Stahl brüniert vs. gezundert

  • Ich bin 1. neu hier, und hab 2. keine Ahnung, obwohl ich vor kurzem einen WIG-Schweißkurs auf der VHS besucht hatte (ein Abend 4h) .
    Ich hab bei einem Metallhändler "Bandstahl"-reste vermutlich St37 gekauft.
    Edelstahl, V2A, Tital und Alu sind derzeit kein Thema, ich will bloß mal die Mechanik lernen.
    Aufgrund der ersten, mäßig hübschen Schweißversuche sind massig Fragen aufgetaucht:

    1 was ist brüniert bzw gezundert, wie erkenn ich das in der Praxis, und ist irgendwas davon schwer zu schweißen ?

    2 Was verkauft ein Baumarkt als "normlen Stahl" ?

    3 Gibts auch St37 der weder brüniert oder gezundert ist?

    4 Woran erkenn ich zerstörungsfrei, ob eine Schweißnaht hält?
    Hintergrund: der allererste Schweißversuch war eine Stoß-verbindung zweier 5mm x 40mm Bandstahlstücke, beidseitig geschweißt.
    Sah ok aus, aber mit beherztem Biegen sprangen ein paar Brösel durch die Gegend, es hat knirsch gemacht, und es waren wieder zwei Stück. a0150.gif
    Vorgas auf 8 Sekunden, subjektiv "ewig" auf der Stelle geschweißt, Vorschub 1mm/sek, rotglühende Keramikhülse aber die Schweißnaht sah schon etwas besser aus. Rückseite dasselbe und diese Verbindung hält wirklich Gewalt aus.
    => k.A. woran ich erkennen kann ob zwei Teile wirklich verschweißt wurden, unter der Schweißraupe


    5 Soll die Wolframnalden nun spitz sein oder einen runden Gnubbel haben?
    Im Schweißkurs habe ich oft gehört wie wichtig sei dass sie spitz geschliffen sein. Aber einige Typen auf Youtube die scheinbar auch in der Schweißerausbildung arbeiten, haben in ihren Videos einen runden Gnubbel anstelle der Spitze, und das nicht um zu demonsieren wie "falsch" aussieht. Andere machen ganze Video zu perfekten Winkel der Spitze. Ich tendiere derzeit zu "spitz"

    Hier die Opfer meine ersten Schritte. Was ist das für ein Stahl genau?

    P1170619.jpg

  • ...verbrannter Stahl.

    Was wurde denn in den 4h gelehrt?

    You made my day :)

    An den TE:

    Du hattest ja bereits in einem anderen Forum gefragt, oder irre ich da?

    Der Stahl wird wohl einfacher S235JR warmgewalzt sein.

    Prüfen ob eine ordentliche Wurzel vorhanden ist kann man beispielsweise per Ultraschall. Kostet aber.

    Normalerweise bricht man sowas. Dann kann man sehen ob die Wurzel aufgeschmolzen war

  • Grundsätzlich ist es erst mal völlig egal, ob brüniert, verzundert, lackiert, ölig, rostig, etc.

    Für eine vernünftige Schweißnaht muss das Material metallisch blank sein, das gilt beim WIG schweißen noch mehr als bei anderen Schweißverfahren.

    Nimm also einen Winkelschleifer und schleif dein Bauteil erst mal sauber bis nichts mehr von der dunklen Oberfläche zu sehen ist.

    Bei Stahl arbeitet man mit Gleichstrom (DC) und einer spitz angeschliffenen Elektrode. Eine Kalotte (der Gnubbel) ist was für Alu, das braucht dich im Moment noch nicht weiter zu kümmern.

    Beim Schweißen musst du einen relativ kleinen Abstand zwischen Brenner und Werkstück halten. Tauchst du mit der Elektrode ins Schmelzbad ein oder kommst mit dem Schweißzusatz dran, heißt es sofort aufhören und die Elektrode neu anschleifen.

    Am Anfang würe ich erst mal nur ohne Zusatz das Werkstück aufschmelzen und den Brenner langsam führen, damit du ein Gefühl dafür bekommst, wie weit du das Grundmaterial aufschmiltzt und wie das Schmelzbad überhaupt aussieht.

    Dann kannst du mal auf dem Blech versuchen ein paar möglichst gleichmäßige Raupen mit Zusatz zu ziehen.

    Dabei sollte das Material nicht nur aufgelegt sein, sondern sich sauber mit dem Grundmaterial verbinden.

    Wenn du das halbwegs unter Kontrolle hast, kannst du daran gehen, Verbindungen zu schweißen.

    Das ist allerdings deutlich schwieriger, als nur Nähte aufzulegen.

    Zwei mm Bleche stumpf aneinander zu schweißen ohne Vorbereitung wird kein gutes Ergebnis liefern.

    Das Minimum wäre es bei 5mm Blechen einen gewissen Luftspalt zu lassen. Einfacher zum Schweißen wird es, wenn du beide Bleche anschrägst, so dass sich ein V ergibt. Diese heftest du dann mit ein bisschen Luftspalt zusammen kannst dann gemütlich schweißen.

    Hier mal ein Video, wo das Vorgehen schön zu sehen ist:

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    Auch den richtigen Abstand zwischen Elektrode und Werkstück sieht man schön.

    Ich selber würde wahrscheinlich etwas weniger Luftspalt nehmen.

    Wenn du eine durchgehende Wurzel auf der anderen Werkstückseite siehst, hast schon mal sehr viel richtig gemacht.

    Am Anfang wirst du immer wieder Löcher rein brennen, das lässt sich nicht vermeiden. Ist halt alles Übungssache.

    Ganz wichtig ist immer, das Schmelzbad zu beobachten. Habe ich genügend flüsiges Material, oder klebe ich den Zusatz nur darauf? Sackt mir mein Schmelzbad gerade weg und ich brenne ein Loch rein?

  • 4 Woran erkenn ich zerstörungsfrei, ob eine Schweißnaht hält?
    Hintergrund: der allererste Schweißversuch war eine Stoß-verbindung zweier 5mm x 40mm Bandstahlstücke, beidseitig geschweißt.
    Sah ok aus, aber mit beherztem Biegen sprangen ein paar Brösel durch die Gegend, es hat knirsch gemacht, und es waren wieder zwei Stück. a0150.gif

    Wie sah die Nahtvorbereitung aus? I-Naht? V-Naht? X-Naht? ... Oder hast du die beiden Stücke einfach aneinandergelegt und auf beiden Seiten eine Wurst draufgemacht? Letzteres kann nicht funktionieren, da die Schweißnaht nur oben drauf sitzt. Folge: das Bauteil bricht bei kleinen Belastungen, da die Bauteile nur oberflächlich verbunden sind.

    Wenn die Verbindung etwas aushalten soll, muß man "durchschweißen", d.h. die Schweißnaht muß bis auf die andere Seite durchgehen und sich eine Wurzel ausbilden. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Bei 5mm starken Material macht man normalerweise eine V-Naht. Was die Nahtformen bedeuten, findet man per google.

  • Das ist einfacher warmgewalzter Baustahl S235, schimpft sich auch schwarz wegen dieser schwarz-blauen Zunderschicht. Entweder kaltgewalzten Stahl nehmen oder gleich entzunderten, da sieht dann eher silber aus.

    Ah ja, brüniert ist was völlig anderes, da wird das Material erhitzt und in einem bestimmten Öl abgeschreckt, gleichzeitig erhält man einen gewisse Härtung, es gibt aber auch einen rein chemische Brünierung, je nach Mittel gibts unterschiedliche Farben.

    Edit: Hier steht noch etwas zu den Entzundermöglichkeiten.

    Entzunderter Stahl Materialwissen • Zuschnittprofi.de
    Was ist eigentlich Zunder und warum wird Stahl entzundert? In diesem Beitrag erfährst Du alles was wichtig ist …
    zuschnittprofi.de

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