Meine Buchempfehlungen zum Thema Schweißen und Karosseriearbeiten

  • Frank Rieg, Schweißen für Hobbyschlosser und Oldtimerfans, Shaker, 2015

    Der Autor ist Prof. Dr. Rieg, Inhaber des Lehrstuhls für Konstruktion an der Uni Bayreuth und gelernter Schlosser. Diese glückliche Kombination merkt man dem Buch an: sehr gut strukturiert und fundiert, aber gleichzeitig verständlich und mit Praxisbezug geschrieben.

    Das Buch behandelt die für den Hobbyanwender relevanten Schweißverfahren Elektrode, MIG/MAG, WIG und Autogen sowie Brennschneiden. In dem Buch geht es nicht nur um das Schweißen im engeren Sinne, sondern es wird auch das Wissen über das notwendige Drumrum vermittelt: etwas Materialkunde und Metallurgie, Schweißvorbereitung und benötigte Werkzeuge, Kaufberatung (allgemeine Tipps, kein "kauf Maschine xy"), detaillierte Darstellung der genannten Schweißverfahren und Brennschneiden. Dazu gibt es ein Kapitel über Schweißen an Fahrzeugen inkl. rechtlicher Fragen ("Darf ich das als Hobbyschweißer überhaupt?"). Abschließen gibt der Autor einige Anwendungsbeispiele aus seinen Hobbybasteleien, z.B. Bau von Spezialwerkzeugen für KFZ-Reparaturen.

    Das Buch enthält ein umfangreiches Literaturverzeichnis und eine Sammlung von Internet-Links - ideal, wenn man bestimmte Themen vertiefen möchte. Beispielsweise werden die einschlägigen DVS- und TÜV-Merkblätter zum Thema Schweißen an Kraftfahrzeugen aufgeführt.

    Das Buch enthält zahlreiche Grafiken und Tabellen sowie Farbfotos vom Schweißen. Die gezeigten Nähte sind alle vom Autor und man wird im Internet perfektere Nähte sehen. Der Autor schreibt dazu: "Im Internet gezeigte Nähte sind oft von Profischweißern oder gar Robotern gemacht. Diese können für Sie als Hobbyschweißer kein Maßstab sein." Welcher Autor ist schon so ehrlich?

    Ein Wort zum Thema rechtliche Fragen: das Thema wird sonst kaum behandelt - die wenigsten Autoren trauen sich da ran. Prof. Rieg bringt da endlich Licht ins Dunkel und erklärt, warum man ein DIY-Treppengeländer rechtlich problematisch ist, aber man als Hobbyschweißer an KFZs alle Schweißaufgaben fachgerecht ausführen darf.

    M. Brier, Schritt für Schritt WIG-Schweißen, Alfa Biblio, 2016

    Ein kurzes Buch zum Thema WIG-Schweißen mit zahlreichen, tollen Bildern. Hier wird wenig Theorie vermittelt, sondern die Technik des WIG-Schweißens erklärt. Manch Banales scheint mir zu ausgewalzt dargestellt und für sich allein wäre es mir zu sehr ein Bilderbuch, aber es ist eine ideale Ergänzung zum Rieg.

    J. Tannhuber, Praktisches Schweißen, Einhell, 2004

    Kein Anfängerbuch, sondern für Fortgeschrittene bzw. ein klassisches Fachbuch. Behandelt werden E-Hand, MAG und Autogenschweißen. Das Buch ist (weitgehend?) ein Reprint der Erstauflage von 1986 und das merkt man - nicht nur an den fehlenden Farbphotos - dafür gibt es viele aussagekräftige Skizzen.

    Die Beschreibung der Schweißgeräte bezieht sich auf die seinerzeitige Trafo-Technik und ist veraltet. Gleiches gilt für Normen u.ä. Das tut dem Wert des Buches keinen Abbruch. Man findet viel Fachinformation, die man in Büchern für Hobbyschweißer nicht findet. Beispielsweise Tabellen mit den ganzen Nahtarten und der korrekten Vorbereitung, häufige Schweißfehler, usw.

    Als Schweißanfänger konnte ich mit dem Buch nicht viel anfangen und hab es beiseite gelegt. Jetzt nehme ich es immer wieder mal zur Hand und bin überrascht wie viel wertvolle Information darin enthalten ist.

    Instandsetzungsschweißen an Personenkraftwagen, DVS-Merkblätter 2501-2505,2514, DVS Medien GmbH, 1997

    Technische Richtlinien des DVS (Deutscher Verband Schweißtechnik) zur fachgerechten Ausführung von Schweißarbeiten an KFZs. Herausgegeben als kleines Büchlein.

    Hier wird nicht wie in vielen youtube-Videos über das Dünnblechschweißen schwadroniert (das muß man bereits können), sondern knallhart dargestellt, wie die Schweißarbeiten an dem einzelnen Karosserieteilen auszuführen sind, so daß sie "TÜV-konform" sind. Die Richtlinien betreffen ältere Fahrzeuge (etwa bis Bj. Ende 90er) - bei modernen Fahrzeugen muß man die Vorgaben der Fahrzeughersteller beachten, da dort an verschiedenen Teilen nicht geschweißt werden darf, sondern Techniken wie CuSi3-Löten, Kleben und Nieten vorgeschrieben sind.

    Hirschberger et al., Korrosionsreparaturen am PKW, Verlag TÜV Rheinland, 1992

    Leider nur noch antiquarisch erhältlich - man kann es aber über Fernleihe bekommen und auf den Kopierer hauen - es ist nicht sehr dick.

    Vom TÜV Rheinland herausgegebenes Buch, wie Korrosionsreparaturen aus der Sicht des TÜVs auszuführen sind. Gedacht war es für KFZ-Werkstätten und angehende TÜV-Prüfer. Das Buch zeigt typische Rostreparaturen (Beispielfahrzeug ist meist ein VW Käfer) in TÜV-konformer Ausführung. Das ist kein Buch über Oldtimerrestauration, sondern wie in 70er und 80er Jahren Autos über den TÜV geschweißt wurden. Das bei Oldtimerfans verhaßte Pickelpflaster ist da oft zu sehen.

    Dennoch ist das Buch auch für Oldtimerfans sehr wertvoll, weil man wissen muß, worauf TÜV-Prüfer bei der Begutachtung der Schweißarbeiten achten. Denn bekanntlich muß man wissen, wie der Feind denkt, um ihn besiegen zu können. zunge.gif

    Edition Oldtimer Praxis, Praxishandbuch Schweißen, Heel, 2018

    Der Titel ist irreführend - das ist kein Buch über Schweißen, sondern über Blecharbeiten an KFZs - Blickwinkel ist Restauration von Oldtimern. Schweißen von Karosserieblechen kommt da natürlich vor, spielt aber nur eine Nebenrolle.

    Autor des Buches ist die Redaktion des Fachmagazin Oldtimer Praxis, Hauptakteur ist aber der bekannte Karosseriebaumeister Thomas Geis, der u.a. Kurse an der Fahrzeuigakademie Schweinfurt gibt.

    Das Buch besteht aus einem allgemeinen Teil, in dem die wichtigsten Techniken der Blechbearbeitung und die benötigten Werkzeuge vorgestellt werden. Schweißen wird nur unter dem Gesichtspunkt Karosseriearbeiten auf ein paar Seiten abgehandelt.

    Im zweiten, ausführlicheren Teil geht es an das Beispielobjekt, einen BMW 2002 von 1974, der nahezu komplett von Thomas Geis restauriert wird. Die Arbeiten wurden in zahlreichen Photos dokumentiert und mit Erklärungen versehen. Leider haben die Bilder oft Briefmarkengröße, was ihre Aussagekraft stark schmälert. Das ist natürlich dem Kostendruck geschuldet - hier kommt das Medium Buch an seine Grenzen.

    Ich finde das Buch für alle sehr empfehlenswert, die einen Oldtimer restaurieren wollen. Man kann sich ein ganz klares Bild davon machen, was auf einen zukommt. Man sieht auch, daß große Dinge (komplette Frontpartie ersetzen) eigentlich keine große Sache sind, wenn es die Bleche noch vom Hersteller oder als Repro-Teile gibt, aber ein kleines, aber kompliziertes Blech, das man selber anfertigen muß, zur echten Herausforderung werden kann.


    (... to be continued ...)

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