Neuvorstellung eines WIG-Schweißeinsteigers

  • Hallo in die Runde an alle Forenmitglieder,

    mein Name ist Reinhard und ich besitze seit kurzem ein WIG AC/DC Schweißgerät mit Plasma. Es ist das OW250 von Vector/Welding Technology.

    Meine "Schweißerfahrung", wenn man das überhaupt so nennen darf liegt schon über 25 Jahre zurück, als ich ein paar Kehlnähte an einer Stahlpfosten-Riegel-Konstruktion verschweißen durfte - ohne Zusatzwerkstoff, nur durch Verlaufen lassen der pressgefügten Naht. Das Gerät war natürlich richtig eingestellt und ich musste nur noch den Brenner führen und beide Stahlteile "miteinander verschmelzen". Das klappte damals auf Anhieb und die große Begeisterung hielt über die Jahre bis vor kurzem nachhaltig an.

    Die damalige Begeisterung ist aber nun dahin und statt dessen haben sich absolute Ernüchterung und Enttäuschung breitgemacht!

    Schon bei der richtigen Auswahl des Schweißgerätes hatte ich mir viel Mühe gemacht und verdammt lange überlegt und recherchiert. Und vor allem deutschsprachige Bedienungsanleitungen vor dem Kauf bei den Anbietern angefragt. Einige waren nicht bereit vor dem Kauf eine solche zur Einsicht zur Verfügung zu stellen.

    Seit kurzem ist nun die ganze Ausrüstung mit allem was dazu gehört komplett und ich versuche meine ersten eigenständigen Schweißübungen zu absolvieren. Die unzähligen Schweißvideos im Netz habe ich wohl zum Großteil alle schon angesehen und versucht zu beherzigen. Die selbst erzielten Schweißergebnisse sind gleichermaßen miserabel und frustrierend. Die eigene Erwartungshaltung ist erheblich höher.

    Mein derzeitiges Hauptproblem scheint darin zu liegen, dass ich die vielen Einstellungsmöglichkeiten nicht richtig handhaben kann. Leider hilft die sog. Bedienungsanleitung auch nicht weiter, da diese für einen Neueinsteiger und seine Probleme nicht wirklich hilfreich ist a b e r vor allem auch unvollständig ist und falsche Darstellungen / Fotos beinhaltet. Dies ist der absolute worst case für einen Schweißanfänger.

    Meine erste Frage wäre, ob hier jemand das o.g. Schweißgerät kennt und damit erfolgreich arbeitet?
    Dieses Gerät soll im Prinzip funktional identisch sein mit dem der S-Serie AC/DC Plasma WIG200P von Stahlwerk.
    Aus den Unterlagen von Stahlwerk zu diesem Gerät weiß ich, dass einige Funktionen im 4-Takt-Modus nicht zur Verfügung stehen. Dies aber steht so nicht in der Bedienungsanleitung zu meinem Gerät.

    Auch weiß ich nicht, welche Einstellungen überhaupt wie kombinierbar sind.

    Mir wäre evtl. zu Anfang schon mal geholfen, wenn wir jemand funktionierende Geräteeinstellungen für einfachere Übungsschweißaufgaben benennen könnte, damit ich erst mal richtig üben kann und weiß es liegt nicht am Gerät und seiner Einstellung, sondern an mir. Dann hätte ich den Weg vor Augen und könnte mir das Ziel peu à peu erarbeiten.

    Werde jetzt noch versuchen hier einige Fotos von meinen bisherigen Sch(w)eiss-Ergebnissen einzustellen - mal sehen ob's klappt.

    Foto 1 - 003: Bedientableau meines WIG

    Foto 2 - 005: Auftragsschweißung

    Foto 3 - 115: Versuch einer Auftragsschweißung, erst mit 1,6-er Elektrode bei ca. 40-60 Amp. Später dann mit 2,4-er Elektrode und bis zu 90 Ampere ist kläglich gescheitert.

    Foto 4 - 116: Versuch einer Lochschweißung um Stahlplättchen mit dem Rechteckrohr zu verbinden. Der Versuch misslang, die Plättchen fielen wieder ab. Die entstandenen Schweißkugeln auf der Bohrung wurden wieder abgeschliffen. Mit dem nächsten Versuch wurde dann versucht

    Foto 5+6 - 117+119: die Plättchen seitlich aufzuschweißen. Von den 6 Nähten ist mit viel Wohlwollen vielleicht eine so gerade akzeptabel (Foto 117, unten links).

    Foto 7 - 118+120: die Schweißung des T-Stücks unten (2 x Kehlnaht) ist wohl auch akzeptabel, jedoch ließ sich die Naht an den beiden Bolzen und dem Steg nicht vollständig schließen. Hier habe ich mit ca. 90 Ampere geschweißt und die Werkstücke waren gänzlich rotglühend und nicht nur der Nahtbereich.

    Foto 8+9 - 001+002: Mit irgend einer Pulsfunktion habe ich tatsächlich so oh, là, là, geschafft zwei Sägeblatthälften D = 0,6 mm wieder zu verschweißen.

    Freue mich auf Eure zahlreiche Kritik mit Hilfestellung, wie ich es besser und richtiger angehen soll.

    Beste Grüße - Reinhard

  • Material vorher viel sauberer machen. Direkt auf Rost funktioniert im WIG Verfahren nicht (gut).

    Wie dick sind die Teile bei Bild 118?
    Mir kommt 90A da viel viel viel zu wenig vor.
    Bild kann täuschen aber ich hätte auf 2-3 cm Durchmesser getippt und vom Gefühl her pauschal mal auf Anschlag (200A) gedreht.

    Wenn du so lange darauf rumbraten musst bis alles rot glüht war es auf jeden Fall viel zu wenig Strom.

  • Material vorher viel sauberer machen. Direkt auf Rost funktioniert im WIG Verfahren nicht (gut).

    Wie dick sind die Teile bei Bild 118?
    Mir kommt 90A da viel viel viel zu wenig vor.
    Bild kann täuschen aber ich hätte auf 2-3 cm Durchmesser getippt und vom Gefühl her pauschal mal auf Anschlag (200A) gedreht.

    Wenn du so lange darauf rumbraten musst bis alles rot glüht war es auf jeden Fall viel zu wenig Strom.


    Die Bolzen haben D = 16 mm. Kann sein, dass ich auch mit 120-130 A probiert habe. Irgend wann weiß man nicht mehr was man schon alles probiert hat.
    Und dass alles metallisch blank sein muss habe ich zwischenzeitlich verinnerlicht. Hatte anfangs gedacht zum Ausprobieren geht's auch mal so.

    Habe inzwischen weiter geübt - aber statt besser wird es m.E. schlechter. Der Schweißzusatz verläuft nicht richtig und es entstehen aufgesetzte Schweißperlen, ähnlich Wassertropfen auf der heißen Kochplatte - sh Foto 115. Bei einer Lochschweissung verläuft das Metall nicht sauber, die Schweisswarze auf Foto 116 wurden schon abgeschliffen, das schlechte, poröse Material ist gut erkennbar.

    Hallo,
    für mich schaut es so aus, als hättest du ein Problem mit dem Schutzgas (poröse Schweißnaht).
    Welches verwendest du, und welche Menge (L/min) hast du den eingestellt?

    Gruß


    Argon 4.8 - hatte 4.6 bestellt, aber 4.8 wurde geliefert. So steht's auf der Flasche. Hatte zu Beginn auf einen Manometerwert von 6 L/min. eingestellt und später dann auf 9 L/min. Als ich dann den Wert mittels Gasprüfer kontrollierte waren es sogar über 11 L/min. Habe dann auf den 'Gasprüferwert' von 6 reduziert.

    Mit welcher Geräteeinstellung sollte ich erst mal welche Materialdicken verschweißen?

  • Hallo,
    da habe ich einmal eine Tabelle mit Richtwerten zusammengestellt.
    Man muss auch wissen, dass die Werte von Schweißgerät zu Schweißgerät unterschiedlich sind. z.B. 100A beim Gerät A müssen nicht zwangsweise 100A beim Gerät B sein um das gleiche Ergebnis zu erreichen. Und bei diesen wie deinem bin ich besonders skeptisch - wenn man damit 5mm dicken Stahl schafft, kann man schon froh sein. Ich würde enmal mit Flachstahl mit 2-3mm Stärke beginnen.

    Hier der Link:
    Pulsdauer bei pWIG

    Gruß

  • Der Verkäufer gibt als schweißbaren Bereich 0,8 bis 10 mm an! Das Gerät hat 200A. Aus was resultiert Deine skeptische Erkenntnis?



    Genau aus diesen Gründen !!!

    1) Er ist Verkäufer - ist er ein Fachmann/Fachfrau auf dem Gebiet der Schweißtechnik, oder ist er nur ein Boxenshipper ????
    2) Er gibt an 0.8-10mm. Schön diese präzisen Angaben! Bei ALU, niedrig legierten Stahl, hoch legirten Stahl, Kupfer, bei Titan, oder was ????
    3) Einen Vorgeschmack von den technisch qualitativen Angaben von dem Schweißgerät hast ja schon mit der Bedienungsanleitung bekommen.
    4) Es gibt europäische Herstellerfirmen von Schweißgeräten, bzw. Fachliteratur, die sich schon mit der Herstellung von hochwertigen Schweißgeräten und dem
    Schreiben von Fachliteratur beschäftigt haben, da hat es diese Schweißgeräte mit den schönen Fantasienamen noch gar nicht gegeben.
    5) Ich kann dir nur empfehlen, lies Literatur, wie die WIG-Fibel von EWM, oder Kemmpi. Bei uns sagt man, "dann weißt du wo der Barthel den Most holt".
    6) Anbei ein Auszug aus der WIG-Fibel von EWM. Die enpfiehlt für eine V-Naht bei niedrieg legierten Stahl mit einer Blechstärke von 6mm einen
    einen Schweißstrom von 350A, eine Wolframelktrode mit einem Durchmesser von 4mm. und das ganze mit 2 Lagen!!!
    Folie1.JPG
    978-3-658-03140-4_Fahrenwaldt_TabellenOnline(1).pdf ( Seite 13: bei hochlegirtem Stahl 10mm wird ein Schweißstrom von 340A empfohlen).

    Und die tatsächliche Leistungsfähigkeit von dem Schweißgerät siehst an der Schweißnaht von den Sägeblättern - ist gar nicht schlecht weil dünnes Material.
    So, nun hab ich genug gemeckert, aber das ist aus meiner Sicht die Realität Punkt
    Gruß

  • So, nun hab ich genug gemeckert, aber das ist aus meiner Sicht die Realität Punkt

    Danke, nur aus dem "Gemecker" anderer kann ich letztlich lernen.

    Und die tatsächliche Leistungsfähigkeit von dem Schweißgerät siehst an der Schweißnaht von den Sägeblättern - ist gar nicht schlecht weil dünnes Material.

    Heißt dass, das Gerät ist eher für Dünnbleche - mit bis zu wieviel Millimeter - geeignet? War bisher davon ausgegangen, dass Dünnblechschweißen wesentlich schwieriger sei als etwas dickeres Material.

    Ja die Schweißnaht der Sägeblätter war für mich auch überraschend - war das einzige bisherige Highlight. Aber weiter bringt mich eigentlich eher das "Gemecker" oder die Kritik!

    Kann man, wenn man kann, nicht auch etwas dickeres Material - bei verminderter Schweißgeschwindigkeit - mit diesem Gerät 'ineinander verlaufen' lassen?

    Was ist auf meinen anderen Fotos an Fehlern zu erkennen? Was sollte ich anders machen?

  • Hallo,
    1) "Gemecker" sollte auch nicht böse rüberkommen.
    2) Bin selbst auch nur ein Hobbyschweisser. Was ich in meinen Umfeld von den Fachleuten gesagt bekommen habe ist, dass man mit Geräten mit 200A die besten Ergebnisse mit Materialstärken bis 5-6mm Stärke erzielt.
    Ich selbst arbeite im Durchschnitt mit Materialstärken bis 5mm. Bei 2mm V2A Vierkandrohr stelle ich so um die 80A ein. Bei 3mm bin ich bei 95-100A. Und wichtige Faktoren sind die Geschwindigkeit und der Winkel des Brenners.
    3) Es kommt auch sehr viel auf die Nahtfom (V, X, I, u.s.w), und wie du schon geschrieben hast, auf die Schweißgeschwindigkeit an.
    4) Was ich als Laie auf den Bildern erkennen kann, hast du sehr viele Bindefehler. Die Kugelform des Schweißbades deutet darauf hin, dass das Grundmaterial zu kalt ist.
    5) Wie schon geschrieben, würde ich mit Materialstärken von 2-3mm einmal beginnen und mich dann zu 5-6mm herantasten.

    Gruß

  • Erstmal würde ich schauen ob das Schlauchpaket überhaupt dicht ist. Also vorne die Düse zu korken und dann Gastest starten.
    Wenn es irgendwo ausbläst kann an der Stelle auch Luft und damit Sauerstoff reingesaugt werden. (Wenn du eine 6er oder 8er Düse hast passen 9-12 l/min schon ungefähr)

    Und dann generell mal Stromstärke hoch drehen und ein bisschen probieren.
    Also einfach ein Stück Stahlblech mit 2-4 mm und Raupen drauf braten.

    Wenn der Zusatz nicht mal richtig schmilzt und lose Kugeln rumkleben bist du mit viel zu wenig Strom unterwegs.

    Was dann noch sein kann ist: Zu langer Lichtbogen -> keine punktuelle Hitze, damit wärmst du nur die Teile an.

    2-3 mm Abstand wäre nicht schlecht.
    Musst du mal probieren, die meisten sind zu weit weg - das Eintauchen ins Schweißbad kommt dann von alleine ;)

    Und nach 10 Meter raupen nochmal Bilder posten. Von den ersten und den letzten Raupen ;)

  • Hallo kleinermuk,

    das "G" habe ich auch nicht böse aufgenommen, bin doch froh wenn mir jemand sagt was nicht i. O. ist. Ich war nur etwas irritiert, dass Du mein endlich und mühsam ausgewähltes Gerät etwas skeptisch siehst, nur weil dies, wie viele andere auch, aus Fernost kommt. Klar ist es kein Highend-Gerät. Das war auch nicht gewollt. Der Einsatzbereich soll Haus, Hof und Fahrzeugrestauration sein mit eher dünneren Materialdicken von 1 mm bis max. 5-6 mm. Aus dem was ich bis jetzt hier gelesen habe sollte das doch für dieses Gerät gut hinkommen.

    War bisher der Meinung dünnes Blech sei schwerer zu schweißen als dickere Bleche. Und hatte deshalb auf einem 8 mm Flacheisen erst einmal nur versucht möglichst schöne Schweißraupen aufzuziehen bzw. den Zusatzwerkstoff verlaufen zu lassen. Nach was richtet sich denn die zu wählende Amp.-Zahl - nach der Dicke des Trägermaterials oder nach der gewünschten Auftragsdicke?

    Bindefehler - ja habe zumeist nur Metallkugel produziert, die einfach nicht verlaufen wollten. Der Zusatzwerkstoff schmilzt, aber er haftet nicht auf dem Flacheisen - weil dieses zu kalt ist? Hilft da "vorwärmen" mit dem WIG-Brenner, ehe man dann auch mit höherem Strom z.B. die Raupen aufschweißt?

    Wollte auch schon zwei ineinander gesteckte Stahlrohre 1" und 3/4" per Lochschweißung D 16 mm verbinden. Hat auch nicht richtig geklappt - war ein schreckliches Gebrutzel und der Bohrlochrand wollte einfach nicht sauber mit dem eingesteckten Rohr verschmelzen. Die entstandenen "Vulkanberge" mussten letztlich plangeschliffen werden. Abgesehen von der Optik ist so etwas auch Material- und Gasvergeudung :-((.


    Hallo kopp-racing,

    kommen Undichtigkeiten an einem neuen Schlauchpaket vor? Werde das aber testen.

    Zur richtigen Gasmenge stelle ich mir gerade die Frage, ob diese gleich bleibt, wenn ich nur die Keramik-Düsengröße wechsel und die Einstellung am Manometer nicht verändere?
    Ich frage mich gleizeitig was genauer anzeigt: Manometer oder diese Stahlkugel im Gasprüfer?

    2-3 mm Elektrodenabstand werde ich versuchen zu beherzigen - aber wie weit soll die Elektrode über der Keramikdüse überstehen? Variiert das zu unterschiedlichen Gasdüsen-Durchmessern?

    Werde das morgen alles mal abarbeiten und dünneres Blech suchen.

    Danke für Eure Hilfestellung - werde weiter von meinen Ergebnissen berichten,

    Beste Grüße

  • Ja klar kommt das vor. Und das bittere daran wäre, dass du ewig lange an deinen Einstellungen, Material, Handhabung, Training den Fehler suchst und trotzdem immer diese porösen Einschlüsse und Oxidverunreinigungen hast.

    Ich würde es halt sicherheitshalber vorher mal ausschließen.

    Zur Gasmenge: So genau geht es nicht, da kriegst du automatisch ein Gefühl mit der Zeit.
    Wenn etwas (leichter!) Luftzug ist 2-4 l/min mehr aufdrehen.
    Wenn viel Luftzug ist -> Luftzug beseitigen oder aufhören WIG zu schweißen.

    Außerdem: gerade am Anfang, wenn du dir nicht sicher bist und noch kein Gefühl für Düsengröße und Gasmenge hast:
    Lieber eine Nummer größer und lieber 1-2 l/min mehr Gas.
    Sonst wird es nur frustrierend weil du zu viele Fehlerquellen hast.

    Die Elektrode bei normalen Düsen so weit wie nötig, so wenig wie möglich raus stehen lassen. 1-3 Elektrodenbreiten.

    Evtl wäre so ein #8 Pyrex Cup auch nicht schlecht zum Lernen.

    Man sieht halt viel mehr durch das Glas.
    Und durch die Gaslinse ist die Gas-Abdeckung bereits bei niedrigem Volumenstrom besser.
    Wegen der Gasline kann man die Elektrode auch weiter raus stehen lassen und hat Platz für den Zusatzstab.

  • Servus,
    als Anhaltspunkt ob die Stromstärke zum Material passt kannst du testen wie lange es dauert bis du ein Schmelzbad bekommst wenn du auf einem Stück Blech oder Flachmaterial zündest und auf der Stelle bleibst, am besten mit einem guten Stück Abstand zum Rand. Nach ein bis zwei Sekunden sollte das gut ausgebildet sein, Upslope dabei weniger als ne halbe Sekunde, wenn es deutlich länger dauert ist es zu wenig Strom.

    Was die Werte aus der EWM WIG-Fibel angeht, die kann ich nicht alle so ganz nachvollziehen, es wird auch nicht gesagt unter welchen Bedingungen die zustande gekommen sind, das sieht mir teilweise nach Roboterwerten und möglichst niedriger Lagenzahl aus, für manuelles arbeiten finde ich als Richtwert 30 bis 40 A pro mm Materialdicke realistischer.
    Umgekehrt kann man mehrlagig mit 200 A auch dickeres Material als 10 mm schweißen, solange die einzelnen Lagen zueinander keine Bindefehler haben.
    Was das Fließverhalten angeht verlinke ich mal noch ein Video, da sieht man am Beginn was Brennerabstand, Anstellwinkel und Zusatzführung bei ansonsten gleichen (!) Einstellungen ausmachen

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    Ich würde, auch wenn es evtl. erstmal doof klingt, auf Flachmaterial ohne Zusatz Bahnen ziehen, um ein Gefühl für Gleichmäßigkeit bei Brennerabstand und Geschwindigkeit zu bekommen, auch was die Wärmeeinbringung betrifft dass die Breite der Anlauffarben im Rahmen bleibt. Nach ein paar Zügen abkühlen dass die Wärme die sich mit der Zeit ansammelt das Ergebnis nicht verfälscht (in Wasser abschrecken sollte man bei einem echten Bauteil NICHT machen, für das Übungsstück ist es schon ok, nur eben im Hinterkopf behalten)
    Wenn das zu deiner Zufriedenheit klappt dann mit Zusatz Auftragsschweißen, Stumpfnähte (erstmal ohne das Material großartig anzufasen), Außenecknähte und Kehlnähte.
    Lochnähte sind gerade am Anfang ein bisschen tricky was Brenner- und Zusatzführung angeht

    schöne Grüße
    Tommy

  • Hallo zusammen,

    und herzlichen Dank für die vielen Beiträge. Ich denke das hilft mir sehr gut über die schwierigen Anfangsschritte. Jetzt werde ich die ganzen Unterlagen in aller Ruhe durcharbeiten und parallel dazu üben, üben, etc., etc. - schließlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!

    Die 'EWM WIG-Fibel' gefällt mir sehr gut - genau so etwas habe ich gesucht, in verständlicher und komprimierter Form. Nochmals danke für diesen Hinweis.
    Habe wohl bisher immer versucht mit zu wenig Strom zu schweißen vor lauter Angst, dass alles verläuft bzw. das Gefühl für die richtige Amperè-Zahl muss ich mir halt noch erarbeiten.

    Eure Beiträge haben mich wieder aufgebaut - am Gerät liegt es wohl eher nicht. Aber die Schweißgeräteverkäufer könnten ruhig ihren Schweißeinsteiger-Kunden ein wenig schweißtechnisches Infomaterial an die Hand geben. Aber die haben leider oftmals noch Probleme mit richtigen und zum Gerät passenden, stimmigen Bedienungsanleitungen.

    Wie überall, müssen sich die verschiedenen und vielfältigen Interessensgemeinschaften untereinander selbst helfen.
    Vielen herzlichen Dank dafür, verbunden mit einem großem Lob an dieses Forum!

    Werde zu gegebener Zeit von meinen Fortschritten berichten und ganz gewiss natürlich neue weitere Fragen haben.

    Beste Grüße - Reinhard

  • Und schon ergibt sich eine neue Frage:

    Woran liegt es, wenn sich an der Wolfram-Elektrode beim Schweißvorgang nach kürzester Zeit gleich wieder eine sog. Kalotte bildet? Hatte das schon ein paarmal beim C-Stahlschweißen.
    Wie kann ich das verhindern?

    Habe die Nadel ca. 3 mm über dem Gasdüsenrand stehen und bin der Meinung nicht ins Schweißbad eingetaucht zu sein. Halte ich die Nadel evtl. zu dicht am Schmelzbad? Auch die Gasdüse ist mit Schmelze etwas behaftet. Gibt es eine Faustregel für den korrekten Abstand Nadel zu Schweißgut bzw. Gasdüsenabstand? Als Gasdüse hatte ich eine 5-er verwendet.

    Beste Grüße

  • Servus,

    Beim Abstand Elektrode-Schmelzbad würde ich mich dem Vorschlag von kopp-racing mit 2..3 mm anschließen.
    Beim Thema wie weit die Elektrode aus der Gasdüse raussteht gilt natürlich je weniger desto besser ist der Gasschutz, aber man sieht halt irgendwann nichts mehr. Maximal würde ich bei Standard-Gasdüsen bis halben Düsendurchmesser (außen) gehen, bei Gaslinsen wäre auch mehr möglich.
    Gasdüse am Anfang nicht zu klein, ich würde eine 6er oder 7er mit 8..9 l/min Gas empfehlen. Ich ich würde auch bei dünnem Material bei dem die WIG-Fibel was kleineres vorschlägt die 6er verwenden, kleiner nur wenn es von der Zugänglichkeit her unbedingt sein muss.

    Kalotte mit Werkstoffklecks oder ohne? Ohne wäre bei Unleg. Stahl ne Frage vom Setup -> DC, Brenner an Minus, Elektrode je nach Durchmesser nicht überlastet (Richtwerte u.a. in der WIG-Fibel)?
    Wenn Grundwerkstoff an der Elektrode ist und du nicht offensichtlich eingetaucht oder mit dem Stab drangetupft hast passiert das meist in dem Moment indem du Zusatz zugibst, der Tropfen geht u.U. nämlich im ersten Moment eher in die Höhe, das "normale", flachere Profil bekommt er dann erst wenn er etwas wärmer ist.
    Abhilfe: Versuch den Zusatz möglichst am vorderen Rand vom Schmelzbad zuzugeben und/oder in dem Moment die Brennerbewegung kurz zu unterbrechen, also die Brennerbewegung eigentlich nicht als gleichmäßig gerade Bewegung machen, sodern als Folge von Stückchen vorwärts mit dem Brenner, stehen bleiben, bisschen Draht zugeben, Stückchen vorwärts mit dem Brenner, stehen bleiben, bisschen Draht zugeben, usw.

    schöne Grüße
    Tommy

  • Stimmt, das könnte noch ein generelles Problem sein warum du kaum Hitze ins Material bekommst!

    WIG Brenner beim Stahl schweißen unbedingt an Minus!!
    Sonst wird nur deine Wolfram Elektrode heiß.

    Eine Kalotte darf sich beim DC Minus schweißen gar nicht bilden, die Elektrode muss spitz wie eine Nadel bleiben, sonst stimmt was nicht!

  • Danke für Eure beiden Antworten. Ist offensichtlich alles nicht so einfach! Mein Hauptproblem scheint zu sein erst mal die richtige Geräteeinstellung zu finden, um damit gescheit eine Naht zu schweißen bzw. zu üben. Ich glaube es bringt auch nix, wenn ich auf verschieden dicken Stahlteilen diese Übungen absolviere, da ja jedesmal diese unzähligen Einstellmöglichkeiten (die im Prinzip gar nicht vorhandene "Bedienungsanleitung" gibt m. E. für einen Anfänger kaum etwas Erhellendes her) an das andere Material neu anzupassen wäre - ist das so richtig?

    Meine Ergebnisse werden immer schlechter. Jetzt klappt nicht einmal mehr die Dünnblechnaht am Sägeblatt - es ist frustrierend.

    Maximal würde ich bei Standard-Gasdüsen bis halben Düsendurchmesser (außen) gehen, bei Gaslinsen wäre auch mehr möglich.


    Was sind "Gaslinsen"? Oder soll es Glaslinsen heißen? Sind damit die gläsernen Gasdüsen gemeint?

    Evtl. halte ich den Zusatzwerkstoff auch zu hoch an der Gasdüse, da mir dieser auch schon im Schweißbad hängen geblieben ist. Kann/darf das überhaupt sein, dass der "kleben" bleibt und nicht gleich abschmilzt?

    Ich schaue jetzt erst mal nach, ob ich evtl. auf DC-Minus schweiße ...

    Wie bringe ich System in diese Malaise?

    mit frustrierten Grüßen - Reinhard

    P.S.: Habe geprüft - Brenner ist an Minus und Masse an Plus angeschlossen. Schalter ist auf DC gedrückt. Das sollte dann doch so stimmen - richtig?

  • Brenner und Masse müsste passen. Trotzdem darf sich nie eine Kalotte bilden. Denn Kalotte heißt dass ein positiver Anteil über die Elektrode geht. Wie beim AC schweißen.

    Gaslinsen sind spezielle Düsen, die das Gas laminarer austreten lassen:

    Das geht aber mit einer normalen Düse erstmal genauso.
    Also nice to have aber erstmal nicht überlebenswichtig.

    Wenn der Zusatzwerkstoff nicht abschmilzt sondern im Bad kleben bleibt hast du viel zu wenig Strom oder einen viel zu dicken Zusatzstab.

    Ich würde nicht zu viele verschiedene Sachen ausprobieren, sondern einfach eine Stahlplatte mit 4-5mm oder mehr nehmen und eine Raupe nach der anderen drauf setzen.
    Natürlich immer mal wieder abkühlen lassen.

    Mit viel Gas (8er Düse und 10l/min) und viel Strom (130A oder mehr) anfangen.
    Und dann immer nur einen Parameter verändern.
    zB. versuchen Gas zu sparen, Strom und Geschwindigkeit zu erhöhen oder mal eine andere Größe Zusatzwerkstoff verwenden

    Dabei versuchen zügig und konstant in der Bewegung zu werden.

    2-3 Sekunden nach Zündung solltest du schon ein Schmelzbad sehen und anfangen.
    Wenn es wesentlich länger dauert gleich nochmal mit 20A mehr probieren.

  • Danke kopp-racing für den sehr informativen Beitrag. Gasdüse - Gaslinse, wieder was gelernt!

    Zur Kalottenbildung (hatte ich gerade wieder), kann es sein, dass dies auch passiert, wenn der Stromfluß zw. Masse - Schweißtisch - Werkstück - Brenner irgendwie gestört ist? Mir ist aufgefallen, wenn das Werkstück nicht ganz press aufliegt bzw. Stahltisch und Werkstück kippelt etc. an dieser Stelle ein zusätzlicher Stromkontakt entsteht. Die Stelle ist dann etwas angebrutzelt. Habe danach bemerkt es hat sich wieder eine Kalotte gebildet.

    Habe jetzt auch die Wolframelektrode nicht mehr so spitz angeschliffen, sondern nur noch ca. 45°. Zuvor waren's ca. 30° und spitzer. Der Lichtbogen war damit sehr schmal und m.E. recht labil, wurde öfters abgelenkt und hat sich, ich würde sagen, nicht richtig "entfaltet". Wie verändert sich der Lichtbogen mit größerer Stromstärke bzw. wie soll der aussehen - entsprechendes Bild oder Zeichnung wäre hilfreich um das richtig einschätzen zu können. In den vielen Videos ist das leider oftmal auch nicht gut zu erkennen.

    Ich möchte wahrscheinlich auch am Anfang gleich alles auf einmal und zusammen. Habe statt Fortschritte eher Rückschritte gemacht (sofern das ein Anfänger überhaupt kann) und wollte daher zurück zur m.E. recht gut gelungenen Sägeblattverschweißung lt. den geposteten Fotos. Hat aber jetzt gar nicht mehr funktioniert.

    Mein Ziel ist das baldmöglichste Einschweißen eines Karosseriebleches und weiterer Schwellerbleche in ein Fahrzeug. Also alles Bleche mit D = 1 mm. Aber nur wenn ich vorher weiß ich kann's ;) . Bis jetzt ist es noch lange nicht so weit.

    Als Zusatzwerkstoff, Wolfram-Elektroden und Düsen habe ich derzeit nur 1,6-er und 2,4-er und Materialdicken von 8, 2,5, 1 und 0,5 mm.

    Es ist für mich visuell auch schwer erkennbar (in Verbindung mit dem 'dotteligen Flämmchen'), ob das Material schon breiter aufgeschmolzen ist oder noch als Tropfen aufliegt.
    Wenn ich die Auftrags-Schweißübung nach dem obigen Foto absolviere, richtet sich da die Strommenge immer nach der Dicke des Materials, auf das aufgetragen wird? Denn da wird es sicher Unterschiede geben ob das auf einem dicken I-Stahlträger oder einer 8-er Stahlplatte erfolgt. Die Nähte auf dem Foto sehen sehr schuppig und grob aus, ist das gewollt?

    Sorry für die vielen Fragen - aber wie soll ich's sonst verstehen und lernen f050.gif .

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