Liertaurempfehlung bzgl. praktischer Schweißplanung / Schweißfolge

  • Hallo,

    ich bin Michael, wohne am Niederrhein und lese seit der Anschaffung eines WIG-Schweißgeräts hier den einen oder anderen Betrag mit. Das hat mir auch bei meinen Schweißfertigkeiten schon sehr geholfen. Nicht dass meine Nähte sonderlich voerzeigbar wären, aber immerhin komme ich mittlerweile recht zuverlässig bis zur Wurzel und habe nur noch selten Flanken-Bindungsfehler. Durch die ansteigende Routine bekomme ich die Nähte auch mit immer weniger Wärmeeintrag hin.

    Seitdem nervt mich der Verzug aber immer mehr. Ich weiß zwar, dass ein anderer Schweißprozess wie MAG da viel helfen kann, aber ich möchte lieber systematisch die anderen Bereich der Schweißkunst (richtiges Konstruieren, richtige Schweißfolge, etc) tatsächlich erlernen. Das würde dann auch noch mal beim Verzug mit MAG Schweißen helfen, wenn ich mir in Zukunft mal ein Gerät hole.

    Ich lese zwar in einigen Threads vereinzelte Tipps dazu, aber oft ist das ohne Bilder und ohne Erläuterungen der dahinter liegenden Grundlagen. Auf diese Weise dauert mir der Lernprozess zu lange.

    Daher die frage ob mir jemand ein gutes Buch oder Ausbildungshefte oder sonstwas empfehlen kann, die diese Themen nicht nur oberflächlich anreißen, insbesondere die Schweißfolge. n055.gif

  • danke das ist nett, aber mir gehts ja in erster Linie darum mir das selbst zusammenreimen zu können.

    Das nächste Projekt wird noch warten müssen, da ich wegen Hausbau ziemlich eingespannt bin.

    Ich hätte aber gern gewusst wie ich das bereits abgeschlossene Projekt besser hätte machen können:

    Es handelt sich um einen Winkelstahl 100x100; Materialstärke 10mm; vermutlich S235; verzinkt. Der ist bei der Terrassentür als Träger für den Klinkerbogen zum Einsatz gekommen. (die bereits angeschweißten Flachstähle für die Montage an der Wand spielen hier keine weitere Rolle.)

    Ich wollte passend zu den anderen Fenstern aus dem ursprünglich geraden Winkelstahl einen Bogen mit einem Stich von ca. 50 mm machen. Dazu habe ich eine Seite des Winkelstahls ca. alle 12 cm bis zur Mitte eingeflext und dann mit Schraubzwingen gegen 4 oder 5 Kanthhölzer in die gewünschte Form gebogen. Anschließend habe ich mit E-Hand die Schlitze von von beiden Seiten wieder zu geschweißt. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern in welche Richtung ich die Schlitz geschweißt habe.

    Nach Abkühlen und Ausspannen waren gerade noch 10 mm Stich übrig X/

    Ich habe dann einen zweiten Versuch gestartet (geflext), ca. 30 mm mehr Bogen als Zugabe gegeben und zuerst die Enden der Schlitze zu gepunktet. Erst dann habe ich die Schlitze wieder zu geschweißt. Auf diese Weise hatte ich immerhin noch 35 mm Stich nach dem Ausspannen. motzki.gif


    Ich habs dann so gelassen, das war noch akzeptabel, auch wenn die Bogenform nicht ganz ideal war. Aber ich hatte und habe halt noch viel mehr Baustellen.

    Wie hätte ich denn hier besser vorgehen sollen?

    • Offizieller Beitrag

    Hoffe ich habe das richtig verstanden, nur was heißt "bleibt 10mm Stich übrig"? Also wenn Du den unteren Winkelschenkel von innen geschweisst hast, dann zieht sich der Bogen nach oben. Also von der Seite schweißen, wo der spätere Bogen hinzeigen soll und richtig ziehen tut es, wenn man in diesem Fall von außen nach innen schweißt.

  • Ich verstehe die Beschreibung so, daß Michael die Lieblingstechnik der Autopfuscher angewendet hat, um Strecken oder Stauchen zu vermeiden. Google mal nach "Universalradlauf".

    Genau so habe ich gemacht. ...also diese Technik, nicht gepfuscht :D

    Hätte man da was durch die Schweißrichtung ausrichten können?


    Um Missverständnisse zu vermeiden: Der Stich ist die Höhe des Bogens, also die 50 mm in meiner Zeichnung.

    Durch das Schweißen hat sich der Träger gerade gezogen, und aus den 50 mm wurden nur noch 10 mm.

  • Wärmeverzug beim Schweißen ist immer ein unagenehmer Begleiter. Mit der richtigen

    Schweißfolge, Einspannen, Verzug einplanen, u.s.w., lässt sich der Wärmeverzug minimieren, aber ganz verhindern kann man diesen nicht. Ich wollte meine Autogenschweißerei wegen Nichtgebrauch schon verkaufen, aber als ich im Netz Videos über Flammrichten gesehen habe, verkaufe ich doch nicht. Ist auch mit viel Übung und Erfahrung verbunden, aber die Ergebinsse sind großartig - wenn man an den richtigen Stellen erwärmt :) .

    Gruß

  • Genau so habe ich gemacht. ...also diese Technik, nicht gepfuscht :D

    Nunja, das gewünschte Ergebnis hat sich ja nicht eingestellt. Und diese Technik verursacht schwer kontrollierbare Ergebnisse.

    Im KFZ-Bereich ist es Pfusch (aka kostengünstige Vorgehensweise), eine fachgerechte

    Vorgehensweise wäre Stecken - entweder mit dem Treibhammer oder mit einer Streckmaschine, erfordert aber Können und Zeit.

    Stecken wäre auch hier die beste Lösung. Nur braucht es bei diesen Materialstärken halt eine Esse und einen Amboß.

    Zurück zu deinem Problem. Der Verzug ist immer da, da die Schweißnaht beim Abkühlen schrumpft. Die Wahl der Schweißreihenfolge reduziert sich auf die Frage: von innen nach außen oder von außen nach innen. Alles andere ist egal, weil alle Nähte in die selbe Richtung ziehen. Beim Rahmen schweißen hat man ja Nähte, die in die Gegenrichtung ziehen und die man nutzen kann, damit sich der Verzug annähernd kompensiert. Da spielt die Reihenfolge eine Rolle.

    In youtube-Videos (der unsägliche Manfred Welding hat mich inzwischen gesperrt, weil ich ihm seinen Unsinn zu deutlich in den Kommentaren um die Ohren gehauen habe) wird immer so getan, als ob Spannen und Heften den Verzug komplett verhindern würde. Dem ist nicht so. Zum einen sind die Kräfte enorm, aber auch wenn man so fest gespannt hat, ist das Problem nicht weg. Die durch die Schrumpfung entstehenden Spannungen bleiben im Material. Man kann lediglich den Verzug verringern, in dem man mit Spannen und Heften verhindert, daß sich der Spalt während des Schweißens schon zuzieht.

    M.E. hast du nur die Möglichkeit, den Träger zu überbiegen, Hefter zu setzen (nicht nur außen) und dann würde ich von innen nach außen schweißen.

    Das Problem ist halt, daß das Ergebnis nicht leicht vorhergesagt werden kann, sprich wieviel du überbiegen mußt.

  • M.E. hast du nur die Möglichkeit, den Träger zu überbiegen, Hefter zu setzen (nicht nur außen) und dann würde ich von innen nach außen schweißen.

    Das Problem ist halt, daß das Ergebnis nicht leicht vorhergesagt werden kann, sprich wieviel du überbiegen mußt.

    Danke, daumen_blau.gif

    so habe ich es letztlich ja gemacht, nur dass es noch nicht genug überbogen war. Aber deine Erläuterungen helfen schon mal beim Verständnis. Mal schauen wann ich wieder son einen Träger bauen muss ... :/

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