Reparaturschweißung Kransäule

  • Hallo,

    bin gelernter Maschinebautechniker und muss eine gebrochene Kransäule von einem Moheda Forstkran schweißen.(siehe Foto)

    Die Säule ist ein 140x140 Formrohr und hat natürlich genau wo die Versteifungsplatte(kurze Frage: weis jemand wie man solche Versteifungen nennt?) auf einen Spitz zusammenläuft neben der Schweißnaht begonnen zu reißen.

    Leider finde ich im Internet keinerlei Materialangaben aus welchem Werkstoff solche Kransäulen gefertigt werden.

    Da dieses Teil von einem Freund ist möchte ich mich auf keine Spielereien einlassen und das vernünftig reparieren.

    So jetzt schneide ich die Säule komplett ab, sauber ausrichten, anfasen und wieder zusammenschweißen.(natürlich durchschweißen und mit vorwärmen)

    Danach schweiße ich auf jeder Seite Verstärkungsplatten aus 100x15 Flacheisen drüber.(natürlich lass ich die Flacheisen wieder auf einen Spitz zusammenlaufen. (Zunge)

    Als Schweißzusatz hätte ich die Böhler EV50 Elektrode zu verfügung. (MAG Böhler EMK6 Massivdraht hätte ich auch noch zur Auswahl)

    Das Flacheisen besteht aus einem S235 Wald und Wiesen Stahl.

    So jetzt zur eigendlichen Frage:

    Formrohr mit Elektrode ,Platte mit MAG schweißen? bzw bin ich mit diesen Schweißzusätzen überhaupt auf der richtigen Seite?

    und reicht die Festigkeit des Flacheisens?

    LG und danke für die Antworten

  • Hallo Renti,

    zu deiner ersten Frage..... Diese Bleche nennt man in der Regel u. a. auch Knotenbleche. Bei deinem Ausleger würde eigentlich nur ein PMI-Test Aufschluss über das Material geben. Da ich im Bereich Kran und Ausleger lange tätig gewesen bin glaube ich, dass du evtl. stark auf dem falschen Weg bist was dein SZW und dein Grundmaterial angeht. Ich vermute vielmehr, dass es sich um einen Feinkornbaustahl handelt..... Bei der Größe schätze ich mal, das es ein 690er sein könnte. Somit ist dein SZW grundauf nicht richtig. Auch Vorwärmen ist da kontraproduktiv da du bei Feinkornbaustahl die t8/5 Abkühlzeit beachten musst........ Ohne Unterlagen ist das aber alles schwer zu beurteilen...... Gerade was Kranstützen oder Ausleger angeht

  • Moin,

    ich sehe das genauso. Könntest du vielleicht ein paar mehr Bilder einstellen, nur mit diesem einen Bild ist es sehr schwierig, sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Welches ist der übliche Lastfall, in welche Richtung geht bevorzugt der Kraftfluss usw.

    Wurde schonmal Kontakt mit dem Hersteller aufgenommen? Vielleicht kann der ja auch noch hilfreiche Infos rausrücken, z.B. welcher Werkstoff hier verwendet worden ist.

  • Wie Tomtom 72 und Blues man schon geschrieben haben

    Würde erst Mal ermitteln was für Material du hast , danach richtet sich der Schweißprozeß ( Empfehlung des Herstellers beachten! , Z.b Domex /strenx von Saab , xar Thyssen Krupp , brinar usw.) , Mit welchen Zusatz , vor Wärmen bzw. Schauen das es nicht zu heiß wird

    Im Anhang Schweißempfehlung von hardox und domex

  • du könntest damit zu einem Schrotthändler fahren. Jeder größere Schrottplatz hst meist ein (sehr teures) Materialprüfgerät. Damit kann man man mit hoher Wahrscheinlichkeit die Stahlsorte rausfinden 7nd den passenden Zusatzwerkstoff verwenden.

  • Servus und danke für die schnellen Antworten.

    von Bekannten und Freunden weiß ich das solche Reparaturen an Forstkränen/Rückewagen bei unseren Landmaschinenwerkstätten in der nähe oft ganz "normal" geschweißt werden, dann noch irgent eine Stahlplatte drüber und passt schon. Finde ich eig. sehr verantwortungslos.

    Die Kransäule selbst hab ich jetzt mit der Böhler EV65 geschweißt.(Datenblatt ist im Anhang). Ich denke mit dieser Elektrode zeige ich schon mal in eine bessere Richtung als vorher. Da ich in der Instandhaltung eines großen Stahlwerkes arbeite habe ich mir ziemlich leicht ein Blech aus Feinkornbaustahl (ALFORM 700) besorgen können. Aus dem ich dann die Knoten zur Verstärkung rausschneiden möchte. Die Empfehlung des Schweißzusatz bekomme ich morgen von einem Kollegen aus der Schweißabteilung.

    Jetzt bin ich mir noch nicht sicher wie ich die Knotenbleche aussehen lassen soll. Ich lade ein paar Bilder hoch, wo Kräfte und Platten eingezeichnet sind. Platten hätte ich auf allen vier Seiten hinzugefügt.

    Ist es günstiger die Knoten spitz oder rund zusammenlaufen zu lassen?

    Die ganze Länge oder nur über die Schweißstelle? (Blech hätte ich genug)

    Die Säule hat vom Hersteller nur unten zwei Knoten. (grün eingezeichnet) die Spitz zusammenlaufen und beim gelbem Pfeil an der Schweißnahtrandzone hat sie zu reissen begonnen.


    Ich mache das ganze für einen Freund der schon selbst vorhatte das Ding zu schweißen.(er kann nicht mal vernünftig schweißen!!) oder wie wir sagen "Ein Bauernschweiß hält an Scheiß! "

    Ich denke ich bin auf dem Weg es zumindest besser zu machen wie er und manche Werkstätten.

    Wenns hält helfe ich ihm zumindest ein bisschen Geld zu sparen.

    LG

  • Ich verwende die fox EV 85

    Schweißnaht wegschleifen macht Mann nicht!! wegen a Maß ! Da ja hier wenn q690 oder ähnliches im Einsatz ist , du hier dies schwächst !! Da dein Schweißzusatz streckgrenze von 550nm2 hat das Material evt deutlich mehr

    Tipischer UR-BAYER seit 1974

  • Mach das Blech auf der gerissenen Seite solch ein Blech rein ( dort ist die größte Zugbelastung) und Check dann Mal ob der die Hydraulik hoch gedreht hat (druckbegrenzungsventil zwecks Überlastung) machen manche Leute, mit den Worten was soll da schon passieren

    Tipischer UR-BAYER seit 1974

  • Ich hab das Ganze jetzt mal ganz grob überschlagen. Dazu musste ich jede Menge Annahmen treffen, die mit Sicherheit allesamt falsch sind, also bitte nehmt das Folgende nicht für bare Münze:

    Nehmen wir an, der Kran wäre nur oben drehbar angeschlagen (wie eine Balkenwaage):

    Die Nennlast von dem Teil ist 500kg --> 4905N

    Auslage laut Datenblatt: 6,9m

    Drehmoment am obersten Punkt: 33,9kNm

    Wenn ich annehme, dass nur die der Last abgewandte Seite (Zugzone) die Kraft wie ein Seil aufnimmt, und ich die Hälfte von 140mm als Hebelarm annehme, dann komme ich auf eine Kraft von 483,5kN, die von der Zugzone aufgenommen werden muss.

    Bei 140mm * 5mm Dicke (geschätzt!) komme ich auf einen Blechquerschnitt von 700mm²

    483500N / 700mm² = 690N/mm²

    In Wirklichkeit sind die Spannungsverhältnisse natürlich weit komplizierter, aber für eine erste Abschätzung reicht's. Wenn du da jetzt ein Verstärkungsblech aufschweißt, dann geht das nicht mit dem ganzen Querschnitt in die Rechnung ein, weil es ja nur über die Schweißnähte angeschlossen ist. Da treten dann bestimmt noch ganz unschöne mehrachsige Spannungszustände auf, die die ganze Rechnung noch weiter in Richtung ungünstig verschieben. Das Blech kann dann so dick sein, wie es will, es geht immer über Schweißnähte in ein 5mm dickes Blech und das wird dann nachgeben.

    Wenn ich dann noch die dynamische Wechselbelastung mitnehme und die Tatsache, dass solche Krane auch gerne mal überlastet werden (muss ja schnell gehen bei der Arbeit!!!), dann erscheint mir das Teil ziemlich hart an der Grenze dimensioniert. Die Tatsache, dass es so gerissen/gebrochen ist, spricht dafür.

    Ich würde mich an deiner Stelle auf so eine Reparatur nicht einlassen. Wenn das Teil katastrophal versagt, weil du den vermutlich vorhandenen höherfesten Feinkornstahl noch thermisch vergewaltigt hast und die Abkühlzeiten nicht eingehalten hast, dann stellt sich da schnell die Haftungsfrage.

    Vielleicht liege ich auch komplett daneben mit meiner Einschätzung, meine Kenntnisse in Festigkeitslehre und Schweißnahtdimensionierung sind über die Jahre nicht besser geworden. Aber meine Meinung ist: Finger weg!

    Bitte überzeugt mich vom Gegenteil. :)

  • Danke für deine Einschätzung.

    Das Ding bereitet mir jetzt schon schlaflose Nächte *grins*

    Das Formrohr hat eine Wandstärke von 10mm was die ganze Rechnung denk ich schon etwas verändert.

    Wie gesagt mein Freund nimmt alles auf sich und drängt mich fast schon dazu das ich jetzt weitermache. Kransäule kostet um die 5000€ . Natürlich wär es eine Katastrophe wenn etwas mit Sachschaden/ Personenschaden passieren würde.

  • Hallo,

    ich würde da wie folgt vorgehen: Als erstes eine schriftliche Haftungsübernahme einfordern, mit allem was geht.

    Dann würde ich großzügige Aufdoppelungen aufschweißen, allseitig. Anschliessend alles montieren (lassen) und dann mit max. möglicher Last testen. Das widerrum schriftlich festhalten und quittieren, mit Hinweis auf Punkt1.

    -M.M. nach hält das-

    Gruß, BK

  • Bin da auf deiner Seite Bluesman

    1. Keine Daten vom kran Material

    Sondern Mutmaßungen ,( deshalb hab ich das von weldox / hardox reingetan um deutlich zu machen das das nicht ohne ist! ,andere Hersteller z.b Thyssen ähnliches verfahren aber dennoch anders , was Temperaturen anbelangt )

    Und ja Haftung , wenn was passiert ( ist hier ja schon , falsche Bedienung oder was weiß ich )

    Renti frag beim Hersteller nach was sie dir empfehlen zwecks Reparatur , in der Regel wird dir da geholfen ( meine Erfahrung) .

    Tipischer UR-BAYER seit 1974

  • Was sollte an Weldox/Hardox " nicht ohne" sein ?

    In der Materialstärke brauchst das im Sommer noch nicht mal Vorwärmen. Natürlich ist leichtes Vorwärmen nie Verkehrt,Schweisst sich immer besser.

    Das Zeug ist den genannten Abmessungen (10mm Stärke) genauso Schweisstechnisch verarbeitbar wie Handelsübliches S355.

    Gibt es Weldox/Hardox überhaupt als Rohrprofil ??

    Hatte bis vor 2 Jahren Regelmässig so'n Zeug verarbeitet ( Bergwerkstechnik/Sprenglöcher Bohrgerätschaften für unter Tage usw.) Bei diesen Komponenten waren alle Rohrprofile,auch Auslegerarme etc. aus S355.

    Ich glaube nichtmal Domex gibs in diesen Mickrigen Abmessungen,hab da jetzt aber nicht weiter nach gegoogelt.

    Würde mich nicht wundern wenn dieses 140er Qr auch nur aus S355 ist.

    Viel Schlimmer find ich eigentlich die Art der Reparatur,man hätte das beschädigte Stück Rohr eigentlich Komplett herausschneiden müssen.

    Aber natürlich kann man das auch anders sehen ;)

    Gruß

    auf einen Spitz zusammenläuft neben der Schweißnaht begonnen zu reißen.

    Das ist ein Zeichen für Überlastung,Schlechte Schweissung(Einbrandkerben) oder Schlechte Konstruktion. Also völlig normal ;)

    Daher ist der weiter oben genannte Tip mit dem Begrenzungsventil Ernstzunehmen:thumbup:

  • Hab natürlich die Bruchstelle und deformation die optisch sichtbar war herausgeschnitten. Die Säule ist jetzt ca um 60mm kürzer. Was in meinem Fall komplett egal ist.

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