Schweißnähte verzinnen

  • Hallo zusammen,

    ich möchte heute das Verzinnen meiner Schweißnähte am pkw angehen. Ich habe 2 große Seitenteile (Seitenwand inkl. Radlauf und Schwellerenden) als Reparaturbleche stumpf und teilweise überlappend eingeschweißt. Leider gab es mehr Verzug als erwartet (Cabrio auf Hebebühne mit Stützpfeilern und Querstreben) sodass ich viel korrigieren musste und die Übergänge somit nun keine optimale Linie haben. Außerdem musste recht viel nachgeschweißt werden, dass der Korrosionsschutz ein Thema ist. Konkret möchte ich die Naht ringsherum verzinnen, sowie eine 0.5- 1.0 cm Delle, die sich durch nachträgliches "richten" (Hebeln mit Eisenstange entlang der Kante zur Tür) ergeben hat.
    Mein Zinnlot ist 92%Sn 5%Zn 3%Cu.

    Nun einige Fragen:

    1. Ich habe früher zum Verzinnen die "nicht korrosive" Paste vom KSD genommen, diesmal allerdings zur herkömmlichen (auch vom KSD-Shop) gegriffen. Mein Plan war nun alle Stellen damit Vorzuverzinnen und dann mit NaHCO3-Lösung (Soda) zu Neutralisieren und dann mit Wasserschlauch einmal abspülen (ich habe Zugang zur Innenseite über Wartungslöcher mit Gummistopfen). Es wird aber doch empfohlen nur kleine Bereiche Vorzuverzinnen, warum?

    2. Bei der Delle muss ich viel Material auftragen. Wie problematisch ist es noch nachträglich Zinn aufzubringen wenn es zu wenig war?

    3. Alles was runtertropft möchte ich auf einem Blech auffangen und danach im Hochofen bei ca. 300 °C einschmelzen. Kann ich als Form ein L-Profil aus Stahl nehmen?

    als ich das letzte Mal vor ca. 10 Jahren verzinnt habe war das echt eine "Quälerei"... die Schweißnaht war aber absolut rostfrei als ich sie vor Kurzem rausgetrennt habe. Daher habe ich mich für das Verzinnen entschieden, auch weil an nich unmittelbar sichtbaren stellen sehr viel "gestückelt" wurde.

    Danke schonmal für eure Ratschläge!

  • Hast du das mit WIG gemacht? Wenn ja, dann hast jetzt erfahren müssen, daß man bei WIG einen erheblich höheren Verzug hat als bei MAG. MAG ist bei Sachen, wo man hinterher nicht mit einem Handambos zum Ausbeulen des Verzuges rankommt, das bessere Verfahren. Wenn man ausbeulen kann, schweißen Profis Autogen (das ist am besten, hab bzw. kann ich aber nicht) oder mit WIG, weil sich die weicheren Nähte ausbeulen lassen. Natürlich hat das bei großflächigen Verwerfungen seine Grenzen.
    Mit Profis meine in Restaurationsbereich. Im Unfallreparaturbereich betreibt mal ja hauptsächlich Teileaustausch und das muß schnell gehen.


    Mein Zinnlot ist 92%Sn 5%Zn 3%Cu.

    Zitat


    Das Verzinnen hat super funktioniert... kA warum das früher so eine Arbeit war.


    Vermutlich hast du seinerzeit bleihaltiges Zinn (Pb74Sn25Sb1 war am gängigstem) verwendet. Das gilt eigentlich am leichtesten anzuwenden, aufgrund des großen Temperaturbereichs, in dem es plastisch ist. Mit wurde von etlichen Restauratoren gesagt, daß das neue, bleifreie Lot nicht funktioniert. Ich habe es bisher noch nicht ausprobiert. Vielleicht sollte ich das mal tun.
    Verzinnen tue ich sehr wenig, u.a. wegen der Bleigeschichte. Es gibt viele youtube-Videos, wo man die Leute (auch gelernte Karosseriebauer) die verzinnten Flächen mit der Flex abschleifen sieht. Ich halte das für hirnverbrannt. Den Bleistaub verteilt man doch bis in jeden Winkel der Werkstatt und mit der Kleidung verschleppt man es auch noch in die Wohnung. Da hat man dann länger was davon.
    Zum Verzinnen habe ich eh ein gespaltenes Verhältnis. Die Verzinnungspaste ist hochkorrosiv. Und zwar auch die Dämpfe. Ich hab ein Testblech auf der Vorderseite verzinnt und mit einer Karosseriefeile glattgefeilt, aber bewußt nichts mit Waschsoda neutralisiert. Vorn blieb es blank, aber nach zwei Wochen war die Rückseite(!) vollkommen verrostet. Ich denke, daß sowas auch an der Autokarosserie in Hohlräumen passieren kann.

  • Ich habe Mig (Argon 4.8) geschweißt und nur teilweise mit WIG und Cusi3 gelötet. Der Verzug kam höchstwahrscheinlich durch das Auftrennen auf der Hebebühne. Ein Cabrio ist ja eine selbsttragende Konstruktion und jedes Blech trägt dabei. Rückblickend hätte ich eventuell aber auch weniger Verzug gehabt wenn ich nicht diese riesen Reparatur Bleche in einem Stück eingeschweißt hätte. Naja, man lernt ja am besten wenns weh tut :)
    Das mit der Korrosion habe ich heute morgen an dem Blech gesehen mit dem ich die Zinntropfen aufgefangen habe. Das ist absolut Schrott! Unfassbar wie schnell das geht.
    Wenn ich damals das Sn25Pb74Sb1 Lot gehabt hätte wäre es doch leichter gewesen?! Kam mir diesmal aber viel leichter vor.
    Das aufgefangen Zinn werde ich übrigens mit Blei Gießen, sodass ich 25% Zinnstangen mit ca 70%(?) Pb bekomme. Zinn ist ja nicht billig und Bleireste gibt's bei uns in der Radiochemie genug :D

    btw: WIG Schweißen ist ja an tragenden Teilen generell "verboten", zumindest bezieht sich jeder Prüfer auf diese eine Ausgabe vom TÜV über sachgerechte Karosserie-Instandsetzung, deren richtiger Name mir gerade entfallen ist. Natürlich stammt dieses Werk aus Zeiten in denen es noch keine WIG-Geräte gab, die Punktschweißungen ohne nennenswerten (vgl. MAG) Wärmeeinfluss können.

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