WIG + Absaugung = ?

  • Hallo,

    ich versuche gerade, WIG zumindest mal theoretisch zu verstehen, und bin jetzt schon einige Male über die Aussage gestolpert, dass beim Schweißen von Edelstahl Rauchabsaugung nahe am Werkstück angesagt ist - macht ja auch Sinn mit Chrom und Nickel im Material.

    Ich verstehe aber nicht so ganz, wie das mit dem Schutzgas funktionieren soll. Wenn da im Abstand von 20-30cm mit >1500m3/h abgesaugt wird, stört das nicht die Abschirmung der Schweißstelle?

    Oder habe ich da irgendwie völlig falsche Vorstellungen?

  • "Rauch"absaugung: Wenns beim WIG schweißen raucht läuft was schief ;)

    Jeder Luftzug stört - gerade bei Cr-Ni wenn man keine Anlauffarben haben will. Bei Gasdüsen mehr als bei Gaslinsen.
    Wenn du die Absaugung so nah (20-30cm) ranbringst funktioniert WIG sicher nicht mehr, weil die Gasglocke weggezogen wird.

    Wieviele Stunden schweißt du denn täglich CrNi?
    Wenn es nur hier und da 2-3h sind würde ich wegen dem Ozon ab und zu die Absaugung in den Pausen einschalten.
    ...oder einfach zwischendurch lüften...

    Ansonsten halt einen Frischlufthelm, was gutes kostet aber vierstellig.

  • "Rauch"absaugung: Wenns beim WIG schweißen raucht läuft was schief ;)

    Hehe, ja gut - Dampf, Qualm, heiße Luft, wie auch immer man das nennen will, das die ganzen bösen kleinen Chrom(VI)-Verbindungen transportiert, die man man nicht unbedingt in der Lunge haben will.

    Zitat


    Wieviele Stunden schweißt du denn täglich CrNi?
    Wenn es nur hier und da 2-3h sind würde ich wegen dem Ozon ab und zu die Absaugung in den Pausen einschalten.

    Bis jetzt gar nicht und wenn, dann wird es sicherlich sehr wenig. Ich konnte mir nur auf die widersprüchlichen Angaben mit "WIG + Absaugung" keinen Reim machen, das kam mir irgendwie sinnlos vor. Daher wollte ich hier mal nachfragen, was davon zu halten ist.

    Falls sich jemand ähnliche Gedanken macht, das hier ist interessant dazu: http://www.dguv.de/medien/fb-holz…issen_heft6.pdf

    Danke dir für die Antwort! :)

  • Ist auch interessant, aber ich halte das für sehr wenig. 2h durchgehend Schweißen - ein paar µg/m³.
    Das macht auf eine mittlere Werkstatt mit 100 m³ gerechnet ein paar ng.
    Zigarettenrauch hat mehr und das deutlich konzentrierter.

    Vielleicht rechne ich aber auch falsch rum :S

    Öfter mal lüften kann sowieso nicht schaden wegen dem Ozon, Formiergas,...

  • Was ich in dem PDF nicht verstehe, ist der Satz

    Zitat

    2.2.2.1 Zusammenfassung der Analyseergebnisse
    Die Ergebnisse zeigen eine gemittelte Schweißrauchemissionsrate von 0,0098 mg/s, also einen etwa zehnfach niedrigeren Wert als beim WIG-Schweißen mit Zusatzwerkstoff.

    Was meinen die mit Zusatzwerkstoff? Der Schweißdraht beim WIG sollte doch möglichst nahe am Material liegen, ein bisschen Draht dazu kann doch nicht auf einmal einen 10-fach höheren Wert ergeben...? ?(

  • Etwas höher könnte schon sein, zum einen ist der Zusatz meistens etwas höher legiert als das Basismaterial und zum anderen wird der Zusatz beim Abschmelzen ja kurzzeitig heißer als das Basismaterial was durch umliegende thermische Masse gekühlt wird. Daher hat man evtl. etwas mehr Verdampfung.

    Gleich darunter im Punkt 3 kommt sehr oft die Ausführung "Gehalt unter der Nachweisgrenze".

    Hat für mich den Beigeschmack von "Multimeter im Milliohm Bereich messen".
    Oder mit dem Meterstab Zehntel ablesen.

    Da kann allein durch die Messfehler schnell ein Faktor 10 zusammen kommen.

    Aber das wichtigste ist doch:

    Zitat

    Allerdings wird in BGI 855 darauf hingewiesen, dass aufgrund der niedrigen Emission von Cr(VI)-Verbindungen und NiO außer der Optimierung der verfahrensspezifischen Parameter und der Einnahme einer günstigen Arbeitsposition der schweißenden Person keine besonderen Maßnahmen erforderlich sind.

    Keine besonderen Maßnahmen ist immer gut :)

    Zitat

    Die Ergebnisse der hier beschriebenen Untersuchungen bestätigen die bisherigen Abschätzungen und Erfahrungen. Chrom (VI)-Verbindungen wurden nicht nachgewiesen und lagen eindeutig unterhalb der Nachweisgrenze. Der durchschnittliche Nickelgehalt lag bei 0,084% in einer Gesamtschweißrauchemission von 0,0098 mg/s und kann deswegen vernachlässigt werden. Dementsprechend kann auf eine Absaugung im Entstehungsbereich verzichtet werden

  • Etwas höher könnte schon sein, zum einen ist der Zusatz meistens etwas höher legiert als das Basismaterial und zum anderen wird der Zusatz beim Abschmelzen ja kurzzeitig heißer als das Basismaterial was durch umliegende thermische Masse gekühlt wird. Daher hat man evtl. etwas mehr Verdampfung.

    Ah ja, guter Punkt.

    Zitat


    Keine besonderen Maßnahmen ist immer gut :)

    a025.gif

    Dann werde ich meinen Abzug noch fertig basteln, immer brav die 3M vor die Nase schrauben und es gut sein lassen. Wahrscheinlich fange ich mir bei jedem Grillen wesentlich Schlimmeres ein... :D

  • Lieber mit Absaugung schweißen und zwar so, daß die Schweißrauche abziehen können und nicht die Gasglocke beeinträchtigt wird. Absaugung ist bei CrNi-Stählen sehr wichtig. Es entsteht Krebserregendes Chrom-6.

  • Zum verlinkten Artikel:
    Ich hätte mir bei solchen Untersuchungen aber schon gewünscht, dass man zusätzlich auch mal einen realen, sprich: menschlichen Schweißer hätte schweißen lassen. Hier war nur ein Roboter im Gange, der stets einen Abstand von exakt 3mm zwischen Werkstück und Spitze eingehalten hat. Ein Anfänger schafft das nie und nimmer und wird bei größerem Schweißabstand, aber auch beim Beginn jeder Naht, schnell deutlich mehr Energie (weil die Spannung bei gleichem Strom mit dem Abstand steigt) und damit mehr Wärme ins Werkstück einbringen, was dann deutlich mehr ausgasen würde.

    Und nicht vergessen: Hier war das Schweißen ohne Zusatzwerkstoff (ist ja doch eher selten) untersucht worden, was laut Erfahrung etwa um den Faktor 10 geringere Emissionen erbringen soll, als das "normale" WIG-Schweißen mit Zusatzwerkstoff - kopp racing hat's ja oben schon erklärt. Mit Zusatzwerkstoff und bei einem menschlichen Schweißer sieht das also leider anders aus.

    Und da das Absaugen gerade beim WIG-Schweißen problematisch ist, bliebt mein Fazit auch nur dies: Helm mit Frischluftzufuhr ist der Weg, denn die Gesundheit ist unbezahlbar - und der Krebs interessiert sich nicht für Mindestmengen. Allerdings sind diese Helme auch (fast) unbezahlbar blau001.gif (Eine faire Preispolitik gerade an einer solchen Stelle wäre wirklich wünschenswert.)

    Gruß Marc

  • Bei WIG finde ich das ziemlich unproblematisch. Die Dämpfe und Rauche sind ja nicht gerade schwer. Wenn du die Absaugung 450 von der Schweißstelle weg hast (meine Erfahrung mit den mobilen Absaugungen von ESTA), dafür aber möglichst über der Schweißstelle positionierst, gibt es keine Probleme. Kann ich mir nicht vorstellen - auch nicht bei anderen Produkten.

    N bisschen Klugscheißen btw: WIG-Schweißen ohne Zusatzwerkstoff ist wieder ein anderes Schweißverfahren mit entsprechend anderer Ordnungsnummer, nämlich 145 statt 141.

  • N bisschen Klugscheißen btw: WIG-Schweißen ohne Zusatzwerkstoff ist wieder ein anderes Schweißverfahren mit entsprechend anderer Ordnungsnummer, nämlich 145 statt 141.

    Wenn dann aber richtig, ohne Zusatz ist 142, 145 ist mit reduzierenden Schutzgasanteilen ;)

    schöne Grüße
    Tommy

  • Hallo Community. Ich wollte keinen neuen tread aufmachen, obwohl ich mich mit dem gleichen Thema aktuell auch beschäftige. Möchte auch eine Absaugung realisieren. Die Idee ist eine Kernlochbohrung zu machen und einen 150-er oder 180–er Lüfter mit Abzugshaube zu installieren. Da Argon schwerer als Luft ist, macht es vermutlich Sinn die Bohrung nicht so hoch zu machen. Was würdet ihr an meiner Stelle tun?

  • Ich habe eine Deckenhöhe von 2, 85m,
    dafür aber eine relativ kleine Grundfläche von ca, 8qm und leider keine Fenster. Zuluft ist da, wobei ich noch nicht genau nachgeschaut habe ob es funktioniert. Die Frage ist, wo wäre die angedachte Absaugung am sinnvollsten?

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