Schweißgase

  • Hallo!

    Für die verschiedenen Schweißprozesse benötigt man ja die verschiedenen Schweißgase.

    Meist sind es ja Gemische.

    Argon z.b um den Sauerstoff weg zu halten, Helium um die Schweißnaht spritzerfrei zu halten usw.

    Sagen wir, ich habe jetzt mehrere Hohlkörper zusammen geschweißt und möchte nicht, das ich auf Dauer diese ganzen Gemische im Inneren habe.

    Gerade Helium nicht, da es mir in das Metall eindiffundieren kann.

    Dann könnte ich doch, so konstruieren, das ich eine Aussparung fräse, auf die ich einen Deckel legen kann.

    Vorher würde man den ganzen Hohlraum mit Argon oder Stickstoff füllen und dann den Deckel drauf legen, der dann auf dem Metall aufliegt.

    Sprich es herrscht kein direkter Kontakt zu dem Stickstoff im Inneren.

    Die Aussenseite beaufschlagt man mit seinem Gasgemisch und kann dann trotzdem einwandfrei schweißen.

    Die geringen Mengen an Stickstoff die aus dem Spalt kommen, sollten da ja nichts machen.

    Oder?

    Oder muß ich mir dann eher ein Schweißgas ohne Helium oder auf Dauer schädigende Gase wie Wasserstoff suchen?

    Geht das überhaupt?

  • Ohne es jetzt recherchiert zu haben: Wie kommst du darauf, dass Helium irgendwelche Probleme verursachen könnte? Ich kann mir zwar vorstellen, dass es in ziemlich geringem Maße diffundiert (vergleiche Alphastrahlung - da haben die Heliumkerne keine Elektronenhülle, sind also kleiner und dafür (!) schneller unterwegs - bleiben aber trotzdem schon ein einem garnichtmal so dicken Stückchen Pappkarton stecken).

    Selbst wenn es dir ins Bauteil reindiffundiert, was tut es da außer weiterdiffundieren bis es draußen ist?

    Formiergas kennst du, oder?

    Kippt der Bauer Milch in den Tank, wird der Trecker sterbenskrank.

  • Ich kenne nur Schutzgas, aber kein Formiergas. Lasse mich aber gerne aufklären.

    Vom Prinzip her, würde das aber funktionieren was ich da als Idee hatte?

  • Formiergas ist Schutzgas, salopp gesagt nur eben in Hohlräume eingeleitet, um die Rückseite/Wurzel der Schweißnaht zu schützen.

    Das Helium nimmst du ja normalerweise nur mit in dein Schutzgas mit rein, um das Lichtbogenverhalten zu verändern. Auf der Rückseite oder im Hohlraum ist aber kein Lichtbogen - insofern kannst du da (vermutlich) auch einfach mit reinem Argon hantieren.

    Stickstoff ist kein Edelgas bzw. Inertgas. Es mag zwar in viele Fällen trotzdem gehen, solltest du aber immer im Hinterkopf behalten.

    Hier kommen aber bestimmt auch noch Antworten von den echten Behälterschweißern.

    Kippt der Bauer Milch in den Tank, wird der Trecker sterbenskrank.

  • Helium ist ein Inertgas, genauso wie Argon. Es reagiert nicht und es diffundiert auch nirgendwo rein oder raus. Jedenfalls nicht in Metalle und auch nicht durch rissfreie Schweißnähte. Das kann in deinem Hohlraum bleiben bis zum jüngsten Tag. Es kann unter Umständen durch Dichtungen diffundieren, das stimmt. Aber nicht durch Schweißnähte. Helium verhindert auch keine Spritzer. Wo kommt denn diese Information her?

    Ein Formiergas ist ein Gemisch aus Stickstoff und Wasserstoff. Es wird verwendet, um die Schweißnahtrückseite vor Oxidation zu schützen. Dazu würde Stickstoff schon reichen, man mischt aber gerne noch etwas Wasserstoff hinzu (5-10%), weil dieser chemisch reduzierend wirkt und schädliche Oxidation sehr wirkungsvoll unterbindet. Ein Formiergas kann man nicht als Schweißschutzgas verwenden.

    Es gibt auch Gemische aus Argon und Wasserstoff. Damit kann man sowohl Schweißen (WIG) als auch formieren. Es ist aber kein Formiergas. Wasserstoff diffundiert ebenfalls nicht in Metalle hinein, das H2-Molekül ist zu groß dazu. Nur atomarer Wasserstoff kan das, der tritt bei Raumtemperatur aber nicht auf. Nur bei Temperaturen wie im Lichtbogen.

    Info:

    https://formieren.com/leaflets/LINDE…_Schweissen.pdf

    https://www.pangas.ch/de/images/pang…m553-116585.pdf

  • Vielen dank für deine ausführliche und fachkundige Antwort.

    Wäre es eiegntlich möglich, unter völliger Inertgas Atmosphäre zu schweißen.

    So zu sagen in einem Raum voller Argon oder Stickstoff und dann nimmt man für die Schweißnaht eben das entsprechende Gasgemisch.

    Das wäre doch genauso wie wenn man bei Umgebungsluft die Schweißnaht mit Schutzgas abdeckt.

    Nur das man hier eben keinen reinen Argon oder Stickstoff möchte.

    Ist natürlich Spinnerei.

    Mich interessiert aber, ob die Flamme zum brennen Sauerstoff braucht, bzw. wie das beim Schweißen.

    MAG z.b. funktioniert.

  • Wäre es eiegntlich möglich, unter völliger Inertgas Atmosphäre zu schweißen.

    So zu sagen in einem Raum voller Argon oder Stickstoff und dann nimmt man für die Schweißnaht eben das entsprechende Gasgemisch.

    Ja, das ist möglich und wird auch gemacht. Z.B. werden auf diese Weise oft Teile aus Titan, Zirkonium oder Tantal geschweißt, die sehr empfindlich gegenüber Sauerstoff, aber auch Stickstoff und Wasserstoff sind. Das Stichwort lautet Schweißkammer oder Handschuhbox. Ist aber nur bei WIG wirklich sinnvoll, MIG und MAG rauchen zu stark. Da wäre die Kammer in kürzester Zeit mit Rauch voll und man sieht nichts mehr.

    Eine flexible Schweißkammer sieht etwa so aus: https://www.youtube.com/watch?v=mX_J3YbmG7M Die gibt es aber auch als feste Box, groß oder klein. Ein Lieferant wäre z.B. die Firma M.Braun (http://www.mbraun.de).

  • Seeehr cool!

    Dann müßte man beim MAG praktische den Rauch absaugen und gleichzeitig neues Argon in die Kammer pumpen.

    Hätte nicht gedacht, das es so was alles gibt.

  • Wenn ich also etwas verschweiße, das zur Aussenluft völlig abgeschottet ist, dann könnte ich als Formiergas auch Stickstoff reinst nehmen, weil dann die Oxidation im Inneren nicht interessiert.

    Richtig?

  • Anstatt Stickstoff und Wasserstoff, gibt es auch Argon / Helium etc.

    Gibt da sehr viele verschiedene...

    Richtig?

  • Wenn du dich an Gaslieferanten wendest die technische Gase für Schweißtechnik produzieren , gibt hier nicht nur Linde, die können dir bei deinem Vorhaben weiterhelfen

    Tipischer UR-BAYER seit 1974

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