Messer Griesheim UNIWIG GW 280

  • Hallo zusammen,


    wir haben bei uns in der Werkstatt ein Schweißgerät gebraucht bekommen und möchten es gerne zum WIG-Schweißen von Aluminium in Betrieb nehmen. Es handelt sich um das Modell UNIWIG GW 280 von der Firma Messer Griesheim. Leider haben wir keine Bedienungsanleitung von dem Gerät und auch im Internet ist nichts zu finden. Ich persönlich habe vom Schweißen wenig Ahnung, also bitte verzeiht mir Anfängerfragen. Und unser Schweißer wiederum hat vom Internet keine Ahnung, daher wende ich mich an euch.

    Ich würde gerne eine Art Kurzbedienungsanleitung verfassen und möchte die Funktion der einzelnen Bedienelemente (1 - 8) und Anschlüsse der Anlage klären (A1 - A5). Und dann auch zunächst einmal die Frage welche Schweißverfahren die Anlage beherrscht. Angeschlossen ist zurzeit eine WIG-Pistole.


    Schweißverfahren:

    • DC-WIG
    • AC-WIG
    • Lichtbogenhandschweißen
    • Kann das Gerät noch mehr?


    Bedienelemente (1 - 8):

    • Strom I1
    • Strom I2 (Hierzu direkt mal eine Anfängerfrage: Gilt die Einstellung der zwei Stromstärken hier nur für Wechselstromschweißen, wobei eine der beiden Spannungen negativ ist, oder gibt es eine Art Puls-Verfahren, bei der die beiden Stromstärken die selbe Polarität haben und immer zwischen den Stromstärken gepulst wird?)
    • Strom-Bereichsauswahl
    • Umschalten Wechselstrom/Aus/Gleichstrom
    • Ich vermute mal, dass hier zwischen WIG und Lichtbogenhandschweißen umgeschaltet wird, wobei mir unklar ist, was genau die Schweißraupe, die unterbrochene Schweißraupe und die Schweißpunkte symbolisieren sollen?
    • Einstellen der Zeiten bzgl. Bedienelement 1&2
    • kein Schimmer?
    • erst recht kein Schimmer?


    Anschlüsse (A1 - A5):

    • Anschluss der Pistole
    • Unklar?
    • Anschluss Massekabel für welches Verfahren?
    • Anschluss Massekabel für welches Verfahren?
    • Anschluss Massekabel für welches Verfahren?

    Ich hoffe dass man mir hier weiter helfen kann. Und falls es weitere Infos zur Anlage braucht - jederzeit!


    Vielen Dank,

    d-beam

  • Das UNIWIG 280 ist, wie es der Name schon sagt, ein WIG-Schweißgerät.
    MIG-Schweissen geht damit nicht!

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    Wolfgang

  • Fein! Damit hätten wir ja schon mal Grundlegendes geklärt.
    Jetzt wennst nochn Foto vom Brenner einstellst, kannn ich Dir die Knöpfchens alle erklären.

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    Wolfgang

  • das klingt doch gut, danke Wolfgang!


    Ich habe noch einmal drei Bilder angehängt vom Zubehör, dass mit der Anlage mitgekommen ist: Druckminderer, Pistole und eine Box mit diversen Zubehörteilen wie Elektroden und Gasdüsen etc.

    Mir ist außerdem aufgefallen, dass die als 6, 7 und 8 bezeichneten Bedienelemente im ersten Bild "blind" sind. Es scheint sich hier um Features einer umfangreicheren Anlage zu handeln, die in diesem Modell nicht verfügbar sind.

    Gruß,
    d-beam

  • Aha,
    der Brenner ist ein WW 30 von Binzel, auch bekannt unter der Bezeichnung SR 18 bei anderen Herstellern.

    Zum Gerät:
    Nr. 4 ist der Hauptschalter unabhängig vom Schweißverfahren.
    Also Schalter nach rechts (=) ist Gleichstromschweissen, Schalter nach links (~) ist Wechselstromschweissen.
    Schalter 5 ist der Betriebswahlaschalter.
    Ganz nach links ist WIG-2 Takt, eine Stufe nach rechts ist WIG-4Takt. das mit den Punkten wäre WIG-Punkten (ist aber bei dem Gerät nicht vorgesehen) und ganz nach rechts ist Elektroden-Handschweissen.
    6,7 und 8 sind optional und bei diesem Gerät tot, da nicht vorgesehen.
    A2 ist der Anschluss für einen Fernregler.
    A1 ist der Anschluß für das WIG-Brenner Steuerkabel (Tuchelstecker 5-pol., Bajonettverschluß)
    1 ist der Haptschweißstrom I1
    2 ist der Absenkstrom I2
    3 ist der Grobstufenwahlschalter für die Bereiche gelb, grün oder rot.
    A5 ist der Anschluß für das Massekabel beim WIG-Schweissen mit Filterkondensator
    A4 ist der Anschluß für das Massekabel beim WIG-WechselstromsSchweissen ohne Filterkondensator oder Wechselstromschweissen mit der Elektrode.

    Also beim WIG-Schweissen, das Massekabel immer auf A5 einstecken, da gehts am Schönsten.

    So nun zum WIG-Schweissen selbst:

    Ich gehe mal davon aus, daß Du Alu schweißt.

    Also Schalter 4 nach links, Gerät (wasserpumpe) läuft.
    Gehen wir von einem 2er Blech aus, dann wählen wir als Schweißstrom ca. 65 A.
    Also Schalter 3 auf Stufe grün und am Poti 1 den Strom auf ca. 65 A einstellen.
    Den Absenkstrom stellen wir auf ca. 40A, also Poti 2 auf 40 A einstellen.

    Stellen wir den Schalter 5 nun auf WIG 4-Takt, wie oben beschrieben, dann funktioniert die Schweißerei wie folgt:

    Brennertaster vorne drücken und gedrückt halten, das Gerät zündet mit 40A. Lasse ich nun den Brennertatser los, geht das Gerät hoch auf den Schweißstrom I1, also 65A.
    Möchte ich das Schweissen wieder beenden, drücke ich wieder den Brennertaster vorne, dann geht das Gerät wieder auf 40A nähmlich I2 runter. Lasse ich nun den Brennertaster los, schaltet das Gerät den Schweißstrom ab.

    Mit dem Brenner auf der Schweißstelle bleiben, bis die automatische Gasnachströmzeit das Argon abstellt!

    Während des Schweissens kann ich den Schweißstrom absenken, wenn ich den Brennertaster hinten drücke!
    Merke ich also, ui das wird mir zu heiß, dann den Brennertaster hinten drücken, der Strom geht auf I2 runter. Lasse ich den Brennertaster wieder los, geht der Strom wieder auf I1 hoch.

    Als Gasmenge würde ich beim Alu so um die 8 Liter/Min am Druckminderer einstellen.

    WIG-2 Takt funktioniert eigentlich genauso, nur daß während des Schweissens der Brennertaster gedrückt gehalten werden muß! Das hat natürlich zur Folge, daß man beim Schweissen wesentlich mehr zittert.

    So, nun viel Spaß. Weitere Fragen beantworte ich gerne, nur nicht mehr heute, weil ich um 4.30 Uhr raus muß

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    Wolfgang

  • Wow, vielen Dank Wolfgang!!

    Da bleiben jetzt erstmal keine Fragen offen. Jetzt muss ich mir nur noch schnell ne Flasche Argon organisieren und dann können die ersten Versuche starten.

    Auch wenn ich hier noch viel Literatur studieren kann und will, vielleicht doch noch eine einfache Anfängerfrage:
    Bei den Alu-Profilen die wir schweißen möchten, weiß ich nicht um welche Legierungen es sich handelt. Brauche ich für den Anfang unbedingt Schweißzusatz? Und wenn ja, muss ich klären, um welche Legierung es sich handelt, oder gibt es eine Art Universal-Schweißzusatz?


    Nachtrag:

    Noch eine Frage, da ich mit den Masseanschlüssen etwas durcheinander komme. Vom Prinzip her kann das Schweißgerät also WIG und E-Handschweißen, aber keine MIG/MAG, da es ja offensichtlich keine Drahtelektroden-Nachführung hat. Ist das so richtig?

    Und dann noch einmal zu den Masseanschlüssen. Stimmt die folgende Auflistung so? Und wo wird die Masse angeschlossen beim E-Hand-Gleichstromschweißen?

    Masseanschluss A3:

    - WIG-Gleichstromschweißen mit Negativmasse (positive Schweißelektrode)
    - E-Hand-Wechselstromschweißen

    Masseanschluss A4:
    - WIG-Wechselstromschweißen ohne Filterkondensator

    Masseanschluss A5:
    - WIG-Wechselstromschweißen mit Filterkondensator
    - WIG-Gleichstromschweißen mit positiver Masse (negative Schweißelektrode)

  • Man kann mit keiner konventionellen WIG-Stromquelle MIG-MAG Schweißen. das liegt nicht am fehlenden Drahtvorschub, sondern an der Kennlinie des Transformators.
    Man kann jedoch mit jeder(!) WIG-Stromquelle auch Elektroden-Hand-Schweissen.

    Das Uniwig ist so gebaut, daß beim WIG-Gleichstromschweissen, der Brenner automatisch an Minus(-) und die Massekabel an (+), also A4 oder A5 liegen.
    Beim WIG-Wechselstromschweissen nimm besser A5, weils einfach besser geht.

    Zum Elektrodenschweissen nimmste bei Wechselstrom den Elektrodenhalter auf A3 und die Masseklemme auf A4.
    Werden Elektroden an Gleichstrom verschweißt, ist auf die Polarität zu achten!!!!
    Diese steht auf der Elektrodenschachtel drauf!! also z.B.: ~ +. D.h. diese Elektroden kann an Wechselstrom, oder an Gleichstrom, dann aber am Pluspol verschweißt werden.
    Das bedeutet dann den Elektrodenhalter auf (+), also an A4 und die Masseklemme auf (-), also an A3 anstecken.

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    Wolfgang

  • Zu dem Aluminium schweißen, mit dem ALMg 5 Zusatzwerkstoffen können für fast alle Aluminiumlegierungen verschweißt werden,und überwiegend sind es nur zwei sorten im Metallbau die verarbeitet werden.

  • Ich nehme für Alu zum WIG-Schweissen den S-AlMg4,5Mn. Damit kannste nahezu alles schweissen, außer Guß
    Für AluGuß nehm ich den S-AlSi5.
    Das mach ich nun schon seit 30 Jahren so und bin bisher immer gut gefahren.

    Nachteil beim S-AlMg4,5Mn ist, daß wenn die Teile nach dem Schweißen noch eloxiert werden sollen, die Schweißnaht nicht farbgleich mit dem Grundwerkstoff wird!

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    Wolfgang

  • Wow Leute, ich danke euch vielmals für die schnellen und kompetenten Antworte!


    Ich sehe, was die Zusatzstoffe angeht, hat da jeder ein Bisschen sein eigenes Rezept.
    Aber wie sieht das aus, was passiert, wenn ich komplett ohne Zusatzstoff schweiße?

    Und dann noch eine hoffentlich letzte Frage zu den Anschlüssen:
    Was passiert beim MIG-Gleichtstromschweißen, wie pole ich meine Elektrode um und wo kommt die Masse für + und - rein?


    Gruß,
    d-beam

  • @'d-beam
    ich denke Du sprichst vom WIG-Gleichstromschweissen, oder?!
    Das UNIWIG GW 280 kann man nicht umpolen!
    Beim WIG-Gleichstromschweissen ist die Wolframaelektrode im WIG-Brenner automatisch an Minus(-) und die Masseklemm stöpselst entweder an A4 oder A5 ein, das ist wurscht!

    Wolfgang

  • Schweissen komplett ohne Zusatz ist zwar möglich hat aber Nachteile. So. z. B. hast fast immer eine Hohlkehle in der Naht und auch bei diversen Legierungen neigen die Nähte zu Heißrissen (z.B. Al-Si Legierungen)

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    Wolfgang

  • So, ich habe erste Schweißversuche unternommen. Sieht auch prinzipiell erst einmal nicht schlecht aus, aber leider fliegt immer wieder die Sicherung raus.

    Mal fliegt eine 16 A und mal eine übergeordnete 25 A Sicherung. Hat jemand eine Ahnung woran das liegen könnte?

  • Die Absicherung ist zu gering.
    Das Gerät braucht mindestens 32 A träge, oder besser noch 63 A.

    Wolfgang

  • Super, mit 32 A-Sicherung klappt nun alles.
    Ich war erstaunt zu sehen, dass die Anlage ja gar kein Drehstrom benötigt, sondern lediglich eine Phase mit 380 V.

    Jetzt starten die Versuche. Vielen Dank für die tolle Unterstützung!

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