Stahlwerk CT520P - Innerer Aufbau

  • Hallo!
    Ich habe mein neues Stahlwerk Schweißgerät mal näher angesehen, in erster Linie, um für mich festzustellen, ob ich die elektrische Sicherheit des Geräts für ausreichend befinde, um damit zu arbeiten. Zum Langeitverhalten oder Qualität der Schweißnähte, die man damit erzielen kann, kann ich noch keine Aussage treffen. Das ist auch mein erster Inverter, den ich von innen sehe, daher kann ich auch nichts dazu sagen, wie andere Hersteller sowas machen.

    1.) Das Gehäuse
    Lackiertes Stahlblechgehäuse. Man kann ohne Kunststoffclips zu zerstören etc. durch Lösen von ein paar Kreuzschlitz-Schrauben das Gehäuse sauber öffnen und wieder verschliessen. Das Blech ist sauber lackiert und entgratet, auch innen. Der PE ist auf dem Gehäuse aufgelegt und das Netzkabel hat eine Zugentlastung.
    Auf dem Gehäuse ist ein Aufkleber, der auf einen Spitzenstrom von 26.8 Ampere hinweist. Auf den ersten Blick erscheint es daher gewagt, das Gerät mit einem 1Ph.-16A Schuko-Stecker auszustatten. Strommessungen unter verschiedenen Lastfällen werde ich noch durchführen.

    2.) Innerer Aufbau
    Das Gerät ist definitiv unter Verwendung bedrahteter Bauteile handgelötet. Es gibt keine SMD-Bauteile. Somit wäre das Gerät theoretisch auch in einer Hobbywerkstatt instandzusetzen. Die Lötstellen sehen sauber aus. Der Innere Aufbau ist stabil, nicht wackelt und ich habe keine Bedenken, daß spannungsführende Teile das Gehäuse berühren können.
    Die Mosfets und zwei fette Brückengleichrichter sind an einen Alu-Kühlkörper geschraubt. An diesem ist ein grosser 12cm Lüfter montiert. Am Gehäuse sind zahlreiche Schlitze für die Frischluft. Es gibt keinerlei Netze/Filter! Das heisst Späne/Partikel/Staub von der Metallbearbeitung können ins Gehäuse eintreten und dort für Fehlfunktionen sorgen. Die Platinen sind auch nicht mit conformal coating oder zusätzlichen Einhausungen davor geschützt. Wie es Profi-Werkzeug-Hersteller machen, weiss ich leider nicht. Ich gehe davon aus, daß man daher das Gerät gut vor Metallstaub schützen muss, wenn man länger Freude dran haben möchte. Ich werde wahrscheinlich Dunstaubzugshauben-Vlies vor den Luftzutritten anbringen.
    Interessanter Weise sind die oberen Mosfets zusätzlich zu Wärmeleitpaste mit einem Wärmeleitpad zum Kühlkörper angekoppelt. Warum man das macht ist mir nicht bekannt. Die Leiterbahnen, welche grosse Ströme führen, wurden per Hand (!) mit Lötzinn aufgedickt, an Stelle einer Realisierung mittels photochemischer Verfahren, das ist meines Wissens auch sehr unüblich.
    Der Innere Aufbau gliedert sich grob in drei Teile. Die untere Platine trägt die Netzspannungsaufbereitung und den HF/HV Generator für die WIG Zündung. Auf der unteren Platine ist auch eine einstellbare Funkenstrecke hierfür. Da die Funkenstrecke auch nicht eingehaust ist, vermute ich auch, daß hier durch Staub etc. schnell mal eine (leicht zu behebende) Fehlfunktion möglich ist.
    Eine Ebene höher sind die 24 Inverter Mosfets angebracht, sowie 2 Relais und eine Kupferspule, in welche die HF eingekoppelt wird. Die Regelung / Pulssteuerung ist diskret aufgebaut, einen Mikrokontroller etc habe ich nicht finden können. Einige der Platinen enthalten eine Beschriftung "Stahlwerk", das fand ich interessant, ich ging davon aus, das die Innereien der "Chinainverter" alle gleich sind. Zumindest ist die Bestellmenge von Stahlwerk gross genug, daß ein solcher Aufwand gerechtfertigt ist. Das Bild trüben 2 Dinge. Erstens ist der LED Anzeiger für den vorgewählten Schweißstrom nur mit Sanitärsilikon befestigt, des Weiteren ist der Gasschlauch zwischen Boden und Netzteilplatine eingequetscht. Hinten am Gerät befindet sich das Magnetventil, es ist ein monostabiles Solenoid mit 230V Wechselstrommagnet. Es gibt nur ein Solenoid für Argon und Luft (Plasmaschneider). Das ist schlecht weil man sich durch unsaubere/feuchte Druckluft das WIG Schlauchpaket und das Ventil kontaminieren kann, in diesem Falle wäre eine Reinigung "Pain in the Ass" - das werde ich noch ändern, viel mehr als ein paar Fittinge und ein 2. Magnetventil braucht man dafür nicht wenn man sich mit der Thematik ein wenig auskennt.

    Fazit zum mechanischen und elektrischen Aufbau:
    Wie erwartet, bei einem Lowest - Budget-Gerät aus Asien, ist nicht alles perfekt. Sehr postiv überrascht hat mich der "offene" Aufbau des Geräts. Auf den ICs sind keine Bezeichnungen weggeschliffen/geätzt, die Platinen sind durch Steckverbinder verbunden, es ist alles leicht zu öffnen und zu zerlegen/reparieren. Ganz übel ist der Gestank, der aber langsam besser wird.
    Sicherlich kein Gerät für den rauen gewerblichen Baustelleneinsatz, aber für die Hobbywerkstatt vielleicht gar nicht so übel. Ob man damit anständig schweissen/schneiden kann muss ich noch rausfinden. Wird fortgesetzt.

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