Dauerhafte Spritzerbildung und unregelmäßiger Tropfenübergang beim MSG Schweißen

  • Guten Tag!

    Ich habe seit mehreren Tagen das Problem, dass sich bei einem Schweißportal bei jeder Naht das gleiche Fehlerbild zeigt ( siehe Bild).

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    Vorweg sei erwähnt, dass ich den identischen Aufbau mit den gleichen Parametern bei einem anderen Kunden erfolgreich zum laufen bekommen habe. Die Schweißnähte sahen über 10 Meter absolut fehlerfrei und gleichmäßig aus.

    Der erste Verdacht, war das Gas. Anfangs kam es aus einer Ringleitung. Anschließend habe ich verschiedene Gasflaschen angeschlossen. Mischungsverhältnis ist normalerweise 92% Argon/8 % CO2. Auch 82/18 wurde getestet. Es hat sich keine Änderung ergeben. Somit schließe ich ein verunreinigtes Gas bzw. ein falsches Mischungsverhältnis aus. (Die Flaschen sind alle chinesischer Abfüllung, aber trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass die Einflüsse anhaltend so gravierend sind.)

    Der Volumenstrom wurde direkt an der Gasdüse gemessen und war ausreichend.

    Zweiter Verdacht: Der Draht. Ich habe zwei verschiedene Roboterdrähte getestet, mit denen ich in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht habe. Auch hier kein Unterschied.

    Dritter verdacht: Drahtförderstrecke. Draht lässt sich problemlos mit der habe ziehen bei gelösten Förderrollen. Bei geschlossenen Rollen, kann ich den Draht nicht mehr ziehen, auch mit beiden Händen. Die Drahtseelen sind neu. 3 verschiedene Drahtvorschubkoffer, Schlauchpakete und Brenner getestet, aber keine Änderung.

    Vierter Verdacht: Grundmaterial. Normaler AH36 Schiffbaustahl, geprimert. Eigentlich absolut unproblematisch mit dem MAG Prozess zu schweißen. Auch nach Entfernung des Primers gab es keine Verbesserung.

    Fünfter Verdacht: Kabelverlegung. Wir müssen sehr lange Masse-, Schweißstrom-, und Steuerkabel verwenden, da die Anlage sehr groß ist. Deshalb wurde das Steuergerät direkt an die Quelle angeschlossen. Die Massekabel wurden so kurz wie möglich verlegt. Auch kein Erfolg. Die Polung ist korrekt. Die Prozessparamter sind bis auf wenige Prozent Abweichung so, wie bei baugleichen Anlagen. Die Spannungsversorgung wurde geprüft und ist auch fehlerfrei.

    Auch das wechseln der Schweißstromquellen hat keinen Erfolg gebracht. Die Ergebnisse waren immer gleich.

    Natürlich wurde auch schon versucht, die Prozessparameter zu ändern.

    Falls hier jemand irgendeine Idee hat, was ich noch testen kann, wäre ich über jeden Vorschlag dankbar.

    Vielen Dank vorweg,

    Christoph

  • Danke für die Antwort!

    Die Schutzgasleitung habe ich schon auf offensichtliche Undichtigkeiten geprüft. Die Schläuche sind tatsächlich sehr lang, aber zu hören ist nichts. Ich habe auch schon mehrere Kubikmeter an Gas vorströmen lassen, mit circa 100l/Minute. Das Leitungsdruck ist 5,5 bar. Meiner Meinung nach, sollte da keine Umgebungsluft in die Leitung eindringen können. Ist diese Annahme korrekt?

    Die Vorschubkoffer haben normalerweise auch einen Anschluss für Druckluft, um den Brenner zu reinigen. Den Druckluftanschluss habe ich allerdings schon entfernt um sicher zu gehen, dass nicht ein undichtes Ventil an allen Vorschubkoffern die Ursache ist.

    Was genau meinst du mit " Falschluft"?

  • Das liegt sehr sicher an einer falschen Einstellung bzw einem schlechten Gerät, oder gar an einer falschen Drahtelektrode.

    Für den Roboterbetrieb gibt's extra blanke Massivdrahtelektroden, z.B. ESAB OK Aristorod 12.50 . Mit denen laufen die Prozesse im Roboterbetrieb viel sauberer (kein störender Kupferabrieb).

    Bei 5,5bar zieht nichts Falschluft.

    Den Reinigungsanschluss für Druckluft bitte mal blind machen.

  • Der Vorschlag mit dem Druckluftanschluss klingt wirklich sinnvoll.

    Die Schweißstromquellen sind alle vom gleichen Typ. Deshalb würde es mich sehr wundern, wenn alle Maschinen den gleichen defekt haben, beweisen kann ich das allerdings nicht.

    Ich habe die Roboterdrähte Lincoln Merit und Lincoln Supra MIG ultra HD getestet. Auch verschiedene Rollen bzw. Drahtfässer. Mit diesen Drähten konnte ich schon problemlos mit gleichen Anlagen schweißen. Sie sind auch speziell für solche Anwendungen konzipiert.

    Die Einstellungen habe ich alle von der "Zwillingsanlage" per SD Karte kopiert. Natürlich habe ich alle Menüs geprüft und mit verschiedensten Parametern geschweißt. Sowohl Impuls als auch Gleichstrom erzeugen dieses Fehlerbild. Angenommen es liegt an einer falschen Einstellung, hättest du eine Idee, an welcher genau?

    Danke für deine Antwort!

  • Ich habe die Schlauchpakete und den Vorschubkoffer auf Abrieb kontrolliert, dies kann natürlich den Prozess stören, da hast du Recht. Ich konnte allerdings nichts erkennen. Wie gesagt, ich habe auch schon mehrere komplett gewechselte Drahtförderstrecken getestet.

  • Ich weiß nicht, was man da alles einstellen kann.

    Ich würde mal in Richtung Induktivität und Lichtbogenlänge forschen.

    Der Luftanschluss mündet im Brenner. Nach dem Sauberfräsen der Gasdüse werden so die Späne ausgeblasen. Per Venturieffekt könnte er so Nebenluft ziehen.

  • Mit Falschluft meine ich auch das Ergebnis des Venturieffektes. Unintuitiverweise kann der nicht nur im Brenner selbst, sondern auch davor schon auftreten. Hauptverdächtig ist der gesamte Bereich ab dem Gasventil, weil in diesem Leitungsteil der statische Druck besonders niedrig sein dürfte. Je nachdem, wie stark der statische Druck in der Zuleitung abfällt, wenn das Ventil zum Schweißen geöffnet wird, kann aber durchaus auch da der Venturieffekt was reinsaugen.

    Setz doch mal einen Luftballon auf den Brenner und puste den mit Schutzgas voll. Das sollte da dann eine ganze Weile drin bleiben.

    Kippt der Bauer Milch in den Tank, wird der Trecker sterbenskrank.

  • Ich gehe davon aus dass das Schlauchpaket und auch die Maschine Wassergekült sind. Vielleicht ne kleine Undichtigkeit die Dir Wasser in den Schlauch fördert ? Muss nicht viel sein... Oder vielleicht schon Feuchtigkeit im Drahtkorb ?

  • Vielen Dank für die Antworten !

    Als Neuling in dem Forum habe ich mich wirklich über die schnellen Reaktionen gefreut!

    Ich habe heute hoffentlich des Rätsels Lösung gefunden.

    Nachdem wir eine weitere Plattenstärke (10mm statt 5mm), mit anderem Primer geschweißt haben, sind die Spritzer schlagartig verschwunden. Ich vermute, dass auf die bisherigen Platten mindestens eine Schicht Primer zu viel aufgetragen wurde bzw. dass beim Sandstrahlen des Materials etwas schief gelaufen ist. Seltsamerweise sind auf einmal sämtliche Schichtdickenmessgeräte auf der Werft verschwunden, deswegen kann ich es nicht genau nachweisen.

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