WIG-Einsteiger: DC oder AC/DC für Hobby

  • Hallo Leute,

    ich will mit dem WIG-Schweißen anfangen. Ich hab bisher MAG geschweißt und mir dazu vor einigen Jahren ein sehr ordentliches stufengeschaltetes Rehm gekauft - teuer, aber ich habs nie bereut.

    Nun will ich mit dem WIG-Schweißen anfangen. Es ist jetzt nicht so, daß ich unbedingt Alu schweißen will. Zunächst will ich Stahl / Edelstahl. Fernziel: die eine oder andere Schweißnaht an meinem Oldtimer nicht in MAG sondern in WIG machen zu können.

    So gut 1000 Euro würde ich ausgeben wollen. Kann ja sein, daß es mir doch nicht liegt, daher die Obergrenze.

    Ich sehe da auf die Schnelle folgende Optionen:

    1. AC/DC Chinakracher der gehobenen Klasse z.B. das 750 Euro Weldinger.

    2. Ein DC-Gerät eines deutschen Markenhersteller, z.B. Teamwelder 180 DC Puls für gut 1100 Euro das Set.

    Was würdet Ihr tun? DC reicht mir für den Anfang sicher (erst mal Stahl vernünftig schweißen zu können ist sicher Herausforderung genug). Aber wenn ich doch mal Alu schweißen will, kauf ich ein zweites Mal. Ich hab halt durch meinen Rehm-Kauf einen gewissen Anspruch an ein Schweißgerät. Wenn ich mir das Gebrutzle ala Güde auf youtube so anschaue - also ich würde diese Kisten hochkant zum Fenster rauswerfen.

  • Moin,
    ich hab bereits weit über 10 WIG Geräte gehabt, der allergrößte Teil war gebraucht. Nie Chinakracher, alles Markenware, sei es aus Europa (EWM, Kemppi, Fronius, Lorch, ESS, Jäckle, REHM Italiener von WECO, Selco und Stel) aber auch aus den USA oder Japan Lincoln, Miller, OTC und Hitachi.
    Es war kein Totalausfall dabei. Die wenigsten Geräte wraen wirklich jung, aber ich gucke natürlich drauf, dass die beim Kauf nicht total zerschossen sind und aus vernünftiger Hand.
    Dann sind auch über 3 Jahre Alter überhaupt kein Thema. Gerade die Geräte mit Oelmaier Invertern von Jäckle oder ESS sind standfester, wenn sie vor der Übernahme (grob 2010) gebaut wurden.
    Bei ordentlichem Umgang mit der Maschine, kannst Du noch viele jahre Freude auch an einem gebrauchten Gerät haben.
    Wenn Du WIG Anfänger bist überfordert dich ein Gerät mit Mäusekino und unendlich Möglichkeiten schnell.
    Da ist eine klassische Bedienung mit Poti für jede Funktion sehr angenehm.
    Im DC Bereich findest Du schon für unter 500 was ordentliches (Kemppi Masterig 1500 z.B., mein Einstieg vor 15 Jahren, gibts mit und ohne Pulser), Merke Mobitig 190DC gibts auch mal für 750,-. Ebenso Jäckle WIG 201 DC (sehr schöner Lichtbogen und intuitive Bediehnung)
    Im AC/DC Bereich schau ruhig mal bei Geräten die hierzulande Exoten sind (gerade die Italiner sind sehr interessant).
    Viel Erfolg bei der Suche.

  • Ich denk mir halt, daß ein 15 Jahre alter Dinosaurier überholt ist. Bei meinem Rehm will ich die Computersteuerung mit Kennklinien und automatischer Drossel nicht missen. Passende Stufe einstellen und das Gerät schweißt einwandfrei. Immer. Außer bei User Error.

    Aber vielleicht ist das bei WIG anders?

    Wie seht Ihr Merkle? Sind die so gut wie EWM? Eine Niederlassung von Merkle ist bei mir ums Eck.

  • Tendenziell finde ich die Schweisseigenschaften aktueller Geräte nicht zwangsläufig besser, als die der "Dinosaurier".
    Das ist ein bisschen schwer zu beschreiben, aber vielleicht kann man es ein bisschen mit Vinyl und CD vergleichen. Viele ältere Maschinen haben einen sehr angenehm weichen Lichtbogen bei dennoch schöner Kontrolle.
    Meine alte EWM powersinus hatte wirklich tolle Schweisseigenschaften obwohl die Konstuktion wohl ein Kind der 90er war. Ich fand die der Tetrix nicht großartig unterlegen. Außer, dass sie mit dem externen Pulser nur langsamen Puls konnte.
    Auch die Jäckle mag ich sehr gern.
    Synergiesteuerung mit irgendwelchen Datenbanken im Gerät brauch ich nicht. Ich schweisse recht viel und weiss meist was ich von der Maschine will. Dazu schweisse ich fast ausschließlich mit Pedal. Da muss die Maschine primär vernünftig zünden und dann einen stabilen Lichtbogen über einen weiten Bereich abliefern.

    Ist aber auch alles davon abhängig was man schweisst und wie viel.
    Ich mache halt primär dünnes Geröhr.


  • Ist aber auch alles davon abhängig was man schweisst und wie viel.
    Ich mache halt primär dünnes Geröhr.


    Kann man so sehen, klar. Aber ich sehe das so: Warum soll ich das gespeicherte Wissen von Schweißexperten nicht nutzen? Mag ja bei WIG anders sein, aber bei MAG ist die Synergiesteuerung einfach toll. Bei anständiger Nahtvorbereitung kann dann nicht mehr viel schief gehen.

    Wo sucht Ihr eigentlich Eure Gebrauchtgeräte?

  • Naja, Wig mit Datenbank/Synergiesteuerung mag hier und da nett sein, bringt aber überhaupt nichts wenn der Nutzer nicht schweissen kann und nicht weiss wie der den Brenner oder Zusatz zu führen hat (das ist die größere Herausforderung als die Einstellung der Maschine). Und wenn er das kann, dann kann er eben in der Regel auch das Gerät einstellen.
    Insofern in meinen Augen eher Schnickschnack.
    Sowas wird aber auch kaum in wirklich günstig zu bekommen sein.

    Gebrauchtgeräte gibts in den üblichen online Plattformen oder in lokalen printmedien immer wieder mal.
    Ansonsten auch über den Tellerrand gucken, z.B. marktplaats.nl da habe ich meine Harrison Drehe her.

  • Naja, Wig mit Datenbank/Synergiesteuerung mag hier und da nett sein, bringt aber überhaupt nichts wenn der Nutzer nicht schweissen kann und nicht weiss wie der den Brenner oder Zusatz zu führen hat (das ist die größere Herausforderung als die Einstellung der Maschine).

    Synergiesteuerung meinte ich in Bezug auf MIG/MAG - da erledigt sich die Einstellerei dann weitgehend.

    Daß WIG anders ist, ist mir klar. An irgendwelche elektronische Gimmics denke ich da nicht, ein Jobspeicher höchstens, aber auch der ist nice to have.

    Ich denke mir halt, daß dank der Weiterentwicklung der Leistungselektronik moderne Geräte besser sind. Aber vielleicht täusche ich mich da.

  • Moderne Maschinen können zb die AC Wellenform unterschiedlich erzeugen. Sinus, square, soft square und Dreieck. Das kann aber mein China Kracher NTF super TIG auch schon. Einen praktischen Nutzen sehe ich darin jedoch kaum.
    Wichtig ist, dass die AC Balance einzustellen ist. Das fehlt manchen ganz alten Geräten, die noch auf einem Trafo basieren. Darauf würde ich nicht verzichten wollen. Die Inverter haben das in der Regel.

  • Ich hab gerade ein bisschen Gabeln gebaut und meine Jäckle von 2006 hergenommen. Mit ner neueren Maschine wärs auch nicht besser geworden (das limit bin in der Regel ich, die Tagesform, die Nahtvorbereitung....)
    Selbst bei meiner Tetrix habe ich den Jobspeicher kaum genutzt.
    Was die Kurvenformen in AC angeht gebe ich Jürgi recht. Eine die gut funktioniert reicht (da war meine alte Thermal Arc/Sanrex genial und auch die Stel 221 ganz hervorragend).
    Grüße
    Kai

  • Ich hab gerade ein bisschen Gabeln gebaut und meine Jäckle von 2006 hergenommen. Mit ner neueren Maschine wärs auch nicht besser geworden


    Ganz edle Teile. Hut ab.
    Denkst du nicht dass du mit einer moderneren Maschine noch etwas mehr rausholen könntest? Ob nötig oder nicht mal ausgenommen.

  • Ganz ehrlich, ich denke nein. Tagesform, Nahtvorbereitung (wenn ich 0,7er Rohre habe und 0,9er Zusatz und 1mm Spalt wird es generell schwieriger ein schönes Ergebnis zu bekommen, als wenn es saugend passt) Zugänglichkeit (0,55mm Sitzstreben an ein 1mm Sitzrohr nebeneinenander und mit 55Grad Winkel z.B. ist sehr fummelig, hier hilft ein schnellerer Puls manchmal ganz gut um in die spitzen Winkel zu kommen, da reichen die rund 1000hz der Jäckle), Zusatz (ich hab einfach den Eindruck, dass bei ER70S-2 der Lichtbogen eher rührt, als bei anderen Zusätzen)...
    Ich bin ja wirklich ein bisschen schweissgeräteverrückt (das waren bald 20 Stück die ich hatte oder geschweisst hab). Ich kann nicht feststellen, dass die modernen besser schweissen, die sind nur anders zu bedienen und sind kleiner. Ich kenne auch moderne Geräte mit denen ich weit weniger gut klarkomme, als mit diversen älteren. Natürlich rede ich da nicht von 300kg schweren Trafos aus den 70ern.
    Aber selbst die alte Hitachi AD-GP2 funktioniert wirklich gut. Balanceregelung hat die, aber keine Frequenzregelung im AC Bereich.
    Grüße

  • Absolut beeindruckende Ergebnisse! Aber so eine Jäckle ist mir einfach zu groß und schwer. Tragbar und E-Hand als Option ist ein Muß. Das Jäckle ist ja genau so ein Brummer wie mein Rehm MIG/MAG (bei dem ist das kein Problem, da ich im Hobbykeller wegen dem Schweißrauch nicht MAG-Schweißen will). Aber WIG-Schweißen würde ich da schon gerne. Meine Garage/Werkstatt ist unbeheizt, da kann ich im Winter wegen der Kälte nur grobe Sachen machen.

  • Hallo,
    die Jäckle gibts ja auch als tragbare Variante, ebenso wie die innen in weiten Teilen baugleichen kleineren ESS Inverter.
    Die bekommt man hin und wieder recht günstig. Einzig die Frage ob Pulser nötig oder nicht, stellt sich dann, die ESS sind mit einem fix eingestellten Pulsder ausgestattet, der über einen Fernregler justierbar gemacht wird, die Jäckles lassen sich mit Pulsfernregler oder einem anderen (Puls)bedienteil ausrüsten.
    Auch die alten EWM Inverter (powersinus 200) sind wirklich fantastisch und hin und wieder zu bekommen.
    Man braucht etwas Geduld, aber dann findet man z.T. wirklich gute Angebote.

  • Hallo,
    zu der Info von dir, das du gerne in deiner Keller-Werkstatt Wig schweißen möchtest will ich noch kurz was sagen.

    Beim Wig schweißen siehst du zwar den Schweißrauch nicht so extrem wie beim Mag schweißen, wo sich nach Kurzer zeit gleich Wolken bilden, aber:
    - du verwendest genauso Schutzgas, und davon sogar von der Liter-Leistung meist mehr wie beim Mag Schweißen
    - durch den Lichtbogen entstehen aufgrund der Hohen Hitze Gase, welche nicht super gesund sind (z.B. Ozon)
    - für mich das wichtigste: Wig wird meistens für CrNi Stähle (v2a / v4a) verwendet. Beim Schweißen hast du ne ordentliche Schweißrauchbelastung von den Stoffen, und die sind nicht sonderlich gesundheitsfördernd in der Lunge - die Partickel sind so klein, das die bis in´s hinterste Eck deiner Lunge kommen, und die bleiben da für immer.
    Und wenn du im Keller schweißt, dann zieht dir dieser "Feinstaub" egal wie dicht deine Türe ist, in dein Haus, Wohn & Leben-Bereich.

    Ich bin jetzt mit Sicherheit kein Gesundheitsapostel - ich weiß auch Wig CrNi im Winter in meiner Werkstatt (25m²) stundenlang, und damit es angenehm warm Bleibt, lass ich sowohl Tor als auch Türe zu, und lüfte nur zwischendurch kurz durch.
    Auch Mag geschweißt wird dort, bis n richtiger Nebel drin ist.
    Aber dabei habe ich dann ne FFP3 Maske an - die nimmt zumindest die ganz groben & größeren Partickel weg.
    Und da da du das wohl im Hobby betreibst so wie ich, hält sich die Belastung wohl noch in Grenzen, da wir das nicht Täglich 8 Std machen -
    aber in meinem Haus wo ich Wohne und Schlafe würde ich diese Gase & Partickel nicht wollen.

    Bzgl. Schweißgerät wurde ja schon alles gesagt - ich bin zum Wig schweißen mit meiner EWM Triton 170DC puls super zufrieden.

    Gruß Basti

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