Wärmeeintrag beim MAG und WIG Schweissen

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke jeder kennt die Situation oder vertritt selber auch die Ansicht:

    "Das wird mit MAG gehoften/geschweisst weil weniger Wärme (weniger Verzug) eingebracht wird als beim WIG"!

    Meine Ansicht nach ist dies aber, bei Einhaltung der richtigen Schweißparameter, nicht der Fall.

    Wie sind Eure Erfahrungen bzgl. der Wärmeeinbringung/Verzug bezüglich dieser beiden Schweißprozesse?

  • Ich denke mal du meinst damit das Schweißen im Dünnblech bereich bis 5 mm,da wirst zwischen 3 und 5 mm immer mehr verzug mit dem Wig-schweißen haben.
    Bei Unlegierten Stählen ist das Mag-schweißen ja auch kein Problem,aber wo die Schweißgüte noch ne Rolle spielt ist das Wig-schweißen doch die besser Wahl,erst recht bei Aluminium oder Edelstähle bis 3 mm.

    Mit den richtigen Schweißparameter ist das noch nicht getan,Schweißnahtvorbereitung,Schweißposition u.s.w. schweißt du Steignaht oder Kehlnaht bei z.b 5 mm ist ein riesen Unterschied.
    Verzug zu minimieren ist immer Schwierig,viel Erfahrung spielt da ne große Rolle.

  • Meiner Erfahrung nach ist die Wärmeeinbringung beim WIG schweißen geringer als bei MAG wenn man auf einige Parameter achtet. Wenn man den Lichtbogen sehr kurz hält, die Stromstärke etwas höher stellt und dadurch mit hoher Geschwindigkeit schweißt, ist die Wärmeeinbringung minimal. Zieht man den Lichtbogen jedoch lang, schweißt mit einer zu geringen Stromstärke und dadurch sehr langsam, wird auch verdammt viel Wärme in das Material gebracht.
    Also die Stromstärke lieber etwas höher stellen und dafür schneller schweißen.

    Gruß, Felix

  • Man sollte mal zwei Nähte ziehen
    So 1m lang dann sollte man den Verzug deutlich sehen.
    Es kommt aber auch immer auf das Material an.
    Ich kann sagen bei Alu hast dev. weniger Verzug mit MIG.
    Ausserdem kommt es auch drauf an was für ein a Maß geschweisst wird sprich wenn ich mit WIG eine
    4er Naht schweissen müsste wäre der Verzug ebenfalls wesentlich höher als mit MIG oder MAG.

    • Offizieller Beitrag

    Also ich habe schon die zwei Schweißprozesse an ein und der selben Konstruktion (2-3mm - selbe Voraussetzungen beim Spannen usw.) testen lassen und dabei weniger Verzug beim WIG festgestellt.

    Mit was für einen Lichtbogen hast Du die Bleche geschweißt, wie gehoften, wie gespannt und wurde eine Unterlage ("Badsicherung") benutzt?

  • Moin,
    Verzug entsteht durch Wärmeeinbringung und Nahtvolumen.
    Wärmeeinbringung errechnet sich laut EN 1011-1 aus (U*I / v)* k also Spannung mal Stromstärke dividiert durch die Geschwindigkeit multipliziert mit dem Faktor k. Der Faktor k ist Verfahrensspezifisch und beträgt für MIG/MAG 0,8 und für WIG 0,6. Die Referenz bildet das UP schweißen mit einem Wert von 1,0 also 100%. WIG hat also einen ca. 20% geringeren Wärmeeintrag als MAG wenn die Schweißgeschwindigkeit und die Leistung gleich sind.
    Das Nahtvolumen ist besonders bei Kehlnähten interessant wegen der dort besonders auffälligen Winkelschrumpfung.

    Gruß seaman :sailor:

    • Offizieller Beitrag

    WIG hat also einen ca. 20% geringeren Wärmeeintrag als MAG wenn die Schweißgeschwindigkeit und die Leistung gleich sind.

    Wenn die Schweißgeschwindigkeit gleich ist/bleibt ist die Wärmeeinbringung beim WIG noch geringerer:

    2mm Blech, Position PA, gleiche Werte, nur Faktor unterschiedlich, Vs beide = 21cm/min

    Faktoren gleich.jpg

    da aber die Schweißgeschwindigkeit beim MAG/MIG höher liegt, in der Regel geht man von max. 60cm/min beim teilmechanischen Schweißen aus, sieht die Sache schon etwas anders aus:

    2mm Blech, Position PA, Vs bei MIG = 40cm/min

    VS-40cm.jpg

    2mm Blech, Position PA, Vs bei MIG = 60cm/min

    VS-60cm.jpg

    Ebenso kann sich eine höhere Lichtbogenspannung beim WIG, welche durch Abstandsvergrößerung zwischen Elektrode und Blech entsteht, den Vorteil des niedrigeren thermischen Wirkungsgrades reduzieren.

  • Zum Vergleichen wäre es aber dennoch vielleicht interessanter, wenn man die Parameter in allen drei Vergleichen gleich stellt.

    Was ist eigentlich für das Material kritischer
    - lange an einer Stelle herumbraten, so dass die Temperatur vielleicht nicht ganz so hoch wird, dafür aber in einem großen Bereicht
    - die gleiche Energie schneller einbringen, also eine höhere Temperatur erreichen, dafür in einem kleineren Bereich

    Oder kann man das nicht pauschal sagen, weil einige Legierungen dies lieber mögen, die anderen lieber jenes?

    Kippt der Bauer Milch in den Tank, wird der Trecker sterbenskrank.

    • Offizieller Beitrag

    Es ist eigentlich so wie beim Backen/Braten, man braucht eine gewisse Temperatur um ein gutes Brot herzustellen zu können, wenn man es jedoch übertreibt/untertreibt, dann kann man es wegwerfen.
    Natürlich haben Stähle und Nichteisenmetalle + deren Legierungen unterschiedliche Eigenschaften/"Wärmewünsche", welche beim Schweißen zu beachten sind.
    Wenn man zu lange "auf einer Stelle herumbratet" wird es sicherlich negative Auswirkungen auf den Grundwerkstoff und/oder dessen mechanisch/technologischen Eigenschaften haben, als auch Schweißnahtfehler und natürlich auch Verzug/Verwerfungen/Spannungen hervorrufen. D.h. auf deutsch, man kauft sich einen Oberklassewagen mit lauter Extras und legt ihn dann auf die Schrottpresse.
    Man sollte also "die gleiche Energie" so auswählen/anwenden, daß ein zügiges Schweißen ("in einen kleineren Bereich") möglich ist und der Grundwerkstoff nicht zu sehr leiden muß.

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