Kaufberatung: WIG-Schweißgerät für "WIG-Anfänger" mit "Profi"-Aufgaben gesucht

  • Hallo zusammen,

    erst einmal vielen Dank für die Registrierung hier in dem Forum. Es macht einen ordentlichen Eindruck und auch der Umgang hier schein adäquat und freundlich. Das ist schon mal ein sehr guter Anfang und macht neugierig auf mehr!

    Da ich auch mal so was wie eine gute Kinderstube genossen habe, erst einmal eine kurze Vorstellung:
    - Ich bin 42 und Steinbock Aszendent stur - und ja, ich habe bald Geburtstag - schon wieder! Dummerweise werde ich jetzt nur noch älter, nicht mehr schöner
    - Ich schweiße seit dem ich 18 bin. Damals mit Elektrode und einem Gerät aus den 70ern an Dünnblech (alter MGB). Inkl. Verblitzen der Augen und vielen Schlackeeinschlüssen. Am Ende folgen die Kotflügen dann doch irgendwann in den Müll
    - Seitdem habe ich immer mal wieder Kleinigkeiten und Dünnblech mit meinem MIG/MAG-Gerät von Elektra-Beckum geschweißt (meine Leidenschaft für alte Autos sei Dank). Ist eine ordentliche Maschine im Einsteiger / semiprofessionellen Segment und hat damals in den Ende 80ern ca. 1400,- DM gekostet. Ich habe irgendwann den Gleichrichter gehimmelt, den mein Vater damals noch gegen einen Leistungsfähigeren ersetze. Seitdem geht die Kiste noch besser
    - Ich renoviere seit Kurzem (3 Jahre - wie relativ alles ist ;)) eine alte Hofreite nördlich von Frankfurt und habe nun auch wieder meine Liebe zum Elektrodenschweißen wiederentdeckt

    Mein Anliegen:

    Ich suche eine gute bis sehr gute WIG-Schweißmaschine.

    Ich will sowohl wesentlich mehr Dünnblech an Autos schweißen - z.B. richtige alte Motorhauben wieder herrichten als auch u.A. eine massive Stahltreppe (Wendeltreppe komplett aus Stahl mit einem geschlossenen Stahlgeländer (ähnlich einer Schnecke) im Haus schweißen. Die Stahltreppe im Haus kann man wohl auch mit MIG/MAG schweißen. D.h. hier könnte ich mein altes Schweißgerät quälen. Allerdings sollen wohl die Schweißnähte von WIG-Maschinen schöner aussehen.
    Für die Stahltreppe musste ich mir für das Außengeländer sowieso ein Angebot einholen. Ich schätze, das ist fair, aber bringt es auf fast 13k. (die Spindel, ein 6,45m langes Rohr mit 140mm Durchmesser und 10mm Wanddicke habe ich schon auf ein ordentliches Fundament gestellt und oben befestigt). Material für die Stufen ist vorhanden. Nur die horizontalen Treppenstufen müssten noch ausgeschnitten werden, die senkrechten Tritte inkl. der zurechtgeschnittenen Stufen eingeschweißt werden sowie das Geländer gewalzt (1,27m Höhe, 8mm Dicke und 420° Windung bei einer Gesamtsteigung von 2,93m) und eingebaut werden.
    Da ich für viele andere Dinge noch sehr viel Geld brauchen werde (Elektrik, Heizung, Dächer, Dämmung, Bäder, etc.), will ich so viel wie möglich selbst machen (Thema stur). Und weil ich auch mal Alu schweißen können will oder Edelstahl oder oder oder, will ich mir wenn, dann ein richtiges Gerät kaufen, mit dem ich auch noch in 20 Jahren schweißen werde (wenn ich so alt werde)

    Konkret:
    Ich habe mir GYS als Hersteller meiner Wahl ausgesucht (Alternativen sind willkommen). Ich hatte zuvor schon mit Stahlwerk geliebäugelt, aber irgendwie kaufe ich gerne Qualität und rede mir ein, die bei GYS eher zu finden. Vielleicht gibt es aber noch weitere, gute Alternativen. Hier meine Auswahl bzw. meine konkreten Fragen zu den GYS-Geräten bzw. generell zur Handhabung von WIG-Geräten:

    Das TIG 207 AC/DC HF/FV macht einen ordentlichen Eindruck und würde in meine engere Wahl fallen. Allerdings:
    - Kann es auch 8-10mm dicke Stahlplatten an die Säule bzw. aneinander schweißen? D.h. dass der Einbrand so tief ist, dass eine Dauerbelastung und auch mal mehrere Personen auf einmal kein Problem darstellen?
    - Wie lange kann es unter dieser Last (tiefer Einbrand - hoher Strom) schweißen, wie oft muss ich pausieren?
    - Kann man mit WIG eigentlich auch gut über Kopf schweißen oder geht so was eher nur mit einem MIG/MAG-Gerät?

    Das TIG 208 AC/DC HF hat zusätzlich Wasserkühlung. Damit kenne ich mich gar nicht aus:
    - Muss ich für eine Wasserkühlung noch einen externen Wasseranschluss vorsehen?
    - Kann ich das Gerät ohne Wasserkühlung betreiben?
    - Oder ist der Wasseranschluss - wenn ich das richtig verstanden habe - nur für einen Brenner mit entsprechender Wasserkühlung notwendig. D.h. habe ich einen Brenner ohne Wasserkühlung, funktioniert das Schweißgerät so wie das 207, wenn ich einen habe mit Wasserkühlung, ist mein Brenner gekühlt und ich kann dann damit länger / bei höherem Strom schweißen, richtig?
    - Muss oder kann man die Kühlflüssigkeit irgendwann auffüllen? Ich schätze, dass durch Anschluss und Trennung eines wassergekühlten Brenners immer mal wieder etwas Kühlflüssigkeit verloren geht, oder?
    - Außerdem hat es kein "FLEXIBLE VOLTAGE", was ich der Beschreibung nach aber als nicht unattraktiv bezeichnen würde (Schweißen in der Scheune, die ca. 30m vom Haus entfernt ist und das Verlängerungskabel entsprechend lang ist).

    Das TIG 250 AC/DC HF:
    - Ist zwar eine ganz andere Preisklasse, aber wenn es darum geht, einmal Qualität zu kaufen, wäre das vielleicht auch zu rechtfertigen. Ich will (und muss perspektivisch) mit einer Maschine lange und qualitativ hochwertig auch richtige Träger, meine Wendeltreppe oder eben auch mit vielen variablen, einfach verständlichen Einstellmöglichkeiten Dünnblech perfekt verschweißen können. Ebenso können es auch mal korrodierte Aluköpfe oder Hoftore werden, die ich schweißen können will. Und vor dem Hintergrund, dass es dann eine langlebige Profimaschine wäre, würde ich auch den fast 3 mal so hohen Preis im Vergleich zum TIG 207 auch akzeptieren....

    Machen meine Überlegungen und meine Fragen Sinn? Und ähhh, ich habe immer mal wieder nach gebrauchten Maschinen bei dem bekannten Auktionshaus Ausschau gehalten. Aber man muss sich immer durch einen Wust an günstigen "China"-Geräten wühlen, um überhaupt fündig zu werden.... Und dann kann ich die Geräte sehr schlecht einschätzen.

    Vielen Dank vorab für jegliche Hilfe!

    Schönen Abend!

    Stefan

  • Hallo Stefan,
    grundsätzlich würde ich mich nicht auf einen Hersteller festlegen. Ich selber habe Geräte von Lincoln, Kemppi, Jäckle, Lorch und EWM gehabt und habe die teilweise noch heute.
    Die allermeisten waren gebraucht und haben auch die Zeit bei mir schadensfrei überstanden, wobei ich viel im Bereich kleiner Ströme mache. Verkauft habe ich die Geräte nach der Nutzung eigentlich nie mit Verlust.
    Mit dem Rehm war ich am wenigsten zufrieden (Zündeigenschaften) das war aber auch eine etwas ältere Generation, das Kemppi (mls 2300 AC/DC) war mir von der Bedienung her zu fummelig.
    Gys kenne ich nicht, aber es gibt sicher viele Alternativen.
    EWM finde ich klasse, die haben lange Erfahrung im Inverterbau, ein breites Angebot und sind nicht überteuert.
    Thermal Arc hat einen sehr schönen 300A Inverter der von Sanrex (Japanische Firma) produziert wird. Der macht einen ganz hervorragenden Eindruck.

    Was die Leistung angeht so ist bei 230A Schluss, wenn Du das Gerät an der 230V Haushaltssteckdose betrieben willst.
    Bei dickerem Alu ist das schnell ausgereizt und du kannst auch davon ausgehen, das ein Gerät was 300A bringt und laufend mit 150A betrieben wird länger hält, als eine Maschine die max. 200A kann und in diesem Bereich betrieben wird.
    Die Wasserkühlungen sind in aller Regel Brennerkühlungen. Wassergekühlte Brenner sind bei gleicher Baugröße wesentlich belastbarer als gasgekühlte. Wenn Du viel im Bereich dicker Werkstücke machst nimm ne Wasserkühlung.
    Die Stromquellen sind in der Regel luftgekühlt.

    Ich finde für mich ein Fusspedal wichtiger als einen Pulser. Ist aber Geschmackssache. Ich baue viel mit dünnwandigen Stahlrohren (0,5-1mm Wandstärke) und das wollte ich nicht ohne Pedal.

    Wenn ein Gebrauchtgerät in Frage kommt, dann schau auch ruhig mal bei cjays in Holland.
    Da habe ich mal ein Gerät gekauft, das vorher nur sehr wenige Stunden im Showroom vom Hersteller gelaufen war, da steht wie neu, und Garantie hat. Das hat rund den halben Neupreis gekostet, die Abwicklung war problemlos und zuverlässig.

    Wo liegt denn dein preisliches Limit, und wäre eine Drehstrommaschine in Ordnung, oder möchtest Du die Flexibilität einer 230V Maschine??
    Grüße

    • Offizieller Beitrag

    Das TIG 207 AC/DC HF/FV macht einen ordentlichen Eindruck und würde in meine engere Wahl fallen. Allerdings:
    - Kann es auch 8-10mm dicke Stahlplatten an die Säule bzw. aneinander schweißen? D.h. dass der Einbrand so tief ist, dass eine Dauerbelastung und auch mal mehrere Personen auf einmal kein Problem darstellen?


    In deinem Fall würde die max. Stromstärke (DC: 160A, AC: 200A) des Gerätes nicht ausreichen (Faustformel: 40 Ampere x Blechdicke), ob eine Schweißnaht die Belastung einer od. mehrere Personen standhält müsstest Du berechnen lassen. Die hängt von der Länge der Schweißnaht und dem a Maß ab.

    Zitat von wagstefan


    - Wie lange kann es unter dieser Last (tiefer Einbrand - hoher Strom) schweißen, wie oft muss ich pausieren?


    Hier mal die Einschaltdauer bei Raumtemperatur um eine unzulässige Erwärmung der Schweißstromquelle zu vermeiden:

    AC: 32 % ED bei 200A,
    DC: 47 % ED bei 160A,

    Die Einschaltdauer ist immer bemessen auf eine "Spieldauer" (Schweißzeit) von 10 Minuten. Das heißt Du könntest 3,2 Minuten (AC) ohne Pause durchschweißen und bei DC 4,7 Minuten. Danach müsstest Du theoretisch 6,8/5,3 Minuten pausieren. Praktisch wirst Du das nicht realisieren können, weil man zwischendurch Pausen einlegen muß um z.B. einen neue Schweißzusatzstab aufzunehmen/ Schweißnahtunterbrechungen etc. .

    Zitat von wagstefan


    - Kann man mit WIG eigentlich auch gut über Kopf schweißen oder geht so was eher nur mit einem MIG/MAG-Gerät?


    Alle Schweißpositionen sind möglich.

    Das TIG 208 AC/DC HF hat zusätzlich Wasserkühlung. Damit kenne ich mich gar nicht aus:
    - Muss ich für eine Wasserkühlung noch einen externen Wasseranschluss vorsehen?


    Nein, dafür ist im/am Gerät ein Vorratsbehälter.

    Zitat von wagstefan


    - Kann ich das Gerät ohne Wasserkühlung betreiben?


    Kann man, um Schäden zu vermeiden muß man aber den Wasserkreislauf mit Schläuchen überbrücken ( oder so ähnlich )

    Zitat von wagstefan


    - Oder ist der Wasseranschluss - wenn ich das richtig verstanden habe - nur für einen Brenner mit entsprechender Wasserkühlung notwendig. D.h. habe ich einen Brenner ohne Wasserkühlung, funktioniert das Schweißgerät so wie das 207, wenn ich einen habe mit Wasserkühlung, ist mein Brenner gekühlt und ich kann dann damit länger / bei höherem Strom schweißen, richtig?


    Bei dem 208er handelt es sich nur um eine Brennerkühlung (höhere Strombelastbarkeit des Brenners möglich), beim TIG 250 AC/DC gibt es zusätzlich noch eine Flüssigkeitsgekühlte Elektronik. Übrigens kann man das 207er auch noch mit einer Wasserkühlung nachrüsten.

    Zitat von wagstefan


    - Muss oder kann man die Kühlflüssigkeit irgendwann auffüllen? Ich schätze, dass durch Anschluss und Trennung eines wassergekühlten Brenners immer mal wieder etwas Kühlflüssigkeit verloren geht, oder?


    Würde ich in Regelmäßigen Abständen kontrollieren und ggf. nachfüllen.

    Zitat von wagstefan


    - Außerdem hat es kein "FLEXIBLE VOLTAGE", was ich der Beschreibung nach aber als nicht unattraktiv bezeichnen würde (Schweißen in der Scheune, die ca. 30m vom Haus entfernt ist und das Verlängerungskabel entsprechend lang ist).

    Nein, aber dafür die sogenannte "Power Factor Correction" (PFC)

    • Optimale und effiziente Nutzung des Netzstroms
    • Durch das PFC-Mudul wird die Ausgangsstromleistung des Gerätes verbessert. Somit kann das Gerät bereits an einer 16 Amp. Absicherung dauerhaft hohe Schweißleistung liefern.
    • Vorteilhaft zum Beispiel beim Einsatz von Netzstromverlängerungskabeln im Baustellenbereich.


    Das TIG 250 AC/DC HF:
    - Ist zwar eine ganz andere Preisklasse, aber wenn es darum geht, einmal Qualität zu kaufen, wäre das vielleicht auch zu rechtfertigen. Ich will (und muss perspektivisch) mit einer Maschine lange und qualitativ hochwertig auch richtige Träger, meine Wendeltreppe oder eben auch mit vielen variablen, einfach verständlichen Einstellmöglichkeiten Dünnblech perfekt verschweißen können. Ebenso können es auch mal korrodierte Aluköpfe oder Hoftore werden, die ich schweißen können will. Und vor dem Hintergrund, dass es dann eine langlebige Profimaschine wäre, würde ich auch den fast 3 mal so hohen Preis im Vergleich zum TIG 207 auch akzeptieren....

    Preise ohne Zubehör:

    TIG 207 AC/DC-HF FV = 1.495,00 Euro
    TIG 208 AC/DC-HF = 1.890,00 Euro

    TIG 250 AC/DC-HF = 4.290,00 Euro

  • Hallo Gernot,
    hab ich das richtig verstanden, dass die 250 Ac/Dc erst bei 10A anfängt?
    Das wäre ja sehr unüblich hoch für eine moderne Maschine, meine Jäckle 300A ging bei 4A los, die anderen alle bei 5A.
    Ansonsten ist das ja durchaus interessant mit der Kühlung der Leistungselektronik mittels Wasser. Da hat man nicht so viel Verschmutzung im Gerät.
    Grüße

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