LCDVision MTS 210 PHF gekauft

  • Auf der Suche nach dem richtigen Schweißgerät für mich, habe ich hier doch einige Beiträge gelesen, deshalb möchte ich das Ergebnis hier teilen, vielleicht hilft es ja jemandem.

    Ich hatte im November die Gelegenheit mit einem EWM Picomig 180 Puls das WIG-Schweißen auszuprobieren. Es war nicht so schwer wie ich das vermutet hatte. Ab dem Zeitpunkt habe ich intensiver nach einem Schweißgerät gesucht. Bisher hatte ich nur den 40 Jahre alten Einhell Schweißtrafo von meinem Vater, mit dem man aber durchaus auch schweißen kann, nachdem man es geschafft hat zu erkennen, wo denn der Zeiger für die Stromstärke gerade steht.

    Ohne einen konkreten Anwendungsfall dafür zu haben und wohl wissend, wie unangenehm Alu für Anfänger zu schweißen ist, soll mein Schweißgerät theoretisch in der Lage sein Aluminium zu schweißen und habe deshalb nach einem AC/DC WIG Gerät Ausschau gehalten. Dann ist mir jeden aufgefallen, dass mein gegenwärtiger Anwendungsfall vor allem der Oldtimer-Traktor von meinem Vater ist. Die zu schweißenden Teile werde ich wohl niemals so sauber entrostet bekommen, dass ich mit WIG eine Chance hätte. Also bin ich auf ein MIG/MAG Gerät umgeschwenkt. Um trotzdem Alu schweißen zu können, habe ich fortan nach einem MIG mit Pulsfunktion gesucht. Natürlich stand das EWM Picomig 180 Puls ganz oben auf meiner Wunschliste, aber den Anschaffungspreis konnte ich vor mir selbst dann doch nicht rechtfertigen, um ein paar Mal im Jahr was zu schweißen.
    Wenn man im Internet recherchiert, stößt man als nächstes auf die Schweißgeräte aus China, die bei uns z.B. als Weldinger oder Stahlwerk verkauft werden. So ein Weldinger MEW 185 SYN DIG sieht schon chic aus. Nach ein paar Videos von Manfred Welding auf YouTube erschien mir sein Umgang mit den gesponserten Geräten jedoch etwas sehr unkritisch zu sein, deshalb habe ich weiter geschaut.

    Dabei ist mir dann eine Auktion bei Ibäh für das LCDVision MTS210 PHF aufgefallen. Das Gerät verfügt über eine MIG Pulsfunktion, womit man prinzipiell Alu schweißen kann. Es hat weiterhin die HF-Zündung für WIG, nicht nur Lift-ARC. Das Gerät hat auch einen 4-Rollen Drahtvorschub, nicht nur den 2-Rollen Antrieb der meisten anderen China-Geräte. Dann ist mir aufgefallen, dass Geräte der Kanadischen Marke Everlast sowohl optisch als auch von der Spezifikation sehr ähnlich aussehen. Meine Recherche hat ergeben, dass viele der von LCDVision vertriebenen Geräte von der chinesischen China Aland Welding Peking Co hergestellt werden. Man findet die Geräte auf Ibäh auch unter dem Namen Welder Fantasy, die aus Polen vertrieben werden. Ich habe nicht wirklich damit gerechnet, aber schließlich die Auktion für 2/3 des Sofort-Kaufen Preises gewonnen. Nach 2 Tagen kam ein Paket, mit den MIG/MAG und WIG Schlauchpaketen, dem Massekabel, dem Elektrodenhalter und einigen Ersatzteilen, die ich mitbestellt hatte. In meinen Augen machen die Schlauchpaketen einen überraschend guten qualitativen Eindruck. Der erste Schock kam, als am nächsten Tag das Schweißgerät selbst eintraf. Ich hatte nicht genau genug auf alle technischen Daten geschaut und nicht bemerkt, wie groß das Schweißgerät ist und auch nicht, dass es 32 kg wiegt. Alle anderen Geräte, die ich mir vorher angeschaut hatte, waren deutlich kleiner und wogen etwa die Hälfte. Das Anleitung, die dem LCDVision MTS 210 PHF beiliegt kann man wohl nur als unterirdisch bezeichnen. Sie besteht aus einigen zusammengehefteten Seiten, ist in schlecht und falsch aus dem Chinesischen übersetzten Englisch verfasst. Glücklicherweise habe ich herausgefunden, dass man von der Firma Everlast hier https://www.everlastwelders.ca/products/multi…tig-package.php eine wirklich gute und ausführliche Anleitung herunterladen kann, wenn man der Englischen Sprache mächtig ist. Die beiliegende Anleitung ist ein Armutszeugnis für den Vertreiber der LCDVision Geräte in Deutschland, die Fa. GM Technik GMBH in Wegberg. Eine vernünftige Anleitung auf Deutsch zu schreiben, vor allem wenn es schon eine tolle Englische Vorlage gibt, ist kein Ding.

    Bei einem Gewicht von 32 kg wollte ich natürlich wissen, was da im inneren des Gerätes so schwer ist und habe einfach mal ein paar Fotos gemacht

  • Hallo,
    Fotos fände ich interessant!
    Bin gespannt, ob dir die Everlast Anleitung so wirklich weiterhilft, Ähnlichkeiten sind da, identisch ist es aber wohl nicht, wenn man die Anordnungen der Bedienelemente/Anzeigen so sieht.

    Auf jeden Fall spannend, berichte doch mal bitte weiter!

    Gruß, Bastelkönig Tom
    P.S.:
    Die Pulse Einstellungen sind ja manuell wirklich umfangreich, wenn man der englischen Anleitung Glauben darf. Ob man das in der Praxis hinbekommt bzw. praktikabel ist?
    Vermutlich liegt in der synergischen Funktionen der anderen Hersteller doch ein erheblicher Entwicklungsaufwand (der sich hier eingespart wurde?)

  • Hier die Fotos aus dem Innenraum. Vermutlich kommt der größte Teil des Gewichtes vom Gehäuse. Das ist relativ groß und massiv ausgeführt. Interessant finde ich, dass offenbar die Hauptplatine vom einer MIG-Maschine mit 275 Ampere verbaut wurde (Aufschrift auf der Platine). Um vernünftige Fotos von der Rückseite der Hauptplatine machen zu können, hätte ich doch einige Kabelverbindungen lösen müssen. Darauf habe ich erstmal verzichtet und stattdessen mit dem Handy durch die Spalte fotografiert. Die Fotos sind aber nicht besonders aussagefähig, deshalb habe ich nur eins eingefügt, auf dem man die Kühlkörper sieht.

  • Die Everlast Lightning MTS 225 und MTS 275, die sicherlich aus der gleichen Bude im Umfeld von Schanghai stammen, haben neben MIG Puls auch AC/DC WIG. Habe mir jetzt die High-End Geräte nicht genau angeschaut, aber zumindest in diesem Preissegment dürfte es keine weiteren MIG/MAG Geräte geben, die auch AC/DC WIG schweißen können. Von daher bin ich mir nicht sicher, ob hier wirklich Entwicklungsarbeit eingespart wurde. Wenn man jedoch in Deutschland kompliziertere Geräte verkauft, sollte eine Bedienungsanleitung in deutscher Sprache obligatorisch sein. Da haben weder LCDVision noch Welder Fantasy ihre Hausaufgaben gemacht. Sollte ich mal ein Problem mit dem Gerät haben, dass ich nicht selbst lösen kann, brauche ich mir deshalb wohl keine großen Hoffnungen auf Support von LCDVision machen. Dessen muß man sich bewusst sein, wenn man eine solche Kaufentscheidung trifft. Wenn die Entwicklung von Schweßgeräten so weitergeht, verbindet sich in 5 Jahren das Smartphone mit dem Schweißgerät über Bluetooth 4.0 . Man gibt im Handy ein, welches Material man schweißen will, mit welcher Dicke und welchen Draht man dafür benutzen möchte. Dann verbindet sich das Handy mit https://www.schweisserforum.de, lädt sich einen geeigneten Parametersatz herunter und überträgt ihn an das Schweißgerät. 5 Jahre wird das MTS 210 PHF hoffentlich halten.

  • Schau mal hier Handy mit Schweißgerät verbunden

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  • Technisch gesehen ist sowas eine Kleinigkeit. Fertige SoCs mit Buetooth- oder WLAN-Modul gibt es für ein paar Cent (bei entsprechenden Stückzahlen) zu kaufen. Da muß man dann nur noch sein Steuerprogramm draufhauen. Da die Kisten eh alle digital gesteuert werden, ist so eine Software recht easy zu programmieren. Und Apps fürs Handy sind echt total einfach zu programmieren. So ein geübter App-Programmierer nagelt so eine App in Windeseile zusammen.
    Die Frage ist, ob die europäischen Markenhersteller den Zug der Zeit da nicht verpennen - so nach dem Motto, so einen Käse brauchen wir nicht. Aber das IoT kommt.

  • Aber das mit Handy is meines Erachtens Spielerei (den HF und anständige Elektro Magnet ische Wellen verträgt das Handy nicht ). Dafür gibt's die Brenner und Fernregler ( auch w-lan) wo Mann alles einstellen kann , was praktisch ist is die RFID , hält Mann an Schweißgerät Ran und logst dich damit ein (automatisch Parameter Einstellungen je Person . und Zugriff von nicht berechtigten Personen wird unterbunden)

    Tipischer UR-BAYER seit 1974

  • Titan XQ 350 puls CW EX Wifi von EWM


    Expert XQ 2.0 Steuerung mit LAN/WiFi Gateway zum Verbinden mit ewm Xnet
    Intuitive Benutzerführung über LCD-Anzeige und Klartextanzeige aller Schweißparameter und Funktionen
    Datenübertragung über WiFi oder Netzwerkkabel
    USB-Schnittstelle für Datenaufzeichnung und Datentransfer
    Anmeldemöglichkeit über Xbutton
    Digitales Display mit Bedienung über Click-Wheel
    Darstellung folgender Informationen zusätzlich zu den Expert 2.0-Steuerungsfunktionen: Netzwerkstatus, Netzwerkkonfiguration, Xnet Monitoring der Schweißparameter in Echtzeit, Bauteilinformationen, Fehler und Warnungen im System

    Tipischer UR-BAYER seit 1974

  • Und genau das ist der Punkt. Sowas muß wie selbstverständlich in deren einfachen Geräten drin sein. Dem Hersteller kostet das de facto nichts. Wenn man sowas beim Chinesen unter 1000 Euro bekommt und bei den Markenherstellern nur für ein Heidengeld, dann verlieren die über kurz oder lang das Marktsegment.

  • Naja aber da passen de Parameter bei den Marken Hersteller . Du wirst aber keine Synergie Parameter bekommen bei China teilen die nach DIN oder ISO zum Prozess frei gegeben sind . Bei unserem fronius haben wir die Anschlüsse auch drinnen , Bei den Marken Hersteller sind die hinterlegt zum Download, Handy braucht keiner ,dafür gibt's die Brenner

    Tipischer UR-BAYER seit 1974


  • Handy braucht keiner ,dafür gibt's die Brenner


    Du denkst wie ein Maschinenbauer. Marketing funktioniert anders. Klarglasrückleuchten braucht auch keiner, dennoch sind die für die Fahrzeughersteller ein riesen Geschäft.

    Ich würde das so machen: Basisfunktionalität ist per App (kostet den Hersteller nichts) ist da und wer zertifizierte Parameter und Dokumentationfunktionen braucht, kann einen Service beim Hersteller erwerben - mit Cloud-Computing kombiniert. Der ganze Dokumentationsprozeß kann über ein Online-Portal (halb-)automatisch abgewickelt werden. In diese Richtung gehen m.E. künftige Geschäftsmodelle.

  • Das wichtigste wäre doch eine Kommunikation mit dem Schweißhelm. Dann könnte man sich Empfindlichkeits- und Dunkelstufeneinstellung sparen. Die Probleme bei sehr niedrigem Strom und heller Beleuchtung oder Funken wären weg. Das Schweißgerät weiß ja wann die Zündung erfolgt ist und welcher Lichbogenstrom fließt. Falls der Schweißhelm keine Verbindung aufgebaut hat oder defekt ist, wird optional kein Schweißstrom zugelassen. Dann entfällt endlich das Elend mit den 4 Sensoren und den Algorithmen wie erkannt wird, dass das Licht vom Lichtbogen oder einer flackernden Beleuchtung kommt.

    Grüße

    Manfred

  • Sehr schön, aber in dieser Preisklasse hatte ich nicht gesucht. Allerdings wäre es sicher besser, wenn nicht das Brennertasten-Signal sondern die erfolgte Zündung das Verdunkeln auslösen würde. Falls dazu der Stromanstieg ein paar Millisekunden verzögert werden müsste, würde das sicher nicht stören.

  • Ich hätte da so meine Bedenken: Wie zuverlässig funktioniert die drahtlose Kommunikation des Schweißgeräts mit dem Helm? Oder sind da Störungen zu erwarten, die dann den Helm hell schalten? Primär sollten auf jeden Fall Sensoren für die Auslösung verantworlich sein. Daher würde ich mir auch keinen günstigen Helm mit nur zwei Sensoren kaufen.

  • Warum soll eine bidirektionale Kommunikation, wo das Schweißgerät den Lichtbogen erst zündet wenn das OK vom Helm da ist, weniger sicher sein als ein Helm nur mit Sensoren, die vielleicht mal durch andere Bauteile verdeckt sind, kaputt sein können, die Batterie schwach oder einfach falsch eingestellt?

    Kippt der Bauer Milch in den Tank, wird der Trecker sterbenskrank.

  • Weil so ein Handshake-Verfahren nicht praktikabel ist und totzdem unsicher ist.

    1. Das verwendete Schweißgerät bietet die Funktionalität nicht. Der Schweißer ist sich dessen nicht bewußt und schaut fröhlich die den Lichtbogen.

    2. Du drückst auf Start. Der Helm wird dunkel. Es zündet aus diversen Gründen kein Lichtbogen (MAG: Draht geht am Werkstück vorbei geht, WIG: Elektrode nicht ok, zu weit weg vom Werkstück oder weil man gar keine Masse angeklemmt hat - gibt ja viele Fehlermöglichkeiten). Der Helm ist immer noch dunkel. Und dann? Wann soll der Helm wieder aufmachen? So ein Teil würde ich in die Ecke werfen.

    3. Das Schweißgerät ist nicht mit einem normalen Helm nutzbar. Macht man die Funktion abschaltbar, besteht wiederum die Gefahr, daß man die Wiederaktivierung vergisst. Und schon wieder blickt der Schweißer fröhlich ungeschützt in den Lichtbogen.

    Daher sollte die Auslösung immer primär durch Sensoren erfolgen und so eine Verbindung zum Schweißgerät kann allenfalls ein zusätzliches Feature sein.

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