MIG/MAG und/oder MMA, die 10.000te

  • Hallo zusammen,

    ich gehöre zu dem Typus, dessen erste Frage in einem Forum lautet: "Was soll ich mir kaufen" und dessen zweiter Post unweigerlich lauten wird "MEIN SCHWEISSGERÄT IST KAPUTT!!!!!!". (lies: Ich bin zu blöd, mein Gerät zu bedienen :whistling: ).
    Außerdem weiß ich, dass die Frage schon einige Mal gestellt wurde, dennoch hoffe ich auf Eure Antworten.
    Wenn Ihr das Geschwafel überspringen wollt, lest weiter beim roten Stichunkt.

    Bisherige Erfahrung
    Das lässt sich einfach beschreiben: Absolut keine.
    Im Keller steht ein ~15Jahre alter Güde-Schweiß-Trafo meines Vaters mit ebenso alten Elektroden, der meines Wissens nach seitdem dreimal benutzt wurde.
    Vor etwa fünf Jahren hatte ich mal mit den vorhandenen 4mm Elektroden versucht, eine M3 Mutter hochkant auf ein Blech zu schweißen. Erstaunlicherweise hat das nicht funktioniert... :evil: Seitdem war mir klar, das "Schweißen" für mich zu kompliziert ist...
    Weil mir aber jetzt langsam die Alu-Maschinenbauprofile auf Dauer zu teuer werden, und man, wenn man scheißen kann, sowieso universeller arbeiten kann, will ich mich erneut in das Abenteuer Schweißen stürzen.

    Aktuelles Projekt (siehe Bild im Anhang)
    Ein entsprechendes Projekt ist auch schon (zumindest teilweise) geplant: Ein Extra-HeavyDuty-Liegestuhl, bei dem sich so ziemlich alles motorisieren lässt (ich bin ein schweres Kerlchen mit ~200kg Lebendgewicht, da darf alles eine oder zwei Nummern stabiler sein)
    Darin kommen Baustahl-Vierkantrohre mit Wandstärken 2mm-5mm zum Einsatz und auch Bleche von 2-5mm Stärke.
    Das zukünftige Schweißgerät sollte das also verkraften.

    Man darf jetzt darüber diskutieren, ob das als erstes Projekt etwas ehrgeizig ist oder nicht. Meine ersten Schweißübungen werde ich sicher nicht daran machen, sondern mir wahrscheinlich ein Gestell für einen stabilieren Tisch zusammenbruzeln...
    Aber ich will mir das Schweißgerät anschaffen, um eben meinen XXL-Stuhl zusammenschweißen zu können, schließlich sind die Motoren schon gekauft und die dazu nötige Elektronik gerade im Entwicklungsstadium...

    Zukünftige Vorhaben
    Der Stuhl verlangt nicht nach anderen Materialien / Stärken als "Baustahl" 2-5mm, aber grundsätzlich in der Lage zu sein, auch dünnere Bleche und irgendwann einmal Alu schweißen zu können, klingt verlockend.
    Auch wenn, wie gesagt, noch kein Projekt oder eine Idee dazu vorliegt.
    Vor allem aber das Schweißen von Alu ist derzeit wirklich unter "Ferner liefen" und wird, wenn ich mich selbst ganz ehrlich einschätze, auch nur Wunschdenken bleiben.

    Voraussetzungen
    Denn das genau ist das Problem mit mir: Wenn ich eine Idee habe, bin ich Feuer und Flamme und will das Projekt unbedingt umsetzen. Da werden keine Kosten und Mühen gescheut.
    Doch danach wird sich die Euphorie recht schnell legen und das Werkzeug für den größten Teil der Zeit in der Ecke der Werkstatt befinden, um nur bei seltener Gelegenheit wieder herausgeholt zu werden...
    Das ist auch der Grund, warum ich davor zurückschrecke, mit ein absolutes Profi-Gerät zu kaufen.
    Ich kenne mich gut genug, um zu wissen, dass das Gerät (nach dem ersten projekt) nicht mehr sonderlich viel benutzt werden wird.
    Ja, ein Top-Gerät ist eine Anschaffung für's Leben, aber irgendwo ist mir mein Hobby (ich verdiene damit absolut kein Geld) auch kein mehrere T€ teures Gerät wert.

    Auf der anderen Seite will ich aber auch nicht in die Billigheimer-"Chinakracher"-Fraktion abrutschen.
    Profis können auch mit diesen Geräten gute Ergebnisse erzielen, weil ich aber - wie gesagt - keinerlei Erfahrung habe, will ich ein Gerät haben, bei dem ich sicher sein kann, dass der Fehler bei mir liegt, wenn etwas nicht funktioniert.

    Ein Gerät zu leihen, oder die Arbeiten an einen Metallbaubetrieb zu vergeben, kommt für mich nicht in Frage.
    Vielleicht wäre es tatsächlich sinnvoll, ein Gerät zu leihen, wenn ich es nur selten brauche. Aber erstens mag ich es nicht, Angst haben zu müssen, bei fremdem Gerät etwas kaputt zu machen. Und zweitens bin ich etwas eigen: Ich will, dass mir die Dinge, mit denen ich arbeite, selber gehören.
    Auch die Fremdvergabe kommt für mich nicht in Betracht, denn ein wirklich großer Teil des Spaßes an dem Projekt liegt für mich im Selbermachen. Sozusagen: "Der Weg ist das Ziel". Am Schluss das fertige Projekt zu haben, ist ja schön; darauf stolz sei zu können, das Teil eigenhändig zusammengebrutzelt zu haben, noch viel schöner :thumbup:

    Welches Schweißgerät?
    Für mich stellt sich jetzt erst einmal die Frage, welches Schweißverfahren ich wählen soll: MIG/MAG oder MMA/E-Hand... oder vielleicht beides? In welches Reihenfolge?

    • Ein quasi-stationäres 400V-MIG/MAG-Gerät für die Werkstatt würde mir gut gefallen. Die Möglichkeit, damit dünnere Bleche schweißen zu können (und es vielleicht irgendwann auch auf Alu umrüsten zu können) gefällt mir. Ebenso die Tatsache, dass es hier Synergie.-Geräte gibt, die mir Einsteiger vielleicht das Leben einfacher machen könnten. Außerdem soll MAG leichter zu erlernen sein als MMA (wobei ich auch schon das Gegenteil gelesen habe). Ein weiterer Pluspunkt ist, dass ich keine Schlacke wegklopfen muss
    • Für Arbeiten im Freien oder an anderen Orten würde ein handlicher 230V-E-Hand Inverter Sinn machen. Außerdem sind die Geräte deutlich billiger als ein MIG/MAG Gerät...

    Mein momentaner Planungsstand sieht so aus, dass mir das MIG/MAG Gerät kaufen würde und - erst wenn Bedarf besteht - zusätzlich den MMA-Inverter.

    Ich habe mich ein wenig nach Schweißgeräten umgeschaut und hätte mich für die folgenden entschieden:

    • erfi stepmatic 260-4 (http://www.erfigmbh.de/pdf_d/stm_d.pdf). Preislich (mit Gasflasche so etwa ~1500€) noch im Rahmen dessen, was ich gewillt bin, auszugeben. Außerdem hat er Synergie-Programme. (und der Firmensitz ist keine 30km von mir entfernt und bekommt daher einen Lokal-Bonus)
    • Oerlikon Citoarc 1650 Force. (So etwa 650€). Wobei mich hier etwas verunsichert, dass die in etwa in der gleichen Leistungsklasse liegenden Geräte Rehm Booster.Pro 210 / Lorch MicorStick 200 ein Mehrfaches des Oerlikon kosten...

    Mache ich mit der Wahl dieser Geräte etwas falsch? Dass noch solche Sachen wie Helm, Handschuhe tec. dazukommen, ist klar...
    Ich bin blutiger Anfänger, lange Schweißraupen werde ich mit Sicherheit nicht ziehen wollen / können. 60%ED@170A@25°C bei beiden Geräten erscheint mir ausreichend...

    Macht das überhaupt Sinn? Oder ist mein Vorhaben purer Schwachsinn?

    • Bewerte ich die "Vorteile" des MAG/MIG zu hoch? Habe ich Nachteile übersehen?
    • Soll ich mir lieber zuerst den MMA-Inverter kaufen und erst dann, wenn bzw. falls mich das Schweißfieber packt, das teurere MIG/MAG Gerät?
    • Oder ist für mich das MIG/MAG komplett überflüssig und ich bekomme alles genauso gut mit dem E-Hand hin? Das würde einiges an Geld sparen...


    Weitere Fragen

    Ein paar weiterführende Fragen hätte ich allerdings auch noch:

    • Wie sieht es mit den "laufenden Kosten" im Vergleich aus? Ich werde (vom ersten Projekt abgesehen) vermutlich (sehr) wenig schweißen. Von den Anschaffungskosten des Gerätes abgesehen, was ist hier wirtschaftlicher?
    • Ist etwas beim Umgang mit dem Gas zu beachten? Eine 10 Jahre alte Propangasflasche hat imme noch Füllung, daher kann die Leckage solcher Flaschen nicht sonderlich groß sein?
    • Wie sieht es mit Belüftung während des Schweißens aus? Sowohl was das Gas als auch den Schweißrauch anbelangt. Hier habe ich auch schon von "unbedingt lebensnotwenidig" bin hin zu "überbewertet" einiges gelesen und bin dementsprechend etwas verunsichert. Wie gesagt, die Hobby-Werkstatt ist im Keller mit einem kleinen Kellerfenster
    • Ist das Ganze selbst zu lernen? Ich kennen niemanden, der mir das Schweißen beibringen könnte. Die einzige Möglichkeit, die ich hätte, wäre ein DVS-Schweißlehrgang (2 Wochen Vollzeit, ~1100€ für MMA, ~1700€ für MAG-Stahl. Alternativ 250€ pro Tag Einzelschulung). Ich brauche keine "volle" Schweißausbildung, denke ich mir. Aber wie kann ich beurteilen, ob das, was ich zusammengebrutzelt habe, auch hält oder nur so aussieht, als ob es halten könnte...

    Fragen über Fragen, mein Kopf raucht.

    Während ich meinen Kopf mit einem weizenbier.gif kühle, hoffe ich auf Eure Antworten.

    Tobias / x12z34

  • Die Lüftung solltest du schon nicht völlig vernachlässigen. Es ist erstaunlich, was für ein Nebel in wenig belüfteten Räumen schon nach der ersten Naht entsteht. Besonders wenn du mal auf die Idee kommen solltest, Edelstahl zu verarbeiten, ist frische Luft deiner Gesundheit sicherlich nicht abträglich.
    Das wäre ein Punkt pro MMA, weil du damit auch mal nach draußen ausweichen kannst.

    Du musst übrigens keinen DSV-Kurs machen um die Grundlagen gezeigt zu bekommen. Selbst hier aufm Dorf finden sich gelegentlich Schnupperkurse, wo dann Scharenweise Gartenbesitzerinnen hinströmen, um irgendwelche Schrottreste zu Skulpturen zu verkleben. Bei sowas könntest du zumindst mal den Handhabungsunterschied zwischen MMA und MAG austesten, bevor du dir ein eigenes Gerät kaufst (und die ein Bild von der Veränderung der Luftqualität machen).

    Kippt der Bauer Milch in den Tank, wird der Trecker sterbenskrank.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!