wie erkenne ich Kurzlichtbogen, Sprühlichtbogen, Übergangslichtbogen beim MAG?

  • Liebe Kollegen,

    Ich sammle seit einiger Zeit Erfahrung im MAG-Schweissen von Baustahl. Früher machte ich alles mit WIG, dort gab es "nur" ein Lichtbogen mit mehr oder weniger Strom. Seit ich MAG schweisse, kann das Gerät schon selbst mehrere, ich nenne es mal "Arten". Einerseits in der Grundfunktion kann man die Spannung und den Drahtvorschub verstellen (bzw. über den Auto-Modus stellt man direkt die Nahtstärke a ein). Daraus "errechnet" das Gerät dann Spannung und Geschwindigkeit.

    Wie ich aber merkte, ist bei dünnen Blechen zb. 2mm der Lichtbogen zb. am knattern (daraus schliesse ich Kurzlichtbogen), nicht immer mein Favorit. Wenn ich zb. auf beiden Seiten eine ganz dünne Naht möchte (zb. 2x je 1mm) kommt mir die Naht schon zu "kalt" vor. Umgekehrt bei zb. 4mm Nähten gibt die Maschine schon ordentlich Gas und es fliesst richtig flüssig ab (dadurch auch schöne, flache Naht).

    Jetzt stellt sich mir als Anfänger die Frage, wie kann ich da etwas mehr Fachwissen sammeln?

    Einmal hörte ich von einem Profi, dass man entweder im Kurzlichtbogen schweissen will oder dann im Sprühlichtbogen, dazwischen will man nicht sein, sonst verwendet man das Pulsverfahren. Nun ja, puls versuchte ich auch schon, dort schmelzt es schöner ab. Aber deswegen dauerhaft auf Puls zu bleiben? Wie machen denn das diejenigen, die kein Puls haben (solche Geräte gibts sicher sehr viele)?

    Und wie erkenne ich den Übergangsbereich im Lichtbogen? Oder weiss man das einfach über die Spannung? Bzw. dort spielt ja auch die Drahtstärke noch rein und das verwendete Gas?

    Ich hab einfach nicht den Durchblick bis anhin..., vielleicht kann mir jemand auf die Sprünge helfen.

    zur Info: mein Draht ist 1mm SG2 und Gas ist 18%CO, Rest Argon.

  • Servus,

    Beim Kurzlichtbogen ist es das Eintauchen des Drahts das das Knattern erzeugt, beim Sprühlichtbogen gibt es keinen direkten Kontakt zwischen Draht und Schmelzbad mehr, die etwas ungleichmäßige Tropfenablösung erzeugt ein leichtes Knistern bis Zischen. Beim Mischlichtbogen eben phasenweise sowohl als auch, vom Geräusch her auch Elemente von beiden, aber ungleichmäßig/unregelmäßig. Diese Lichtbogenart erzeugt die meisten Spritzer, weshalb man sie versucht zu vermeiden, wenn es geht. Bei ner konventionellen Maschine hat man noch die Möglichkeit über den verwendeten Drahtdurchmesser die Bereiche zu beeinflussen, bei denen man noch im Kurz- bzw schon im Sprühlichtbogen ist. Puls ist natürlich ne schöne Sache u.A. was Spritzerbildung angeht und wie du schon gesagt hast, um den Mischlichtbogenberich zu überbrücken, aber das heißt ja nicht das das darauf begrenzt bleiben muss wenn man die Pulsmöglichkeit hat. Z.B. Schmelzbadbeherrschung bei Zwangslagen mit höheren Leistungen oder Nahtprofil bei kleinen Leistungen. Wenns allerdings rein um Abschmelzleistung/Wirtschaftlichkeit bei großen Leistungen, bevorzugt in Wannenlage, geht hat der klassische Sprühlichtbogen eher die Nase vorn.

    (Das mit den Lichtbogenarten usw. bezieht sich jetzt auf die klassischen Massivdrähte wie den SG2, Metallpulver- oder gasgeschützte, schlackebildende Fülldrähten haben dann auch nochmal so ihre Eigenheiten, das wär aber auch wieder ein Thema für sich ;) )

    edit:
    In Echtzeit und mit Ton (hauptsächlich wegen den Lichtbogensequenzen, die Erklärungen außenrum sind natürlich u.U auch nützlich), in der Reihenfolge Kurz-, Misch-, Sprühlichtbogen

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    schöne Grüße
    Tommy

  • Himmel Tommy, du erschlägst mich ja gerade mit Informationen. Ich versuche das die nächste Zeit mal detailiert auszuwerten und meine Erfahrungen zu sammeln mit deinen Tipps. Ich danke schonmal 1000mal für diese super Informationen. Dieses Forum überrascht mich immer wieder!

    Merci, Rap78!

  • Ich würde mich da gern mit einer Frage anhängen.
    an meiner SAF kann ich ja 24 Spannungen von 17,6 bis 45,5 Volt einstellen.

    wenn ich jetzt diese Tabelle bzw dieses Diagramm hier nehme:

    unerlaubter Link = 5 Euro in die Forum-Kasse

    dann würde das ja bedeuten das ich bei z.b. 20 Volt eingestellter Spannung circa 4.5-5.5 m/min Draht geben muss. Damit wäre ich laut der Grafik im Kurzlichtbogen.

    Das wiederum heißt ja das man einen Sprühlichtbogen nur bei sehr hohen Spannungen erzeugen kann, also bei z.B. 42 Volt gar kein Kurzlichtbogen möglich ist?

    Ich habe mir gerade an verschiedenen Potistellungen die Drahtvorschubgeschwindigkeit ausgemessen und versuche mir anhand dessen eine Tabelle zu erstellen die mir beim einstellen hilft. Aber so recht habe ich da noch nicht den Durchblick was sich wie verhält bzw wo nach ich gehen muss...

  • Ich habe da etwas von unserem Gernoth gefunden das mir geholfen hat, ich zitiere:
    Du möchtest ein Blech von 2mm schweißen. Dafür benötigst Du einen Kurzlichtbogen - KLB (geringe Wärme, für Dünnblech, Wurzel oder Zwangspositionen). Der KLB hat einen Einstellbereich (Spannung) bei 0,8mm Draht und Mischgas (Argon + 18% Co2) von 15,5V bis 22V. Wenn Du jetzt 19V an deiner Maschine einstellst, aber die Drahtfördergeschwindigkeit nicht anpasst z.B. statt 7,3 m/min nur 5,0 m/min einstellst, dann wird der Lichtbogen zu lang und es entstehen Schweißfehler.

    ich dachte immer Sprühlichtbogen bedeutet das man z.b. Nur 3 Meter Draht anstatt 7.3 einstellt.

    Gibts es denn eine Möglichkeit das zu errechnen oder eine Tabelle für meinen 1.2mm Draht?

  • Moin,

    das erste Diagramm auf der oben verlinkten Schweisshelden-Seite sagt doch schon eigentlich alles.

    Der führende Parameter zum Einstellen der Lichtbogenarten ist die Drahtvorschubgeschwindigkeit. Beim 1,2mm-Draht reicht der KLB von ca. 2-6 m/min, der Sprühlichtbogen beginnt bei ca. 8,5 und endet bei ca. 20m/min Drahtvorschub. Das alles sind Richtwerte und nicht wissenschaftlich exakt.

    Dazwischen liegt der Misch- oder Übergangslichtbogen, der normalerweise vermieden wird. Manchmal geht das aber nicht. Der ÜLB erzeugt viele Spritzer, ein gut eingestellter KLB oder SLB dagegen nur wenige oder nicht festhaftende Spritzer.

    Die Spannung muss danach so eingestellt werden, dass der Lichtbogen nicht zu lang (zu hohe Spannung) oder zu kurz (zu geringe Spannung) wird. Auch die Spannungswerte sind nie exakt vorauszusagen, weil es von Situation zu Situation Unterschiede gibt. Hat man nicht 2,5 sondern 25m Massekabel dranhängen (z.B. auf einer Werft), so muss eine höhere Spannung eingestellt werden, weil das Kabel Spannung "frisst". Man darf sich da nicht sklavisch an Tabellenwerte halten.

    Der Strom wiederum ergibt sich aus alledem, er wird bei keiner MIG/MAG-Maschine direkt eingestellt. Auch schwankt der Strom mit dem Kontaktrohrabstand. Gehe ich näher dran mit dem Brenner, wird der Strom steigen und umgekehrt.

    Schwieriger wird es, wenn eine einfache Schweissmaschine nur Skalenwerte (1 bis 10) am Drahtvorschub- und Spannungspoti angibt. Dann muss man nach mehr Gefühl arbeiten oder sich die Skalenwerte ermitteln. Man kann z.B. mal 15s Draht rauslaufen lassen, die Länge abmessen und dadurch die Drahtvorschubgeschwindigkeit errechnen.

    Sogenannte Synergic- ("Einknopf-") Maschinen werden noch mit Parametern wie Werkstoff, Drahtdurchmesser, Gas etc. gefüttert und passen dann mit einem Knopf Drahtvorschub und Spannung anhand einer vorgegebenen Programmierung gleichzeitig an. Dabei wird meist noch ein Stromwert angezeigt, das ist aber nur ein ungefährer Prognosewert! Die Maschine kann ja beispielsweise nicht wissen, welchen Kontaktrohrabstand du fährst, mit dem sich ja der Strom wieder ändert.

    Hilft das?

    Gruß,
    Thomas

  • Hallo Thomas,

    das hilft mir schonmal sehr weiter.
    ich lese gerade parallel die EWM Fibel fürs MAG Schweissen.

    Meine SAF hat z.B. Eine Skala von 0-10 für den Drahtvorschub. 10 sind 22m/min, wohingegen 5 nur 7.5m/min sind. Ich habe für 6 Sekunden den Drahtvorschub betätigt und mir das ganze dann hochgerechnet und an die Maschine als Tabelle gepappt.

    Früher hab ich in der Firma immer Reststücke gleicher Stärke genommen und nach Gefühl eingestellt. Das ist zuhause natürlich nicht möglich, also wird es Zeit endlich mal meine MAG MIG Kenntnisse auf das gleiche Niveau wie die Wig Fähigkeiten zu trainieren. :D

  • Freut mich dass ich ein klein wenig weiterhelfen kann daumen_blau.gif

    Schau mal in dem PDF auf Seite 51, da sind Richtwerte für die verschiedenen Bereiche bei verschiedenen Drahtdurchmessern...und insgesamt neuer Lesestoff.... :D
    PDF

    schöne Grüße
    Tommy

  • Das PDF ist super, vielen Dank dafür :)
    bsiher komme ich mit der SAF immer besser zurecht. Ich habe heute einen Binzel MB Grip 501 Brenner montieren können den ich vorerst mit der Wasserkühlung vom Ess Transtig nutze.

    Bei Strömen ab 24 Volt klappt das einstellen auch recht gut, das Poti ist aber sehr empfindlich.
    bei Geringeren Strömen tue ich mich sehr schwer da das Poti vom Drahtvorschub extrem empfindlich gerade im unteren Bereich ist. Da muss ich auch schon seeeehr Nah mit dem Brenner als Werkstück, quasi fast auf null damit meine Stromdüse nah genug an der Naht ist.

    Wahrscheinlich ist der 1.2mm Draht da auch nicht so geeignet für niedrige Geschwindigkeiten.. Bei dem Bereich von 1.5-3 Meter/min reden für nur von wenigen Grad am Poti.. ein 1mm Draht würde mich wohl eher in einen besser regelbaren Bereich bringen.
    Der 2 Rollen Vorschub neigt bis zu 3 Meter/min mit dem 4 Meter Brenner auch dazu ab und an unsauber zu laufen. Ein Umbau auf 4 Rollen ist wohl kaum wirtschaftlich...

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