte Baustähle
    größerer Dicke- näheres in der SEW 088.


    Die Vorwärmtemperatur / Zwischenlagentemperatur darf 250°C nicht überschreiten.
    Der Werkstoff 1.4462 –das ist ein Nachteil:
    darf bei Betriebstemperaturen über 280°C nicht mehr eingesetzt werden!

    Die Wärmeeinbringung darf, ja sie muss höher sein, als bei austenitischen, reinaustenitischen Stählen
    (Empfehlung 1.4462 = 8-25KJ/cm). Wert beim Stahlhersteller nachfragen.


    Werden in der gleichen Werkstatt gerade auch Austenite verarbeitet
    und wird gerne mit den Werkstoffnummern gearbeitet, dann
    ACHTUNG:

    So ist der 1.4465 ein Reinaustenit, dessen Nummer nahe am 1.4462 liegt,
    aber jedoch in den Verarbeitungsrichtlinien völlig anders behandelt werden muss!


    Für den 1.4462 gilt auch:
    Beschleunigtes Abkühlen von Grundmaterial und Schweißnähten durch Druckluft und/oder Wasser ist verboten.


    Noch einige sonstige nützliche Hinweise:

    Nahtbereiche säubern, entfetten und ggf. mit Edelstahlbürste überbürsten


    Höherer Verzug als beim Austenit, Folge: z.B. also größerer Wurzelspalt


    Wurzelschutzgas ggf. auch bei den weiteren Füll-Lagen beibehalten. Argon ab 4.6 (WIG).
    Kein Stickstoff oder Wasserstoff als Formiergas.


    Zündstellen nur innerhalb der Nahtfuge. Außerhalb unbedingt vermeiden,
    ggf. Zündstelle ausschleifen, Oberflächenrißprüfung als Kontrolle auf Risse!


    Falls keine Erfahrung mit Duplexstählen vorliegt, Schulung von Schweißer und Prüfpersonal
    erforderlich. Dazu das Wissen der Lieferanten gnadenlos ausnützen (gibt’s meist umsonst!)

  • danke. also ist da ein erheblicher unterschied zwischen "normalen" va (1.450...)

    hast du selbst schon erfahrung damit gemacht? mir wollte jemand erzählen, dass es da keine anlauffarben geben darf beim schweißen. kann ich mir nicht vorstellen. man hat doch immer anlauffarben. :book::blink2::hurt:

  • also ich hab 4462 noch nicht geschweisst, und wenn ich das so lese muss ich das auch nicht unbedingt haben :D

    Aber schweissen ganz ohne Anlauffarben wüsste ich nicht wie das gehen soll???

    Um das effektiv wenigstens so gering wie möglich zu halten, würde ich mir so'n kleinen schutzgasschlitten bauen, den schnallste an deine Keramik und "schleppst" Ihn quasi nach.
    Dafür nimmste dann ein Doppelabzweigventil für Deine Argonpulle, dann kannste Schutzgasmenge für Brenner und dem Schlitten getrennt regeln

    • Offizieller Beitrag

    Das ist ja hier der pure Doktorwahn :wink: .

    Persönlich habe ich aber noch keine Erfahrung mit den Duplex-Stählen.

    Ich habe aber bei private Übungen (t2-Rohre schweissen ohne Zusatz) festgestellt, wenn man schnell scrollt -stetige Bewegung des Brenners - hat man kaum Anlauffarben.

    Habe auch noch etwas dazu gefunden-klick an für groß:

  • tja gernoth, hier sind experten im forum. die besten. nicht so wie in den anderen foren die es so gibt. :book::flex:

    na den 1.4501 habe ich doch schon geschweißt. ist doch ganz normaler va. oder habe ich da was falsch verstanden auf deinem pic????

  • Duplex Stähle müssen immer mit Zusätzen geschweißt werden, die Stickstoff enthalten, denn Stickstoff stabilisiert das Phasengleichgewicht im Schweißgut. Auch N haltige Gase sollten verwendet werden
    Sonst hat Jörg das schon gut beschrieben.
    Ein idealer Zusatz ist 22 9 3 NL

  • Zitat von "Flowelder82"

    Duplex Stähle müssen immer mit Zusätzen geschweißt werden, die Stickstoff enthalten, denn Stickstoff stabilisiert das Phasengleichgewicht im Schweißgut. Auch N haltige Gase sollten verwendet werden
    Sonst hat Jörg das schon gut beschrieben.
    Ein idealer Zusatz ist 22 9 3 NL


    ganz genau so sollte es sein

    besser Luft als Asthma

  • Moin moin zusammen,
    ich bin der neue hier...
    Ich hab da mal ne Frage bezüglich des schweißens von 1.4462:
    verschweißt werden 2 Bleche per kehlnaht (wannenlage) 1 Lage ~ a4...
    Wie kommt es,das der Lichtbogen erst schön ruhig läuft und denn auf einmal etwas "flatterhaft" wird und das Schweißgut sich mehr zu einem Blech hingezogen wird und sich dadurch bindefehler beim anderen Blech ergeben...?

    LG aus Bremen

  • Hallo
    Blaswirkung oder magnetisiertes Material.
    Klingt eher nach zweiterem.
    Im Pipelinebau(Feinkornstahl) öfter,aus unterschiedlichen Gründen.Auch im Erdölraffineriebau (zB.12CrMo19.5)Bei Duplex hatte ich es noch nicht.Aber möglich da Ferritanteil.
    In der Vorinternetzeit war immer schwierig an Infos zu kommen,hab die tollsten Sachen gehört wie es dazu kommen kann. Im Netz findet man einiges dazu.
    "Bekämpft"haben wir oft sehr rustikal.
    Kabelumwicklungen,kurzgeschlossene Umformer,mehrere" Masseklemmen"oft nur ein Zentimeter von der Heftstelle weg, grosse materialintensive Klemmen uä.
    Manchmal war der Effekt nach mehreren Heftern aufgehoben,aber auch :nach wurzeln einer Rohrseite, unmöglich die andere ohne Kampf zu schweißen.
    Der Magnetismus war oft so stark, daß die bei Vorrichtern beliebten Flachmeissel/Spalteisen flach am Steg der Fase klebten.

    _20170619_194400.JPG
    _20170619_194034.JPG

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!