Ohne Anlauffarben Schweissen

  • Hallo!

    Ich habe letztens einen artikel gelesen, in dem beschrieben wurde, das man auch völligst ohne Anlauffarben schweissen könnte.

    Auch sehr dicke Bleche und auch mehrlagig, wenn das Schutzgas nur rein genug ist.

    Also z.b. Argon 6.0.

    Stimmt das?

    Ich dachte immer das man Anlauffarben einfach nicht vermeiden kann.

    Deswegen auch das sehr aufwendige Beizen, Reinigen und Passivieren im Nachgang.

    ?

  • Es ist nicht immer möglich, ohne Anlauffarben zu schweißen, und wenn, ist es schwierig und aufwändig. Das A & O ist das richtige Spülen, das richtige Gas (ich empfehle eines mit etwas Wasserstoff) und ein Restsauerstoffmessgerät! Jedenfalls hängt die Anlauffarbenbildung nicht von der Gasreinheit ab. Ein Argon 5.0 ist rein genug (nur 10ppm Rest), ein 6.0 ist völliger Overkill. Üblicherweise reicht auch 4.6.

    Anlauffarben bilden sich erst ab einem Restsauerstoffgehalt von ca. 15ppm, wobei die Stärke der Anlauffarbenbildung auch von der Wärmeführung und der Oberflächenbeschaffenheit des Materials abhängt, nicht nur vom Restsauerstoffgehalt. Gelbe Anlauffarben (je heller, desto besser) haben keinen nennenswerten Einfluß auf die Korrosionsbeständigkeit.

    Oft vernachlässigt ist auch das Schlauchmaterial. Ein PVC-Druckluftschlauch z.B. ist zum Formieren Mist. Der nimmt Wasser und Luftfeuchte auf wie ein Schwamm und gibt dieses dann schön langsam an das durchströmende Gas ab, was wieder für Anlauffarben sorgt. Mit so einem Schlauch kannst du dich kaputtspülen, das wird nie was. Besser einen Gummi-Schutzgasschlauch oder sogar einen Teflonschlauch. Das ultrasuperduperhochreinste Gas nützt nix, wenn es auf dem Weg von der Flasche zur Gebrauchsstelle verunreinigt wird...

    Es gibt genug Literatur zum Formieren im Netz, da steht alles drin.

  • Obwohl, ich habe unter anderem einen sogenannten "Cold Welder" von Andeli ( natürlich aus China :) ) mit dem man 2mm V2A tatsächlich ohne Anlauffarben schweissen kann, wenn man Punkt für Punkt setzt mit einer Sekunde Abstand, mit normalem 4.6 Argon. Das ergibt wirklich Bilderbuch-Schweissnähte ! Ich könnte bei Gelegenheit mal ein paar Fotos posten.

  • Der Schmelzpunkt des Werkstoffs selbst liegt ja bei +- 1500 Grad, aber die Spotpunkte dauern nur zwischen 1 und 200 /1000el Sekunden, dafür jedoch in sehr hohen Stromstärken. Wenn man die Punkte für eine schöne Schuppung näher nebeneinander setzt, muss man mit diesen Geräten auch mal bis zu 2 Sek. zwischen den einzelnen Punkten warten. Für kleinere Schweissungen mit einer schönen Optik muss man eben Geduld aufbringen (nicht meine Stärke ;-)) Seht euch mal die Youtube-Videos über das Andeli 250 GPLC an! Dieser Asiate hat's drauf!

  • Es ist nicht immer möglich, ohne Anlauffarben zu schweißen, und wenn, ist es schwierig und aufwändig. Das A & O ist das richtige Spülen, das richtige Gas (ich empfehle eines mit etwas Wasserstoff) und ein Restsauerstoffmessgerät! Jedenfalls hängt die Anlauffarbenbildung nicht von der Gasreinheit ab. Ein Argon 5.0 ist rein genug (nur 10ppm Rest), ein 6.0 ist völliger Overkill. Üblicherweise reicht auch 4.6.

    Anlauffarben bilden sich erst ab einem Restsauerstoffgehalt von ca. 15ppm, wobei die Stärke der Anlauffarbenbildung auch von der Wärmeführung und der Oberflächenbeschaffenheit des Materials abhängt, nicht nur vom Restsauerstoffgehalt. Gelbe Anlauffarben (je heller, desto besser) haben keinen nennenswerten Einfluß auf die Korrosionsbeständigkeit.

    Oft vernachlässigt ist auch das Schlauchmaterial. Ein PVC-Druckluftschlauch z.B. ist zum Formieren Mist. Der nimmt Wasser und Luftfeuchte auf wie ein Schwamm und gibt dieses dann schön langsam an das durchströmende Gas ab, was wieder für Anlauffarben sorgt. Mit so einem Schlauch kannst du dich kaputtspülen, das wird nie was. Besser einen Gummi-Schutzgasschlauch oder sogar einen Teflonschlauch. Das ultrasuperduperhochreinste Gas nützt nix, wenn es auf dem Weg von der Flasche zur Gebrauchsstelle verunreinigt wird...

    Es gibt genug Literatur zum Formieren im Netz, da steht alles drin.

    Also braucht man die Garantie, das am Schweißpunkt, auch wirklich die 10 ppm eingehalten werden und dafür das entsprechende Equipment.

    Der Satz das es nicht nur an der Gasreinheit liegt klingt widersprüchlich, Das könnte man so verstehen, das selbst bei perfektem Sauerstoffausschluß sich Anlauffarben bilden können. Aber ohne Sauerstoff ist das doch gar nicht möglich.

    Wie meintest du das den?

  • Inwiefern hängen die Anlauffarben von der Wärmeführung den ab? Und von der Oberfläche. Wenn kein Sauerstoff da ist, kann doch nix reagieren.

  • Mit den "Cold-Weldern" klappt das hauptsächlich durch das nur das 1-20 tausendstel-Sekunden dauernde Schmelzbad bei normalem 4.6. Habe dafür das Andeli 250 GPLC (760€) meistens nur zum heften. Macht blitzblanke Punkte. Kein Witz: demnächst mache ich damit sogar noch ein paar Experimente mit Helium!

  • Der Satz das es nicht nur an der Gasreinheit liegt klingt widersprüchlich, Das könnte man so verstehen, das selbst bei perfektem Sauerstoffausschluß sich Anlauffarben bilden können. Aber ohne Sauerstoff ist das doch gar nicht möglich.

    Wie meintest du das den?

    Es gibt in der Praxis keinen perfekten Sauerstoffausschluss. Selbst in einer Schutzgaskammer ist das schon schwierig. Durch notwendige Schweißspalte oder sonstige Möglichkeiten kommt immer etwas Sauerstoff an die Schweißstelle. Je komplizierter die Geometrie, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass sich in irgendwelchen Toträumen noch Luftnester verstecken. Spülen von Hohlräumen ist schwieriger, als es sich anhört.

    Ein reineres Gas bringt da keinen Vorteil. Sauerstoff, der über andere Wege an die Schweißstelle kommt, lässt sich nicht durch ein saubereres Gas "neutralisieren".

    Mit Wärmeführung meinte ich, dass die Stärke der Anlauffarbenbildung eben nicht nur vom absoluten Sauerstoffgehalt abhängt, sondern auch von der Temperatur und der Länge der Einwirkzeit der Temperatur. Ein niedriger Sauerstoffgehalt kann, wenn die Temperatur nur lange genug ausreichend hoch bleibt, zu den gleichen Anlauffarben führen wie ein hoher O2-Gehalt bei kurzer Einwirkzeit.

    Sinnvoll wäre, ein wasserstoffhaltiges Wurzelschutzgas einzusetzen, z.B. ein Formiergas (N2/H2). Der Wasserstoff reagiert mit dem Sauerstoff, bevor dieser Anlauffarben bilden kann. Nähte, die mit einem wasserstoffhaltigen Gas formiert werden, sind praktisch immer sauberer als Nähte, die mit Argon formiert wurden.

    Ich habe hier schon mehrfach auf eine Firmenpublikation zum Formieren verlinkt, da steht all das auch drin. Mit Bildern. Ich empfehle, das mal zu lesen. Es ist auch nur ganz, ganz wenig Werbung drin, versprochen. Ich habe es selbst geschrieben. :)

  • Hab bisher keinen Link gefunden, sonst hätte ich ihn schon gelesen.

    Nicht in diesem Thread, aber in diesem Forum. Z.B. in deinem Thread "Schweißgase" vom 5.2.2021...

  • Hab mir die Links angesehen. Bist du der Dipl. Ing.?

    Sprich der Verfasser?

    Ich denke mit genug Geld und Aufwand aus einem Scifi Universum mit Schleussen und Robotern (gibt es ja schon) und fernab jeglicher Wirtschaftlichkeit ist es tatsächlich möglich eine perfekte Inertgas Atmosphäre, völligst ohne Anlauffarben zu erschaffen.

    Aber da würde man erstmal Gebäude und Anlagen für zig Millionen erbauen müssen um das zu realisieren.

    Also völligster Quatsch!!!

  • Man könnte alle Teile speziel reinigen bereits unter Argon 6.0. Dann weiter so lange Argon 6.0 nachfluten bis der ppm Gehalt an Sauerstoff auch durch die Restanhaftungen am Metall nicht mehr über 50 ppm steigt und dann (nur beim Elektronenstrahlschweißen) die gesamte, perfekte Argon Atmosphäre zu einem super Vakuum absuagen.

    Dann wird es PERFEKT!!!

    Und man hat Geld verbrannt ohne Ende. . .

    Wie gesagt, völliger Quatsch!!!

    Was passiert eigentlich wenn ich Wasserstoff beim schweißen mit einsetze?

    Wird der völligst verbraucht, oder habe ich den dann teilweise (je nach Konstruktion) im Werkstück eingeschlossen in irgend welchen Spalten?

  • Mit den "Cold-Weldern" klappt das hauptsächlich durch das nur das 1-20 tausendstel-Sekunden dauernde Schmelzbad bei normalem 4.6. Habe dafür das Andeli 250 GPLC (760€) meistens nur zum heften. Macht blitzblanke Punkte.

    0,001 - 0,02 sek Pulszeit beim Andeli 250 GPLC? Ich habe auf aliexpress, amaz, bucht, youtube keine Angabe zu diesen kurzen Pulszeiten gefunden. Könntest du bitte mal das Manual verlinken oder ein Foto der entsprechenden Angaben im Manual?

    Wo hast du deines um 760 gekauft?
    Die Zündung funktioniert klaglos (aus 2...3 mm Abstand zuverlässig und prompt)?

  • 0,001 - 0,02 sek Pulszeit beim Andeli 250 GPLC? Ich habe auf aliexpress, amaz, bucht, youtube keine Angabe zu diesen kurzen Pulszeiten gefunden. Könntest du bitte mal das Manual verlinken oder ein Foto der entsprechenden Angaben im Manual?

    Wo hast du deines um 760 gekauft?
    Die Zündung funktioniert klaglos (aus 2...3 mm Abstand zuverlässig und prompt)?

    Im linken Display wird die Zeit angezeigt: 1 - 200 Millisekunden, also 1 tausendstel bis 0,2 Sekunden. Im Spot-Betrieb Stromstärke bis 250A und im Beizbetrieb 10 oder 40 A. Das Beizpaket kostet um die 45€ extra. Der Elektroden-Abstand sollte im Spot-Betrieb bei 0,5 bis 1 Millimeter sein !!! Die Preise von AliExpress sind verschieden je nach Ausstattundsversion und Versand aus China, Polen, Russland, Spanien...

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