3mm AlMg3, I-Naht-Problem

  • Guten Abend,

    ich stehe vor folgendem Problem und finde keinen wirklich gescheiten Lösungsansatz:

    3mm AlMg3
    I-Naht
    Wurzelseitig Kante gebrochen (1-2mm x45°)
    Oberfläche beidseitig mit Niro-Bürste metallisch gesäubert
    Balance +-0%

    Problem:
    keine saubere Wurzel, daher benötige ich mal Erfahrungswerte bzw. Anhaltspunkte, bei denen euch so eine Naht relativ gut gelungen ist.

    Ich hab schon diverse Probebleche geschweißt, aber nie wirklich zufriedenstellend. Folgendes habe ich ausprobiert: Frequenzen (50-150Hz), Ströme (60-130A), Sinus, Trapez und Rechteckstrom, Pulsen mit Pulsstrom (130-150A bei 0,15s) und Grundstrom (ca. 20-50% bei 0,2 bis 0,5s), Spaltbreite 1 bis 3mm

    Lt. diversen Richtlinien/ Tabellen etc. (WIG, Alu, I-Naht, PA) sollte das 3mm Blech mit ca. 120A und einer Schweißgeschwindigkeit von ca. 17-25cm/min gelingen. Grau ist jede Theorie :book: Bei der Stromstärke schaffe ich evtl. 5cm, danach ist das Bad nicht mehr zu beherrschen und ich muss merklich die Stromstärke verringern. Gehe ich auf 70-90A runter schaffe ich keine verschmolzene Wurzel mehr, auch nicht bei 150Hz und Rechteckstrom.

    Fest steht bisher, dass die 120A eine saubere Wurzel ermöglichen. Aber wenn das Blech dann großflächig wärmer wird, ist das Schmelzbad nicht mehr beherrschbar.

    Um es kurz zu machen. Ich benötige mal paar Erfahrungswerte und Empfehlungen, damit ich nicht ewig rumprobiere. (Stromstärke, I-Naht Spaltbreite bei 3mm, Zusatzstabdicke, Gebt ihr reichlich Zusatzwerkstoff zu? etc.)

    PS: habe mir vorhin 3,2mm AlMg5 Zusatzwerkstoff gekauft. Bisher konnte ich nur mit 2,0mm AlMg5 testen.

    Vielen Dank im voraus für hilfreiche Tipps :)

    [edit] Gerät ist eine EWM Triton 230 AC/DC. Kann so ziemlich alles mögliche einstellen (auch kHz-Pulsen und so AC-Spezial-Kram) , falls das relevant sein sollte.

  • Moin,
    Balance: -1
    Puls 500Hz (nicht zwingend erforderlich, schnürt aber den Libo ein, macht also etwas tieferen Einbrand)
    Grundstrom: 60%
    Ober/Unterstrom zu gleichen Teilen
    Gas: ArHe 70/30
    Strom gemittelt (effektiv): 80A
    bei Reinargon 4.6 ca. 20A mehr
    Draht: 3,2 oder 2,4 AlMg5 (sauber wischen mit Aceton nicht vergessen!)
    Wolframelektrode: nicht grün! eher türkis, lila, gold ..., spitz angeschliffen und eine kleine Kalotte anschmelzen
    Spalt: 0

    Nahtvorbereitung: Wurzelseitig nicht die Oxidschicht entfernen!

    Gruß seaman :sailor:

  • Strommäßig käme das ja ca. bei 120+ A Pulsstrom raus, wenn der Grundstrom 60% betragen soll und der gemittelte Strom bei ca. 100A (bei Argon 4.6) liegen soll. Ich komme da aber absolut nicht hinterher mit schweißen p100.gif Ich würde dann 1m /min oder so machen a049.gif

      Warum wurzelseitig die Oxidschicht nicht entfernen?

      Spalt=0 geht nicht. Mind. 2mm muss ich machen, da Zentrierbleche zwecks Ausrichtung dazwischen sind, welche erst nach dem Heften entfernt werden können.

  • Moin,
    mit Argon landest du bei ca. 100A (bei meiner Maschine: I u 59A, I o 98A ergibt ca.80A im Mittel für Ar/He Gemisch)
    mit Luftspalt hast du das Problem, dass das Schweißbad -je breiter er ist- immer unbeherrschbarer wird (es bricht gefühlt durch), deshalb Tendenz 0 oder eben so klein wie möglich
    je breiter der Spalt desto weniger Strom

    Zitat von "rm 84"

    Warum wurzelseitig die Oxidschicht nicht entfernen?


    weil die Oxidschicht dein Schmelzbad trägt

    Gruß seaman :sailor:

  • bei den wurzelseitigen Kanten stimmst du zu oder soll ich die dann auch unbearbeitet lassen?

    edit: Danke fürs Bild. Solch eine Naht probiere ich zu erreichen, aber ich hab wurzelseitig echt Probleme g018.gif

  • Moin,
    wenn ich ehrlich bin: wir haben in der Fertigung gar keine Zeit die Kanten anzuphasen.
    Entscheidend ist das Entfernen des Fetts auf Grund- und Zusatzwerkstoff und manchmal entferne ich die Oxidschicht auf der Decklagenseite.
    Außerdem ist das ArHe Gemisch eine ganz wunderbare Erfindung.

    Wichtig: Lass dir Zeit, das Material muss erst vorwärmen. Lieber etwas weniger Strom, dadurch etwas länger warten bis zum ersten zugeben des Drahtes, dafür Schweißbad beherrschbar auch auf Dauer. Das Bad muss langsam sacken ohne das man das Gefühl hat es rennt einem weg. Immer wenn es sackt dann Draht zugeben, ich bevorzuge den dickeren, mit dem kann man die Temperatur der Schmelze besser steuern.

    Gruß seaman :sailor:

  • ok, ich werde die Tipps übermorgen probieren umzusetzen. Früher wird der größere Schweißdraht nicht ankommen. Ich werd mich dann wieder melden und meine Erlebnisse berichten d012.gif

    Hat mir jedoch bereits jetzt weitergeholfen, vielen Dank nochmal. a025.gif

  • Zitat von "Seaman"

    Moin,
    Balance: -1
    Puls 500Hz (nicht zwingend erforderlich, schnürt aber den Libo ein, macht also etwas tieferen Einbrand)
    Grundstrom: 60%
    Ober/Unterstrom zu gleichen Teilen


    Dein Gerät pulst zwischen 2 Stromstärken (50:50 Verteilung, wie lange jeweils?) und das bei einer Wechselstromfrequenz von 500Hz? Das kann meins nicht. Hochfrequenzpulsen kann ich nur im DC-Teil von 50Hz-15kHz bzw. im AC-Teil bis 50Hz.

    Ich hänge mal 2 Bilder aus der Bedienungsanleitung an, damit wir jetzt nicht aneinander vorbei reden.

  • Moin,
    die Wechselstromfrequenz bitte nicht mit dem Pulsen in eine Topf werfen (wie Äpfel und Birnen, beide sind Obst aber eben unterschiedliche Sorten). g018.gif
    Wechselstromfrequenz liegt bei den meisten Herstellern bei 50 Hz (meine kann zwischen 40 und 60 Hz) (rot, aus Österreich und fängt mit F an) :lol:

    Die Pulsfrequenz liegt bei neueren Maschinen zwischen 1Hz und bis zu 15 ? kHz

    Der Wechselstrom hat einen 0-Durchgang bei dem der Libo "eigentlich " jedes Mal neu gezündet werden muss, man braucht ihn um die Oxidschicht des Al aufzubrechen,
    btw man kann heute auch Al mit Gleichstrom und He schweißen.
    Es gibt verschiedene Wellenformen (Rechteck, Magic Wave ...) und man kann über die Balance mehr positiven oder mehr negativen Anteil wählen.

    Der Puls ist ein "springen" der Stromstärke zwischen einem oberen und einem unteren Wert!
    Früher schweißte man mit max. 5Hz (5x je Sek.) dann versuchte der Schweißer in der Hochstromphase den Draht zu zugeben, die Niedrigstromphase sollte das Schweißbad beherrschbar halten.
    Heute mit z.B. 500Hz (versuch das da mal ;) ); hier wird eher die schon erwähnte Einschnürung des Libo gesucht als auch das Schmelzbad in Schwingung gebracht (verhindert Bindefehler, verbessert Spaltüberbrückung ...).

    Gruß seaman :sailor:

  • Hallo,

    das ist mir schon klar, aber wie sieht die Strom-Zeit-Kennlinie bei Dir dann aus? (das ist mir nicht klar a0150.gif )

    Wenn ich das jetzt richtig verstehe, dann pulst du (ich erlaube mir das "Du" f050.gif ) zwischen 2 Stromstärken (I_u 59A, I_o 98A) bei 50%iger Pulsbalance (Wieviele s oder ms jede Stromstärke jeweils anliegt ist damit ja noch nicht definiert). Bis jetzt wären wir beim ersten Bild, welches ich vorherig angefügt hatte.

    Da wir jetzt aber bei Wechselstrom sind, kommt die Frequenz hinzu. Und die Frequenz wäre dann 500Hz um den Lichtbogen einzuschnüren. (das wäre dann das vorherige Bild "AC Pulsen")

    Soweit erstmal richtig? Falls nein, bitte um Korrektur meiner Aussagen. :)

    PS: hab übrigens gestern Ar/He 70/30 mal angefragt. War nicht am Lager. Bin mal gespannt, wenn ich dann morgen den Preis mitgeteilt bekomme.

    Einen schönen Abend noch :up:

  • Moin,
    vorweg ArHe kostet richtig Geld im Gegensatz zu Ar, für Hobby Brutzeleien sollte man sich das gut überlegen.

    Noch einmal zu den Frequenzen: Wechselstrom, erforderlich zum Al schweißen, meist 50 Hz also 100 mal Wechsel zwischen + und -.
    Pulsfrequenz nicht unbedingt erforderlich aber nice to have, bei meinem Beispiel 500 Hz also 1000 mal Wechsel zwischen Stromstärke oben und Stromstärke unten.

    Frequenzen sind es nämlich beide, da es sich um Wellen handelt. siehe dazu auch meinen Vorpost.

    Gruß seaman :sailor:

  • ok, jetzt sind die Zweideutigkeiten geklärt. Wären also 1ms für die Pulszeitdauer und 1ms für die Grundstromzeitdauer (=500Hz Pulsfrequenz, 50:50 Pulsbalance). Wäre dann also die gleiche Kennlinie wie in Bild 2 bei einer Wechselstromfrequenz von ca. 50Hz. Dann kann das mein Gerät doch. (gerade so :flex: )

    Ar/He 70/30 ist ca. 20-25% teurer als Argon 4.6. Zumindest aktuell in good old saxony. Ich werds mal ausprobieren und die nächste Flasche als Ar/He nehmen.

    Schweißstäbe sind jetzt auch da. Von daher gehts jetzt ans Nahtbild verbessern...eine gute Bildvorlage habe ich ja. Nochmal danke dafür d032.gif

    Gruß

  • Guten Morgen,

    so, hab das jetzt mal ausprobiert. Funktioniert auf jeden Fall besser und die Naht sieht auch schon besser aus. Zum besseren Vergleich hätte ich gerne noch gewußt, wie schnell dein Schweißfortschritt [grob geschätzt in cm/min] bei deinen Einstellungen so ist? Und als letztes noch, ob du relativ viel Schweißstab zugibst (3,2er)? Letzteres müsstest du ja so machen, da die beidseitige Überhöhung ja relativ groß ist und das Material irgendwo herkommen muss.

    Gruß

  • Moin,
    Geschwindigkeit hab ich nie gemessen, aber schlussendlich gibt sie dir das Schmelzbad vor. (am Anfang sehr langsam, dann mit steigender Temp. schneller werdend)
    Und: Ja ich geb relativ viel Zusatzwerkstoff dazu; aber die Nahtüberhöhung, als auch die Wurzelüberhöhung liegen im Normbereich also ca. 2-3mm.

    Gruß seaman :sailor:

  • Hallo,

    gut, die Info hilft mir auch schon weiter. Kann aber sein, dass ich nochmal fragen muss, falls ich wieder auf Probleme stoße f050.gif

    Mal eine andere Frage: Wo hast Du ursprünglich deine Infos zwecks Alu-Schweissen her? DVS-Lehrunterlagen? Weil In meinen vorliegenden Unterlagen steht jedenfalls von den Tipps nichts und im Internet gibts dazu echt wenig.

    Gruß

  • Moin,

    Zitat von "RM84"

    Mal eine andere Frage: Wo hast Du ursprünglich deine Infos zwecks Alu-Schweissen her? DVS-Lehrunterlagen? Weil In meinen vorliegenden Unterlagen steht jedenfalls von den Tipps nichts und im Internet gibts dazu echt wenig.


    Ich verdien jetzt über 10 Jahre meine Brötchen damit, da lernt man einiges (sollte man zumindest). e021.gif
    Grundsätzlich und am Wichtigsten ist das Lernen von Kollegen die es können, außerdem muss man neugierig bleiben und selbst viel ausprobieren.
    Bin auch seit Jahren im DVS, die bieten die eine oder andere Vorlesung an und man kann -wenn man will- gute Fachkontakte knüpfen.

    Literatur und auch Internet helfen wenig, da findest du immer nur den gleichen alten Kram wie: "Benutzen sie zum Alu WIG schweißen grüne Wolframelektroden" ... d0101.gif

    MfG seaman :sailor:

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